# taz.de -- Kommentar Frieden in Nahost: Gefährliche Ignoranz | |
> Trump und Netanjahu nutzen die Chancen für Frieden im Nahen Osten nicht. | |
> Dabei haben sie derzeit einflussreiche Verbündete in der Region. | |
Bild: Der Hoffnungsschimmer für Frieden im Nahen Osten wird schmaler | |
US-Präsident Donald Trump wird in die Geschichtsbücher eingehen. Allerdings | |
nicht als der Mann, der [1][den Nahen Osten befriedet] hat, wie er es zum | |
Amtsantritt vor einem Jahr vollmundig versprach, sondern als der | |
US-Präsident, der dem Friedensprozess den Garaus machte. | |
Er will zur geplanten Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach | |
Jerusalem im Mai persönlich in die „ewig jüdische Hauptstadt“ kommen, wie | |
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu frohlockt. Damit sei das leidige | |
Thema Jerusalem schon mal vom Tisch, und man könne sich den restlichen | |
offenen Streitpunkten mit voller Aufmerksamkeit widmen. Eigentlich keine | |
schlechte Idee, denn Jerusalem war zentraler Grund für das Scheitern der | |
Verhandlungen in Camp David, damals, vor 18 Jahren, als der Frieden schon | |
so greifbar nah schien. Wären da nur nicht [2][die Palästinenser]. | |
Die wunderbare Freundschaft zwischen Trump und Netanjahu, der Verlust eines | |
um Neutralität zumindest bemühten Vermittlers, gepaart mit der Ohnmacht | |
oder dem Desinteresse vom Rest der Welt lässt den Palästinensern wenig | |
Handlungsspielraum. Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass | |
die Hamas im Gazastreifen darauf dringt, wieder verstärkt auf gewaltsamen | |
Widerstand zu setzen. Und in den Reihen der Fatah im Westjordanland wächst | |
der Druck auf Präsident Mahmud Abbas, die Sicherheitskooperation mit | |
Israels Armee zu beenden. | |
Hamas und Fatah nähern sich aus Mangel an anderen Verbündeten einander an. | |
Noch nicht deutlich auf der Führungsebene, dazu hängt Abbas zu sehr an | |
seiner Macht, aber ideologisch rücken sie zusammen. Je klarer wird, dass es | |
auf absehbare Zeit keine Verhandlungen geben wird, desto größer die | |
Annäherung der beiden verfeindeten Lager. [3][Ein Ende der | |
Sicherheitskooperation] mit Israel käme einer Wiederaufnahme des | |
bewaffneten Kampfes gleich. | |
Dabei hätte alles so anders sein können. Israel ist der arabischen Welt | |
näher als je zuvor, so Netanjahu und hat damit teilweise sogar Recht. Ein | |
eine Million Dollar schwerer Gashandel mit Ägypten, enge wirtschaftliche | |
Kooperation mit Jordanien und sogar der Austausch nachrichtendienstlicher | |
Geheiminformationen mit Riad – all das hätte die Regierung in Jerusalem | |
nutzen müssen bei Verhandlungen mit Abbas. | |
## Ausgangslage war besser als zu Camp David-Zeiten | |
Mit Unterstützung arabischer Staaten hätte man ihn möglicherweise | |
kompromissbereiter stimmen können bei den für die Palästinenser besonders | |
schmerzlichen Fragen, etwa den Gebietsaustausch, die Siedlungsblöcke und | |
Israels militärische Präsenz im Jordantal. Hätten Israels ehemaliger | |
Ministerpräsident und Verhandlungschef Ehud Barak damals in Camp David | |
solch einflussreiche Partner gehabt, würden tausende Opfer der Zweiten | |
Intifada vielleicht heute noch am Leben sein. | |
6 Mar 2018 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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