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# taz.de -- Simone Peter macht wieder Umweltschutz: Zurück zu den Wurzeln
> Simone Peter gab sich stets Mühe, integrativ zu wirken. Jetzt wird die
> ehemalige Grünen-Chefin Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare
> Energie.
Bild: Simone Peter im November 2017
Jetzt ist die Exchefin der Grünen wieder dort angekommen, wo sie ihre
Karriere begann: beim Umweltschutz. Die 52-Jährige wird Lobbyistin für
Ökoenergie. Peter war fünf Jahre lang Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen
gewesen – ein Job, in dem sie, so jedenfalls viele Beobachter, selten eine
glückliche Figur machte.
Peters Passion galt immer mehr der Ökologie als der Politik. Die Biologin
erforschte in den 90er Jahren „Sauerstoffhaushalt und mikrobiologische
Prozesse in Mosel und Saar“, war ab 2001 Mitarbeiterin des SPD-Ökovisionärs
Hermann Scheer, wurde Chefredakteurin der Zeitschrift Solarzeitalter und
arbeitete bei der Agentur für Erneuerbare Energien.
Trotzdem stieg sie im überschaubaren Saarland bei den Grünen auf, galt
schnell als seriöse Alternative zum umstrittenen Chef Hubert Ulrich. 2009
wurde sie – was sonst? – Umweltministerin der ersten Jamaikakoalition in
einem Bundesland. Die aber hielt nicht lange – CDU-Ministerpräsidentin
Annegret Kramp-Karrenbauer (die nun wie Peter von der gemütlichen Saar in
die raue Bundespolitik wechselt) beendete 2012 das Experiment, weil die
Saar-FDP sich als nicht regierungsfähig erwiesen hatte.
Die Parteilinke Peter dagegen hatte sich als erfolgreiche Umweltministerin
für höhere Aufgaben in Berlin empfohlen. Im Oktober 2013 bildete sie, gemäß
der Doppelquote, zusammen mit Cem Özdemir die Parteispitze der Grünen –
linke Frau, rechter Mann. Obwohl sich beide Mühe gaben, in der
Öffentlichkeit einig zu wirken, war es kein Geheimnis, dass die
Zusammenarbeit von Peter, Neuling in Berlin, und dem erfahrenen
machtbewussten Özdemir nicht allzu harmonisch war.
## Shitstorm ausgelöst
Peter blieb als Parteichefin oft blass, in Interviews äußerte sie sich
meist vorsichtig, stets darauf bedacht, integrativ zu wirken. Der linke
Flügel der Grünen, das kam hinzu, war seit dem als Niederlage empfundenen
Wahlergebnis 2013 in der Defensive. Für die enttäuschenden 8,4 Prozent
wurden vorschnell und einseitig die Steuerpläne des linken Flügels
verantwortlich gemacht. Peter und Fraktionschef Toni Hofreiter fanden kaum
Mittel, den zu stärken.
Schließlich wurde Peter ein spätes Opfer der Kölner Silvesternacht. Im
Januar 2017, ein Jahr nach den heftigen sexuellen Übergriffen auf dem
Kölner Domplatz, kritisierte die Grüne öffentlich den Polizeieinsatz und
insbesondere die Verwendung des Begriffs „Nafri“ (Nordafrikanischer
Intensivtäter) als „völlig inakzeptable“ und „herabwürdigende“ Wortw…
Mit dieser Kritik löste sie einen Shitstorm aus. Bild beschimpfte als
„schäbig“ und „dumm“. Und kein prominenter Grüner sprang der Parteich…
bei, auch ihr Kollege Özdemir nicht. Ab da war Peter politisch faktisch
kaltgestellt, der Verzicht auf die erneute Kandidatur 2018 war die logische
Konsequenz.
Sie ist nicht die Erste, die im Bundesland erfolgreich war und in Berlin
scheiterte. Auch Kurt Beck ging es als SPD-Chef nicht anders. Jetzt wird
Peter Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE). Es ist eine
Rückkehr zu ihren Wurzeln.
23 Feb 2018
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
Cem Özdemir
Erneuerbare Energien
Simone Peter
Lesestück Meinung und Analyse
Robert Habeck
Anton Hofreiter
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