# taz.de -- Initiative mahnt Umsetzung an: Inklusion mit Hindernis | |
> Volksinitiative „Gute Inklusion“ wirft Schulsenator Ties Rabe vor, er | |
> wolle die Einigungsvereinbarung nicht umsetzen. Schulbehörde dementiert. | |
Bild: So schön kann Inklusion sein – wenn die Ausstattung stimmt | |
HAMBURG taz | Kurz vor Weihnachten einigten sich die Volksinitiative „Gute | |
Inklusion“ und die Bürgerschaft auf ein Paket. Es schien, als sei | |
SPD-Fraktions-Chef und Bald-Bürgermeister Andreas Dressel mal wieder | |
gelungen, einen Streit zu schlichten. Doch nun flammt der wieder auf. In | |
einer Pressemitteilung bekundet die Initiative ihr Misstrauen und fragt: | |
„Will der Schulsenator die Einigung nicht umsetzen?“ | |
Alarmiert sah sich die Gruppe durch Äußerungen eines Vertreters der Behörde | |
bei einer Schulleiterdienstbesprechung am 23. Februar. Der soll dort | |
mitgeteilt haben, dass die fürs nächste Schuljahr 2018/19 vereinbarten | |
zusätzlichen Stellen erst ein Jahr später kämen, weil kein Geld dafür | |
eingeplant sei. | |
Insgesamt soll es 300 Stellen für Inklusion on Top bis 2023 geben. In | |
diesem Jahr müssten davon schon etwa 60 Stellen kommen. Neben zusätzlichen | |
Pädagogen sollten 30 Schulen auch Physiotherapeuten und Pflegepersonal | |
bekommen, damit dort die gleiche Therapie wie an Sonderschulen möglich ist. | |
Einen handfesten Konflikt gibt es um Fahrstühle. Laut Vereinbarung soll | |
Hamburg in den nächsten zehn Jahren 100 Millionen Euro für barrierefreie | |
Schulen ausgeben, davon allein 35 Millionen Euro für die Nachrüstung | |
bestehender Gebäude. | |
An der Stadtteilschule Bergedorf, die als Inklusionsschule gilt und viele | |
Schüler mit Gehbehinderung hat, wird gerade für 5,7 Millionen Euro ein | |
Gebäude mit 21 Klassenräumen saniert. Doch 200.000 Euro für einen Fahrstuhl | |
gibt es nicht. | |
## Barrierefreie Räume gefordert | |
In einem Bericht der Bergedorfer Zeitung wurde Behördensprecher Peter | |
Albrecht mit den Worten zitiert, man erwarte, dass die Schule Kinder mit | |
einer Behinderung in den Räumen unterrichte, „die auch barrierefrei | |
erreichbar sind“. | |
Albrecht wiederholt dies gegenüber der taz. „Die Schule verfügt bereits | |
über vier Aufzüge. Somit verfügt sie bereits über genügend barrierefrei | |
erreichbare Klassen-, Fach- und sonstige Räume“. Auch andere Schulen hätten | |
Bedarf. „35 Millionen Euro hört sich viel an, aber man muss es gerecht | |
verteilen.“ | |
Doch besagte vier Fahrstühle sollen sich laut Ini-Sprecher Pit Katzer in | |
einen Verwaltungshaus, einem Fachraumtrakt und in dem Gebäude für die | |
jüngeren 5. bis 7. Klassen befinden. Der vierte sei ein reiner | |
Lastenaufzug. Barrierefreiheit bedeute, dass alle Schüler „alle | |
Unterrichtsräume erreichen können“, ergänzt Mitstreiterin Christina | |
Dwenger. | |
## Initiative fordert Umsetzung | |
Die Gruppe appelliert an die Fraktionsschefs Dressel und Tjarks, für die | |
Umsetzung der Beschlüsse zu sorgen. Pressesprecher Albrecht kritisiert | |
zurück: „Wir halten uns an die Vereinbarung, und es wäre schön, wenn die | |
Initiative sich auch daran halten würde.“ Denn eine Definition von | |
Barrierefreiheit, die alle Räume einer Schule umfasst, „findet sich im | |
Beschlusstext so gar nicht“. | |
Für die 300 Stellen indes gelte, „die dort vorgesehenen Zuweisungen | |
erfolgen wie geplant“. Was es mit der Aussage des Behördenvertreters auf | |
sich habe, lasse sich in den Ferien nicht klären. Auch die Politik mache | |
Ferien. Bei den Grünen versichert Tjarks Stellvertreterin Christiane | |
Blömeke, dass sie davon ausgeht, dass alle vereinbarten Punkte ordentlich | |
umgesetzt werden. | |
6 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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