# taz.de -- Chinas Präsident sichert sich Macht: Lebenslang für Xi | |
> Chinas Volkskongress stattet den Partei- und Staatschef per | |
> Verfassungsänderung mit absoluten Vollmachten aus. Auf den zweiten Blick | |
> hat er das nötig. | |
Bild: An Xi Jinping wäre man auch ohne Verfassungsänderung nicht vorbeigekomm… | |
Peking taz | Xi Jinping hat es also vollbracht. [1][Der Nationale | |
Volkskongress] hat am Sonntag mit überwältigender Mehrheit für die | |
Verfassungsänderung gestimmt. Chinas Scheinparlament hebt die | |
Amtszeitbegrenzung des Präsidenten auf zweimal fünf Jahre auf. Von den | |
2.965 Abgeordneten stimmten nur zwei dagegen, drei enthielten sich. Mit | |
diesem Beschluss darf Xi so lange Staatsführer der Volksrepublik bleiben, | |
wie er will. | |
Damit nicht genug: Um China und der Welt zu zeigen, dass Xi [2][nicht | |
irgendein Präsident] ist, hat der Volkskongress sein „Gedankengut für das | |
neue Zeitalter des Sozialismus chinesischer Prägung“ in die Präambel der | |
Staatsverfassung aufgenommen. Konkret heißt das: Jegliche Kritik an Xi ist | |
in China ab sofort verfassungsfeindlich. | |
Und noch ein Machtinstrument haben die Delegierten ihm in die Hand gegeben. | |
Künftig kann die Führung nicht nur die Parteimitglieder, sondern auch | |
sämtliche Staatsbedienstete nach Gutdünken bestrafen lassen. Der | |
China-Experte Gordon Chang spricht von einem „Werkzeug, um die absolute | |
politische Kontrolle abzusichern“. Damit könne er „jeden potenziellen | |
Gegner einschüchtern“.Mit dieser Verfassungsänderung verabschiedet sich | |
Chinas Kommunistische Partei endgültig vom System der „kollektiven | |
Führung“, das fast 40 Jahre galt. Nach den Jahren der Diktatur unter Mao | |
Zedong hatte sein Nachfolger, der große Reformer Deng Xiaoping, dafür | |
sorgen wollen, dass das Riesenreich nie wieder Spielball der Launen einer | |
Person wird. Mao hatte das Land über ideologisch aufgeladene Kampagnen wie | |
die Kulturrevolution mehrfach ins Chaos gestürzt. Es gab viele Millionen | |
Todesopfer. | |
Unter Deng hatte die Kommunistische Partei zwar auch weiter das Sagen. | |
Allein über alles bestimmen sollte der Staats- und Parteichef aber nicht. | |
Die Macht war auf Vertreter unterschiedlicher Fraktionen verteilt. Vor | |
allem sollte es einen fließenden Übergang von einem Staats- und Parteichef | |
auf den nächsten geben. Nach der ersten Amtszeit von fünf Jahren sollte ein | |
Nachfolger aufgebaut werden. Dieses Prinzip ist mit dem Beschluss von | |
Sonntag aufgehoben. | |
## Xi's Macht wäre ohnehin gesichert | |
Dabei wäre Xis Präsidentschaft auf Lebenszeit nicht nötig gewesen. Der | |
mächtigste Posten in China ist der Parteivorsitz. Und dieses Amt kennt | |
keine Zeitbegrenzung. An zweiter Stelle kommt der Vorsitz der | |
Militärkommission, der Oberbefehlshaber der Volksbefreiungsarmee, die mit | |
zwei Millionen Soldaten größte Armee der Welt. Auch dieses Amt ist zeitlich | |
nicht befristet. Beide Posten hat Xi auf sich vereint. Xis Vorvorgänger | |
Jiang Zemin blieb Oberbefehlshaber der Volksbefreiungsarmee auch Jahre | |
nachdem er nicht mehr das Präsidentenamt bekleidete. Deng hatte nach Mao | |
gar kein Staatsamt mehr und war dennoch bis zu seinem Tod der | |
unangefochtene Führer Chinas. Xi hätte nach seiner zweiten Amtszeit auch | |
nach der bisherigen Regelung weiter die Fäden ziehen können. | |
Darüber, warum Xi diese Verfassungsänderung dennoch durchgesetzt hat, lässt | |
sich nur spekulieren. Es gibt aber Stimmen in Peking, die vermuten, Xi habe | |
sich mit seiner Antikorruptionskampage führungsintern zu viele Feinde | |
gemacht. Tausende ranghohe Parteifunktionäre, Generäle und Spitzenbeamte | |
hat er wegen angeblicher Korruption in Haft nehmen lassen, darunter auch | |
viele seiner innerparteilichen Widersacher. Würde er nicht auf allen Ebenen | |
seine Macht zementieren, könnte es auch ihn nach seiner zweiten Amtszeit | |
treffen: Sturz und Gefängnis. | |
11 Mar 2018 | |
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## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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