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# taz.de -- Medienrechtlerin über Journalisten-Mord: „Die Regierungen müsse…
> In der Slowakei wurden ein Investigativjournalist und seine Freundin
> ermordet. Die Ermittlungen müssen schnelle Ergebnisse bringen, sagt
> Flutura Kusari.
Bild: Schockierende Nachrichten: Der slowakische Investigativjournalist Ján Ku…
taz: Frau Kusari, am Montag wurden [1][der slowakische Journalist Ján
Kuciak und seine Verlobte in ihrem Haus erschossen]. Sie fahren nun nach
Bratislava, um die Ermittlungen zu überprüfen. Wie genau gehen die Behörden
in der Slowakei vor?
Flutura Kusari: Die Polizei hat eine Untersuchung begonnen. Das ist das
Einzige, was wir bisher wissen. Deshalb fahren wir dorthin: Wir wollen
verstehen, was die Behörden in der Slowakei unternehmen. Ich denke, es ist
wichtig herauszufinden, wie sie vorgehen. Hatte Ján Kuciak schon vor seiner
Ermordung Drohungen gegen sein Leben angezeigt? Einige Medien berichten
das. Wenn es stimmt, dann ist die Polizei für den Mord mitverantwortlich.
Sie haben schließlich eine rechtliche Verpflichtung, den Journalisten zu
schützen.
Wer sind die Verdächtigen?
Das wissen wir noch nicht. Auch deshalb fahren wir nach Bratislava. Die
Verdächtigen ausfindig zu machen und vor Gericht zu stellen ist der einzige
Weg, wie die Öffentlichkeit den Behörden wieder vertrauen kann.
Denken Sie, dass die Verantwortlichen für den Mord gefunden werden?
Ich hoffe es. Wenn niemand verurteilt wird, wäre das eine schockierende
Nachricht für alle Journalisten. Es würde bedeuten, dass man getötet werden
kann, wenn man öffentliche Figuren genauer untersucht und ihr Fehlverhalten
aufdeckt – ohne dass die Verantwortlichen vor Gericht gebracht werden. Ich
hoffe, der Fall wird schnellstmöglich aufgeklärt.
[2][Im Oktober 2017 wurde die Investigativjournalistin Daphne Caruana
Galizia in Malta ermordet.] Sie beobachten auch die Ermittlungen in diesem
Fall. Wie geht das in Malta vonstatten?
Wir beobachten den Fall, indem wir selbst nach Malta fahren und indem wir
Quellen vor Ort nutzen. Es ist eine sehr komplizierte Angelegenheit. Es
gibt drei Verfahren. Das erste ist vor dem Verfassungsgericht. Allerdings
fordert Daphne Caruana Galizias Familie, dass der Leiter der Ermittlungen
entfernt wird, weil sie einen Interessenkonflikt vermuten. Der
Ermittlungsführer ist mit einer Ministerin verheiratet. Das zweite
Verfahren läuft am Gericht von Valletta. Dort gibt es zwei Verdächtige. Es
werden Beweise und Zeugen vor Gericht gebracht, mit denen die
Staatsanwaltschaft die Richter überzeugen will. Das dritte Verfahren ist
eine Untersuchung, die das Gericht in Valletta selbst veranlasst hat. Das
ist getrennt von der Anklage der Staatsanwaltschaft.
Wer sind [3][die Angeklagten]?
Die Staatsanwaltschaft hat Beweise gegen die beiden Verdächtigen vorgelegt,
die in Valletta vor Gericht stehen. Aber wir wollen wissen: Wer hat sie
beauftragt? Wir haben noch gar kein Motiv der Verdächtigen gefunden.
Deshalb ist es uns wichtig, herauszufinden, für wen sie gearbeitet haben.
Wie kann das herausgefunden werden?
Das Gericht und die Staatsanwaltschaft arbeiten daran. Aber sie können nur
erfolgreich sein, wenn ihnen die Polizei hilft. Falls das nicht geschieht,
werden die Leute denken, dass die Polizei eine Mitschuld hat.
Beide Morde geschahen [4][innerhalb der EU]. Was bedeutet das für den
Investigativjournalismus in Europa und in der Welt?
Innerhalb von nur fünf Monaten wurden zwei Journalisten in der EU ermordet.
Normalerweise sehen wir Europa als sicheren Ort für Journalismus und
Pressefreiheit. Deshalb sind die beiden Taten so beunruhigend für uns. Es
ist sehr wichtig, die Mörder zur Verantwortung zu ziehen. Und wenn die
Polizei vorher über die Bedrohungslage Bescheid wusste, ist sie ebenfalls
verantwortlich für den Tod der beiden Journalisten. In Malta war das der
Fall, Daphne Caruana Galizia hatte zuvor Morddrohungen erhalten und sie
auch zur Anzeige gebracht. Wir werden sehen, ob das bei Ján Kuciak genauso
war. Die Regierungen müssen auch handeln. Die beiden Fälle sind die
wichtigsten, wenn es um die Sicherheit für Journalisten in der EU geht.
28 Feb 2018
## LINKS
[1] /Slowakischer-Reporter-erschossen/!5487274
[2] /Tod-einer-maltesischen-Journalistin/!5455607
[3] /Nach-Mord-an-maltesischer-Journalistin/!5468501
[4] /Attentat-auf-maltesische-Journalistin/!5455620
## AUTOREN
Belinda Grasnick
## TAGS
Investigativer Journalismus
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Slowakei
Malta
Daphne Caruana Galizia
Ján Kuciak
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Schwerpunkt Pressefreiheit
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