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# taz.de -- Petition der Woche: Sie wollen das Bier zurück
> In der Mensa der Hochschule Bochum wird seit dem Sommer kein Bier mehr
> verkauft. Einige Studierende wehren sich nun dagegen.
Bild: In Bochum geht es um „to beer or not to beer“
Bochum. Die Stadt mit dem Herzschlag aus Stahl, voller heiliger
Trinkhallen. Und mit „Moritz Fiege“, dem Traditionsbier, feinherb und
süffig – echtes Pott-Pils. Es ist allgegenwärtig. Außer in der Mensa der
Hochschule Bochum: „Es muss Juli gewesen sein, als wir uns während der
Klausurenphase mal mit einem Bier auf die Wiese hinter der Mensa legen
wollten“, sagt der Student Philipp Larch. Aber das Bier war weg. Nicht mehr
zu kaufen.
Der 33-Jährige nimmt das nicht länger hin. Vor zwei Wochen hat er eine
[1][Petition auf der Plattform „openPetition“] gestartet. Seine
Kommilitonen und er wollen das Bier zurück. Die Idee dazu kam dem
„International Business Management“-Student schon im Dezember. In einem
Englischkurs hatte er darüber diskutiert, was den Campus attraktiv macht –
das fehlende Bier wohl eher nicht. Der Vorschlag mit der Petition war
zunächst ein Scherz.
Und dann kam auch schon Weihnachten: zwei Wochen Familienbesuche mit Frau
und Baby. Und dann die Klausurenphase: Volkswirtschaftslehre,
Kostenrechnung, Mathe. Und dann kam der 8. März: Er musst wegen einer
Sportverletzung operiert werden. Endlich Zeit!
Am Tag nach der Operation klappte er den Laptop auf und begann mit der
Arbeit. Besser als Serien zu gucken: Stundenlang recherchierte er, suchte
ein lizenzfreies Bild, schrieb und strukturierte den Text immer wieder um –
das alles unterbrochen von Phasen des Schlafs.
## Appell statt Stammtischrede
Aus dem Krankenhausbett heraus ist nun keine Stammtischrede, sondern ein
ausgefeilter Appell an die Hochschulleitung und das Akademische Förderwerk
entstanden. Das Akafö ist Betreiber der Mensa. Larch argumentiert mit der
historischen Bierkultur des Ruhrpotts, wandelt den Dreiklang „Kohle, Stahl
und Bier“ in „Bildung, Stahl und Bier“ – denn statt Tausender
Kohlearbeiter, so Larch, gäbe in Bochum heute fast 60.000 Studierende. Noch
ein historisches Zitat aus dem Heimatbuch von 1954 und eine ordentliche
Fußnote dazu, fertig ist die studentische Petition.
Die Hochschulleitung erfuhr erst durch die Anfrage der taz von Larchs
Aktion. Doch auch Pressesprecher Detlef Bremkens wundert sich über den
Verkaufsstopp: „Ich habe noch nicht erlebt, dass durch den Bierverkauf
betrunkene Leute auf dem Campus herumgelaufen sind.“ Tatsächlich habe es
wohl aber einen entsprechenden Beschluss auf Leitungsebene gegeben, der
Suchprävention zuliebe. Und das Akafö teilt mit, dass die „Arbeitsgruppe
Sucht“ der Hochschule Bochum sich laut einer Aktennotiz schon 2014 für den
Stopp des Bierverkaufs in der Mensa ausgesprochen habe.
„Wir ordnen uns den Wünschen der Hochschulen unter“, sagt Manuela
Hildebrand, Sprecherin des Mensabetreibers. Philipp Larch hält das für eine
oberflächliche Lösung und wünscht sich einen weniger restriktiven Umgang
mit der Suchtgefahr. „Außerdem geht man nicht in die Uni, weil es da das
beste und günstigste Bier gibt“, sagt er. Ihm gehe es um Geselligkeit und
gemütlichen Austausch mit den Kommilitonen.
Mittlerweile ist sogar der Hochschulpräsident mit dem Fall befasst, ein
Statement von ihm wird nach seiner Rückkehr von einer China-Dienstreise
erwartet. Bis dahin sammelt Larch weiter UnterstützerInnen für sein
Anliegen. Noch sind es nur rund 80 Leute, 5.000 sollen es einmal werden.
2 Apr 2018
## LINKS
[1] https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-die-wiederaufnahme-des-bie…
## AUTOREN
Jonas Mayer
## TAGS
Online-Petition
Petition
Bier
Mensa
Bochum
Hochschule
Petition
rote Ampeln
Schwerpunkt Rassismus
Schäfer
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