# taz.de -- Flüchtlinge aus Kongo in Ruanda: Polizei richtet Massaker in Kizib… | |
> Kongolesische Tutsi-Flüchtlinge in Ruanda protestieren, weil | |
> UN-Hilfswerke ihnen die Lebensmittel kürzen. Ruandas Polizei macht kurzen | |
> Prozess. | |
Bild: Das Flüchtlingslager Kiziba in Ruanda | |
Berlin taz | Es begann als Protest gegen unzureichende | |
Lebensmittelversorgung, es endete mit Toten auf der Straße. Das genaue | |
Ausmaß des Massakers, das ruandische Polizisten anrichteten, als sie am 22. | |
Februar eine seit drei Tagen anhaltende Sitzblockade kongolesischer | |
Flüchtlinge auflösten, bleibt unklar. Die Polizei bestätigt 5 Tote, | |
kongolesische Quellen vor Ort sprechen von 22, das UN-Flüchtlingshilfswerk | |
UNHCR nennt 11. Das Blutvergießen markiert eine Zuspitzung in einer ohnehin | |
extrem angespannten Flüchtlingssituation im Afrika der Großen Seen. | |
Der Vorfall ereignete sich im Lager Kiziba, das auf einem Hügel im Distrikt | |
Karongi im Westen Ruandas liegt. Hier leben laut UNHCR 17.163 Flüchtlinge | |
aus der Demokratischen Republik Kongo, über drei Viertel davon Frauen und | |
Kinder. Sie sind nicht vor der jüngsten Eskalation von Gewalt im Kongo | |
geflohen, sondern leben schon lange in Ruanda; viele sind im Lager geboren | |
und aufgewachsen. | |
Kiziba ist das älteste Flüchtlingslager in Ruanda. Es existiert seit 1996 | |
und beherbergt kongolesische Tutsi, die von ruandischen | |
Hutu-Völkermordmilizen aus ihrer Heimat verjagt wurden. Im Kongo sind sie | |
unerwünscht, in Ruanda sind sie internationalen Hilfswerken überlassen. | |
Ruanda gilt aber international als wenig bedürftig: es produziert weder | |
massenweise Flüchtlinge wie Burundi oder Kongo, noch nimmt es sie | |
massenweise auf wie Uganda. Selbst viele der Burunder, die 2015 nach Ruanda | |
flohen, sind mittlerweile zurückgekehrt. | |
Deswegen wird Ruanda bei der Finanzierung humanitärer Hilfe gern übersehen. | |
Geldmangel zwang das UNHCR im Dezember dazu, seine Rationen für Flüchtlinge | |
um 10 Prozent zu kürzen und im Januar um weitere 25 Prozent. Das | |
Hilfsbudget, sagen die Hilfswerke, beträgt jetzt 0,02 US-Dollar pro | |
Flüchtling pro Tag. | |
Die Flüchtlinge haben nicht nur zu wenig zu essen, sie sind auch | |
gesellschaftlich marginalisiert. Erst seit diesem Schuljahr werden | |
überhaupt Oberschulabschlüsse im Lager Kiziba angeboten. Das UNHCR merkt | |
an, dass die Größe der Flüchtlingsunterkünfte nicht mit dem Wachstum der | |
Familien Schritt hält: neue Generationen wachsen in Enge und Entbehrung | |
heran, 15 Kilometer entfernt von der Distrikthauptstadt Kibuye am Kivu-See | |
mit ihren reichen weißen Touristen. | |
Am Dienstag zogen wütende Flüchtlinge zum UNHCR-Büro in Kibuye und | |
demonstrierten auch in ihrem Lager. Als die Lage eskalierte, wurden die | |
Flüchtlingsansammlungen mit Gewalt aufgelöst. Das UNHCR verlangt nun eine | |
Untersuchung. Und immerhin wissen die Geber jetzt, dass es bedürftige | |
Flüchtlinge in Ruanda gibt. | |
27 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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