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# taz.de -- Ermittlung nach Mord an Journalisten: Eine Spur führt zur slowakis…
> Ján Kuciak und seine Freundin könnten Opfer des korrupten Justizwesens
> geworden sein. Die Polizei nimmt mehrere Mafiosi der ’Ndrangheta fest.
Bild: In Bratislava protestieren Demonstranten gegen die Mafia
Prag taz | „Cui bono?“, fragte sich Ministerpräsident Róbert Fico während
einer Pressekonferenz zum [1][Journalistenmord] in der Slowakei. In der
vergangenen Woche waren der Investigativ-Reporter Ján Kuciak und seine
Freundin Martina Kušnírová kaltblütig in ihrem Haus östlich von Bratislava
erschossen worden.
Wem der Doppelmord nicht nützt, ist die kalabrischen ’Ndrangheta. Die Mafia
weiß, das Journalistenmorde viel zu viel Aufmerksamkeit erregen. Der Fall
Kuciak wurde sogar im Europaparlament diskutiert.
Am Donnerstag wurden die angeblichen Vertreter der ’Ndrangheta, die, wie
Kuciak in seinem letzten, unvollendeten Artikel schrieb, auch dank bester
Kontakte in die hohe Politik Fördergelder abzapfen, in der Ostslowakei
festgenommen. Gleichzeitig führte die slowakische Polizei mehrere Razzien
in Unternehmen der angeblichen Mafiosi durch. So viel Lärm lohnt sich für
die ’Ndrangheta kaum. Vor allem, weil ihre Machenschaften in der Slowakei
seit mehreren Jahren bekannt sind. Vor Kuciak hatten sich schon andere
Journalisten mit den Verstrickungen der Italiener in der Slowakei
beschäftigt.
Die Polizei verfolgt derzeit mehrere Spuren. Schon Anfang der Woche
verhaftete sie einen Drogenabhängigen, der vergangenes Wochenende auf
Diebeszug in dem 2.600-Seelen-Dorf war, in dem Kuciak und Kušnírová lebten.
Gegen eine Raubmordtheorie spricht, dass am Tatort nichts gestohlen wurde
und keinerlei Einbruchspuren vorhanden sind. Das Paar muss seinen Mörder
selbst hereingelassen und sogar noch Kaffee gekocht haben.
Auch der Tathergang spricht dafür, dass der Mörder und die Opfer sich
kannten. Kuciak hatte ihn laut Polizeibericht mit seiner Verlobten allein
gelassen, um in der Garage nach seinem Auto zu schauen, dessen Batterie
gerade aufgeladen wurde. Martina Kušnírová wurde das erste Opfer, Kuciak
muss erschossen worden sein, als er aus der Garage zurückkam: Er wurde auf
der Treppe gefunden, die ins Haus führt.
## „Ein Staat im Staat“
Die Theorie, dass eine hinter dem Doppelmord steht, ist nicht
unwahrscheinlich. Nur ist es nicht die ’Ndrangheta. Sondern eine
slowakische Justizmafia, auf deren Spur Kuciak war. Das behauptet der
slowakische Publizist Radovan Bránik, der mit Kuciak an der Aufdeckung
dieser Geschichte recherchiert hatte. Diese Justizmafia soll, so Bránik, an
einem der höchsten Gerichte in der Slowakei operieren. „Da hat sich eine
Kaste von Firmen gebildet, die sich aus unbegreiflichen Urteilen nährt. Ein
paar Richter sind gekauft. Da hat sich eine Industrie gebildet, die
Dutzende von Urteilen generiert hat, und die haben einer kleinen Gruppe von
Leuten einen märchenhaften Reichtum ermöglicht. Das ist ein Staat im
Staat“, sagte Bránik dem tschechischen Internetportal aktualne.cz.
Selbst Ministerpräsident Fico und Innenminister Robert Kaliňák hätten Angst
vor dieser Justizmafia, über die sie längst die Kontrolle verloren haben,
so Bránik. Kuciak, glaubt er, war ihnen zu schnell zu nahe gekommen. Sein
Mord sollte Aufmerksamkeit erregen, um andere Journalisten, abzuschrecken.
Das mit der Aufmerksamkeit hat jedenfalls gut geklappt. Nur, dass die
momentan vor allem der ’Ndrangheta gilt.
Dass das Motiv für den Mord in Kuciaks ’Ndrangheta-Artikel liegt, dessen
Essenz und Protagonisten lange bekannt sind, halten immer mehr für
unwahrscheinlich. Auch Premier Fico. Seine Frage „Cui bono“ beantwortete er
selbst: „Der Tod zweier Menschen ist ein politisches Kalkül der Opposition,
um Menschen auf die Straßen zu treiben.“ Fico sieht den Journalisten und
seine Freundin als Bauernopfer in einem Komplott gegen Staat und Regierung.
1 Mar 2018
## LINKS
[1] /Nach-Journalisten-Mord-in-der-Slowakei/!5487424
## AUTOREN
Alexandra Mostyn
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Schwerpunkt Korruption
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