| # taz.de -- Ermordete Shoah-Überlebende: Blanka Zmigrod, unvergessen | |
| > Ein Rechtsterrorist ermordet die Shoah-Überlebende 1992 in Frankfurt am | |
| > Main. Eine Petition will verhindern, dass Zmigrod in Vergessenheit gerät. | |
| Bild: Im Kettenhofweg in Frankfurter Westend wurde Blanka Zmigrod vor 25 Jahren… | |
| Berlin taz | Der Kettenhofweg in Frankfurt am Main ist eine grünbewachsene, | |
| ruhige Straße. Sie schlängelt sich durch den Stadtteil Westend, vorbei an | |
| Gründerzeitgebäuden und einzelnen Hochhäusern, bis zum Opernplatz. Von hier | |
| aus machte sich Blanka Zmigrod am 23. Februar 1992 auf den Heimweg. | |
| Zmigrod wurde im Kettenhofweg erschossen. Ihr Mörder: ein schwedischer | |
| Rechtsterrorist, der zuvor bereits in Schweden aus rassistischen Motiven | |
| auf [1][elf Menschen mit Migrationsgeschichte schoss] und den Studenten | |
| Jimmy Ranjbar tötete. In Frankfurt schoss der Terrorist auf Zmigrod – die | |
| er beschuldigt hatte, als Garderobiere in einem Restaurant seinen | |
| Taschencomputer entwendet zu haben. Woraufhin er sie rassistisch | |
| beschimpfte – und später ermordete. | |
| Nichts erinnert im Kettenhofweg an Blanka Zmigrod. Und das ärgert Ruben | |
| Gerczikow. „Da ich die Straße oft entlang laufe, habe ich mich gewundert, | |
| dass dort überhaupt nichts ist“, sagt der Frankfurter, der auch | |
| Vorstandsmitglied der Jüdischen Studierendenunion ist, der taz. Auch im | |
| Gespräch mit Persönlichkeiten aus der Stadtgesellschaft und befreundeten | |
| Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde habe er festgestellt, dass nur wenige | |
| sich an den Mord erinnern. | |
| „Der Fall ist nicht im kollektiven Gedächtnis“, so Gerczikow. Er startete | |
| deshalb die Onlinepetition [2][„Blanka Zmigrod unvergessen“] an den | |
| Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Das Ziel: eine Gedenkstätte zur | |
| Erinnerung an Zmigrod und ihr Leben. | |
| ## Nicht im kollektiven Gedächtnis | |
| Viel ist über Zmigrod nicht bekannt: Sie überlebte zwei | |
| Konzentrationslager, darunter Auschwitz. Nach der Befreiung wanderte sie | |
| nach Israel aus, bevor sie 1960 nach Frankfurt am Main kam. | |
| Ob ihr Mörder die KZ-Häftlingsnummer, die Zmigrod auf dem Unterarm | |
| tätowiert hatte, sah, konnte der Strafprozess 2017/18 in Frankfurt nicht | |
| klären. Zwar wurde er wegen Mordes zu einer lebenslangen Haft mit | |
| anschließender Sicherungsverwahrung [3][verurteilt], ein mögliches | |
| politisches Motiv spielte im [4][Prozess] jedoch keine Rolle. | |
| Neonazis feierten die Mordserie: Sie druckten T-Shirts mit dem Namen des | |
| Mörders. Dem norwegischen Rechtsterroristen von Oslo und Utøya, Anders | |
| Breivik, galt sie als Vorbild, dem NSU als Blaupause. | |
| „Alle kennen die Namen der Täter, über die Betroffenen reden wir viel zu | |
| wenig“, bedauert Gerczikow. Ein Denkmal für Zmigrod wäre ein Zeichen der | |
| Solidarität mit Betroffenen rassistischer und antisemitischer Gewalt. Und | |
| gegen das Vergessen. „Eine Plakette ist das Mindeste“, sagt Gerczikow. Der | |
| zuständige Ortsbeirat möchte dem Anliegen offenbar bald nachkommen. | |
| 22 Jan 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Lasermann-vor-dem-Kadi-in-Frankfurt/!5430188 | |
| [2] https://www.change.org/p/oberb%C3%BCrgermeister-der-stadt-frankfurt-peter-f… | |
| [3] /Urteil-zu-rassistisch-motiviertem-Mord/!5483874 | |
| [4] /Lasermann-Prozess-in-Frankfurt/!5468424 | |
| ## AUTOREN | |
| Kevin Čulina | |
| ## TAGS | |
| Gedenken | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Antisemitismus | |
| Rechtsextremismus | |
| Antisemitismus | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| Antisemitismus | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Podcast „Searching Blanka“: Viele offene Fragen | |
| Ein Rechtsterrorist ermordet die Shoah-Überlebende Blanka Zmigrod 1992 in | |
| Frankfurt am Main. Journalist*innen haben den Fall nachrecherchiert. | |
| Rechter Terroranschlag in Hanau: Panne und Gedenken | |
| Der Hessische Landtag verspricht entschiedenen Kampf gegen Rassismus. Am | |
| selben Tag räumt Innenminister Beuth Pannen in der Tatnacht von Hanau ein. | |
| Mutmaßlicher Nazi-Terror 1991: Ermittlungserfolg nach 30 Jahren | |
| 1991 starb ein Mann bei einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in | |
| Saarlouis. Nun hat die Polizei einen rechten Tatverdächtigen identifiziert. | |
| Prozess gegen den Attentäter von Halle: Offene Wunden | |
| Keine Reue des Täters, aber offene Fragen, gestellt von den Überlebenden: | |
| Das Verfahren um das Attentat von Halle neigt sich dem Ende zu. | |
| Antisemitischer Angriff in Hamburg: Verwirrt, Einzeltäter – wie immer | |
| Auf antisemitische Attentate folgen die immer gleichen, leeren | |
| Politphrasen. Dabei müsste längst klar sein: Solidarität allein reicht | |
| nicht. | |
| Urteil zu rassistisch motiviertem Mord: „Lebenslänglich“ für Lasermann | |
| 26 Jahre nach der Tat wird John Ausonius für den Mord an einer Garderobiere | |
| verurteilt. Seine Mordserie diente dem NSU womöglich als Blaupause. |