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# taz.de -- Kommentar Parteitag der CDU: Die Zügel in der Hand
> Das innerparteiliche Murren der vergangenen Monate ist verflogen.
> Offensichtlich wagt es kaum noch jemand, gegen Merkel aufzubegehren.
Bild: Gutes Gespür für die Stimmungslage: Angela Merkel
Die CDU ist keine Partei von Putschisten. Wenn es noch eines Belegs für
diesen Befund bedurft hat, so hat ihn der Bundesparteitag am Montag in
Berlin geliefert. Denn er hat gezeigt, dass Angela Merkel in der Partei
weiter die Zügel in der Hand hat. Wer erwartet hätte, ein Scherbengericht
würde über die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende abgehalten werden, sah sich
getäuscht.
Verflogen scheint das lautstarke innerparteiliche Grummeln und Murren der
vergangenen Wochen und Monate seit der Bundestagswahl. Keine einzige
prominentere Stimme wagte es, offen gegen Merkel aufzubegehren. In der
langen Aussprache nach ihrer Rede artikulierten nur wenige Delegierte ihren
Unmut – ohne größere Resonanz im Auditorium.
Mit ihrer klugen Personalpolitik kurz vor dem Parteitag hat Merkel ihren
Kritikern viel Wind aus den Segeln genommen. Denn auch das zeichnet die
Christdemokraten von jeher aus: dass für sie die Inhalte nicht das
Entscheidende sind, sondern die Frage im Mittelpunkt steht, wer welchen
Posten bekommt.
Nicht nur mit der [1][Nominierung der bisherigen saarländischen
Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer] zur neuen Generalsekretärin
und der Einbindung des forschen Wirtschaftsliberalen Jens Spahn in ihre
Kabinettsliste hat sie ein gutes Gespür für die Stimmungslage in ihrer
Partei bewiesen. Beide befriedigen – auf unterschiedliche Weise –
konservative Gefühle in der Partei.
## Das Kabinett verjüngt und verweiblicht
Darüber hinaus hat Merkel mit ihrem Personaltableau jedoch weitere
Befindlichkeiten austariert, was nicht minder wichtig war, um die
Unzufriedenheit der Delegierten stark in Grenzen zu halten. Sie hat –
abgesehen von den nicht allzu starken ostdeutschen Landesverbänden – die
landsmannschaftlichen Bedürfnisse sorgsam berücksichtigt, was entscheidend
für die Unterstützung mächtiger Landesfürsten wie Volker Bouffier oder
Armin Laschet ist. Und sie hat die designierte CDU-MinisterInnenriege
deutlich verjüngt und weiblicher gemacht.
Nur eine Quote, auf die ihre Vorgänger von Adenauer bis Kohl stets geachtet
haben, hat sie bemerkenswerterweise ignoriert: die konfessionelle. Dass
es kein Delegierter beklagt hat, wie wenige Protestanten sich nach dem
Ausscheiden von Wolfgang Schäuble, Thomas de Maizière und Hermann Gröhe
unter den künftigen Regierungsmitgliedern der Union befinden, weist auf
eine erfreuliche Säkularisierung und Modernisierung hin – trotz der viel
beschworenen „christlichen Werte“. Merkel kann die Partei offenbar immer
noch besser einschätzen als mancher ihrer Kritiker. Mit ihrem geschickten
Agieren hat sie jedenfalls gezeigt, dass mit ihr immer noch zu rechnen ist.
26 Feb 2018
## LINKS
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## AUTOREN
Pascal Beucker
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Jens Spahn
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