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# taz.de -- Petition der Woche: Frauenrechte? Rechte Frauen!
> Rechte hetzen unter #120db gegen Geflüchtete. Der Hashtag soll #MeToo
> Konkurrenz machen. Die Rapperin Sookee startet nun eine Gegenkampagne.
Bild: In der Identitären-Kampagne sieht Sookee ein Beispiel für die „Verein…
Die jungen Frauen sitzen in Wohnzimmern, vor Ikea-Regalen und
Rauhfasertapeten, an betont normalen Orten. Ernst schauen sie in ihre
Webcams. „Ich wurde in Kandel erstochen, ich wurde in Malmö vergewaltigt,
ich wurde in Rotherham missbraucht“, sagen sie. „Es dauerte stundenlang,
keiner war da, um mir zu helfen.“
Seit Ende Januar kursiert das Video unter dem Hashtag #120db im Netz. Doch
was anfangs wie ein Ableger der #MeToo-Initiative wirkt, entpuppt sich
schnell als rechte Hetze. Die Frauen beziehen sich einzig auf die Opfer von
Sexualverbrechen, bei denen die Täter einen Migrationshintergrund hatten.
Begleitet von dramatischer Musik erklären sie Einwanderer zu den
Hauptverantwortlichen sexualisierter Gewalt. „Wir sind nicht sicher, weil
ihr euch weigert, unsere Grenzen zu sichern“, klagen sie die Regierung an.
Der Name der Kampagne – 120 Dezibel – leitet sich von der Lautstärke eines
handelsüblichen Taschenalarms ab, der sich laut den Initiatoren
mittlerweile in jeder Frauenhandtasche befinde. Ein Blick in das Impressum
der Kampagne verrät, wer dahintersteckt: Die Seite ist auf den Namen von
Daniel Fiß angemeldet, er gehört dem Bundesvorstand der Identitären
Bewegung an. Die rechte Gruppierung wird schon seit Längerem vom
Verfassungsschutz beobachtet.
Besonders wütend machte das Hetzvideo die Berliner Rapperin Sookee. Mitte
Februar startete sie eine Gegenkampagne in Form [1][einer Petition auf
change.org] unter dem Hashtag #no120db. [2][Dazu schrieb sie einen Rap], in
dem sie den rechten Ideologen entgegnet. „Sie sagen Gewalt sei ein
importiertes Phänomen / häusliche Gewalt hingegen bleibt völlig unerwähnt /
weiße deutsche Täter offenbar kein Problem“, rappt sie. Ihr Fazit: „Ihr
seid nicht für Frauenrechte, ihr seid rechte Frauen.“
## Die Identitären reagierten
Sookee gehört zu den bekannten Stimmen des Queerfeminismus in Deutschland.
In der Identitären-Kampagne sieht sie ein perfektes Beispiel für die
„Vereinnahmung feministischer Debatten für eine rassistische Agenda“. Das
„eingegrenzte Täter- und Opferbild“ ist Sookees Problem. „Wären sie
wirkliche Feministinnen, hätten sie ein globales Verständnis von
Frauensolidarität“, sagt sie.
Es folgten weitere Protestvideos, etwa von den Poetry-Slammerinnen [3][Lisa
Christ] und [4][Carmen Wegge]. Die Petition hat mittlerweile über 30.000
Unterschriften. Die Identitären reagierten, indem sie auf ihrer Website auf
eine Kriminalstatistik von 2016 verweisen. Sie würde beweisen, dass die
Anzahl sexueller Übergriffe mit den zunehmenden Einwanderungszahlen steigt.
Es gibt jedoch Gründe dafür, weshalb solche Statistiken nicht sehr
aussagekräftig sind. Etwa werden Sexualdelikte von Ausländern prozentual
häufiger angezeigt als die von Deutschen oder von Familienmitgliedern. Auf
der #120db-Website wird auf die Tücken von Kriminalstatistiken nicht
eingegangen, stattdessen werden die Zahlen nach eigenen Zwecken ausgelegt.
Übrigens trafen die Anhänger der beiden Dezibel-Kampagnen nicht nur im
Netz, sondern auch schon auf der Straße aufeinander. Im vergangenen Monat
hatten sich AfD-Mitglieder und Anhängerinnen von #120db in Berlin zu einem
[5][„Marsch der Frauen“] versammelt. Weit kamen sie jedoch nicht, da ihnen
von den #no120db-Unterstützern der Weg versperrt wurde.
17 Mar 2018
## LINKS
[1] https://www.change.org/p/keine-rassistischen-frauenrechte-in-meinem-namen-n…
[2] https://www.youtube.com/watch?time_continue=5&v=wBz9z0JYNJk
[3] https://www.youtube.com/watch?v=9Am581JHe70&feature=youtu.be
[4] https://www.youtube.com/watch?v=ODrVvnA6HLQ
[5] /Antifeminismus-und-Rassismus/!5482501
## AUTOREN
Zelda Biller
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt #metoo
Identitäre Bewegung
Frauenrechte
AfD Niedersachsen
rote Ampeln
Schweden
Online-Petition
Schäfer
Sucht
Schwerpunkt #metoo
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