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# taz.de -- Urteil zu rassistisch motiviertem Mord: „Lebenslänglich“ für …
> 26 Jahre nach der Tat wird John Ausonius für den Mord an einer
> Garderobiere verurteilt. Seine Mordserie diente dem NSU womöglich als
> Blaupause.
Bild: Ausonius werden im Gerichtssaal die Handschellen abgenommen
Frankfurt am Main taz | Das Frankfurter Landgericht hat am Mittwoch John
Ausonius, den „Lasermann“, zu lebenslanger Haft mit anschließender
Sicherungsverwahrung verurteilt. Ausonius, der in Schweden elf Menschen mit
Migrationshintergrund niedergeschossen und dabei einen Iraner getötet
hatte, hat nach Überzeugung der Strafkammer in der Nacht vom 22. auf den
23. Februar 1992 im Frankfurter Westend die Garderobiere Blanka Zmigrod mit
einem Kopfschuss niedergestreckt.
In Schweden suchte die Polizei den Serientäter Ausonius unter dem Alias
„Lasermann“, weil er zeitweise ein Gewehr mit Laserzieleinrichtung benutzt
hatte. In Frankfurt geriet er als „Casio-Mann“ unter Verdacht, weil er vor
der Tat mit dem späteren Opfer in einen Streit geraten war. Ausonius hatte
ihr vorgeworfen, einen für ihn wichtigen Casio-Rechner (ein speicherfähiges
Gerät der Vor-Smartphone-Ära) gestohlen zu haben.
„Die Kammer hat keinerlei Zweifel daran, dass der Angeklagte diesen Mord
begangen hat“, sagte die Vorsitzende Richterin Bärbel Stock und sprach von
einer lückenlosen Indizienkette. Ausonius habe im Streit um den Rechner die
Garderobiere und ihre Chefin als „Ostfrauen“ beschimpft. Mit dem
Mordanschlag auf die Garderobiere habe sich Ausonius den Rechner
zurückholen und sich bei der Frau rächen wollen, so das Gericht. Die
brutale Begehung der Tat sei dem Angeklagten nicht wesensfremd gewesen.
Auch bei der Attentatsserie in Schweden hatte er acht von elf Migranten mit
einem Kopfschuss niedergestreckt, erinnerte die vorsitzende Richterin.
Mit diesem Urteil wird fast auf den Tag genau 26 Jahre nach der Tat der
Mord an Blanka Zmigrod doch noch aufgeklärt beziehungsweise juristisch
abgeschlossen. Weshalb das Verfahren insgesamt so lange gedauert habe, „das
bleibt das Geheimnis der Staatsanwaltschaft“, so die Richterin. Die Kammer
hält den Angeklagten für nach wie vor „sehr gefährlich“, deshalb verfüg…
sie die Sicherheitsverwahrung. Das Gericht sprach von einem Gewalttäter mit
eingeschliffenem Verhaltensmuster, der soziopathologische Züge zeige. Nach
diesem Urteil dürfte Ausonius, der auch in Schweden wegen seiner Taten dort
zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, nicht so schnell aus der Haft
entlassen werden.
## Blaupause für den NSU
Der Prozess war mit besonderem Interesse verfolgt worden, weil der
„Lasermann“ den Rechtsterroristen des NSU eine Blaupause geliefert haben
könnte. Wie Ausonius hatte das NSU-Trio mit Banküberfällen seinen
aufwendigen Lebenswandel finanziert und dabei gezielt Männer mit
Migrationshintergrund niedergeschossen.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hatte 2012 formuliert: „Es
besteht die Möglichkeit, dass die Jenaer Rechtsextremisten Kenntnis von den
durch Ausonius verübten Anschläge auf Ausländer erhalten haben.“ In der
rechtsextremen Szene sei Ausonius als „Lichtblick im Dasein“ gefeiert
worden, so das BfV.
Es gibt allerdings noch eine Parallele. Bei der Fahndung nach dem Täter in
der Ceska-Mordserie blendeten die Ermittler ein mögliches
fremdenfeindliches Motiv zunächst aus. Bei der öffentlichen Fahndung im
Frankfurter Mordfall wurde weder erwähnt, dass Blanka Zmigrod an ihrer
Tätowierung als KZ-Überlebende zu erkennen war, noch dass der „Casio-Mann“
sie und ihre Chefin als Ausländerin beschimpft hatte. Selbst den Zuschauern
der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“, die um Mithilfe gebeten
worden waren, wurden diese Informationen vorenthalten.
21 Feb 2018
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Rechter Terror
Mord
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Gedenken
Rechtsextremismus
Landgericht Frankfurt
Schwerpunkt Rechter Terror
Frankfurt
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