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# taz.de -- Fünf-Sterne-Bewegung in Italien: Plagiiertes Wahlprogramm
> Italiens euroskeptische Partei ist stolz auf das Programm für die
> Parlamentswahlen. Eine Recherche stellt nun fest, dass viele Textstellen
> abgeschrieben sind.
Bild: Für die Wahl registiert ist die rechtspopulistische Partei schon. Frontm…
ROM taz | Mächtig stolz ist das Movimento5Stelle (M5S – 5-Sterne-Bewegung)
auf das Programm, mit dem es seine Kampagne für die italienischen
Parlamentswahlen am 4. März bestreitet. In dicken Lettern steht [1][auf der
Website der Partei]: „Das Programm für Italien – geschrieben von
Italienern“, und darunter heißt es, hier liege das „weltweit erste
Programm“, vor, das „von den Bürgern online verabschiedet“ wurde.
Das passt zum eingespielten Habitus der Fünf Sterne, vor fünf Jahren
erstmals angetreten, um den nationalen Politikbetrieb aufzumischen und bei
den Parlamentswahlen 2013 gleich mit spektakulären 25 Prozent belohnt. Als
radikaler Gegenentwurf zur „politischen Kaste“ präsentieren sie sich, nicht
Partei, sondern Bewegung wollen sie sein, endlich den Bürgern eine Stimme
gegen die unfähigen und korrupten Altpolitiker verschaffen, die
Willensbildung nicht in verkrusteten Apparaten, sondern über ihre
Online-Plattform vorantreiben.
So auch war, wenigstens der offiziellen Version zufolge, das Wahlprogramm
entstanden. 20 Arbeitsgruppen, jeweils koordiniert von M5S-Parlamentariern,
tauschten sich in den Aktivisten offenstehenden Webforen aus über die
diversen Punkte, von Energie über Immigration, Arbeit, Gesundheit, Verkehr,
Umwelt, Bildung oder Steuern zur Wirtschaft.
Doch jetzt kam dank einer [2][Recherche der Nachrichtenseite ilpost.it
heraus], dass das Megadokument – wohl das „weltweit erste Wahlprogramm“,
das in seiner kompletten Version weit über 1.000 Seiten erreicht –
womöglich „von den Italienern geschrieben“, sicher aber in gleich elf der
20 Kapitel Textstellen von anderen abgeschrieben wurden.
So bedienen sich die Fünf Sterne im Kapitel Wirtschaft beim
Wissenschaftlichen Dienst des Abgeordnetenhauses, um die Rolle öffentlicher
Unternehmen zu erläutern, und bei der parlamentarischen Anfrage eines
Abgeordneten aus der von der M5S heftig bekämpften Partito Democratico (PD)
bis hin zum Erdölkonzern ENI. In dem Abschnitt, in dem das BIP als einziger
Wohlstandsindikator in Frage gestellt wird, ist der französische Ökonom
Jean-Paul Fitoussi der Ghostwriter. Aber auch die Europäische Kommission
und Wikipedia haben, ohne je als Quelle angeführt zu sein, mit Texten
unabsichtlich eifrig am Fünf-Sterne-Programm mitgewirkt.
„Bei Wikipedia abgeschrieben“, lästerte denn auch sofort Matteo Renzi, der
Chef und Spitzenkandidat der bisher in Rom regierenden PD. Ein anderer
führender PD-Politiker, Matteo Orfini, setzte mit dem Slogan nach: „Wähle
Originalideen, wähle die PD!“
Doch die Fünf Sterne wollen den Plagiatsvorwurf nicht auf sich sitzen
lassen und werfen ihren Kritikern ihrerseits vor, diese seien Opfer „des
funktionellen Analphabetismus“, denn „die Teile, die ihrer Meinung nach
abgeschrieben sind, sind die analytischen Teile“. Da habe man sich halt bei
Experten bedient, und dies schlage zum Lob der Bewegung aus: „Die M5S
studiert, sie vertieft Fragen, und sie nutzt wissenschaftliche Quellen“.
Ganz und gar nicht kopiert seien dagegen „die Leitlinien der politischen
Intervention, denn sie sind Frucht monatelang betriebener Studien“.
8 Feb 2018
## LINKS
[1] http://www.movimento5stelle.it/programma/
[2] http://www.ilpost.it/2018/02/07/plagio-programma-m5s/
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Fünf-Sterne-Bewegung
Italien
Wahlprogramm
Plagiat
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