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# taz.de -- Tanit Koch verlässt Springer: „Bild“-Chefin sagt tschö
> Tanit Koch hört als Chefredakteurin von „Bild“ auf und verlässt den
> Verlag. Den Print übernimmt bild.de-Chef Julian Reichelt. Den Vorstand
> freut's.
Bild: Tanit Koch verlässt den Springer-Verlag
Berlin taz | Normalerweise liest man in derartigen Fällen nur höfliche
Floskeln. Wenn eine Chefin oder ein Chef eines großen Unternehmens
überraschend geht, heißt es von der PR-Abteilung: man „bedaure den
Weggang“, man wünsche sich „für die Zukunft alles Gute“ und dann kommt …
etwas mit „gegenseitigem Einvernehmen“.
Im Fall von Bild-Chefredakteurin Tanit Koch hingegen, deren Weggang beim
Springer-Verlag am Freitagmorgen bekannt geworden ist, sind die
Stellungnahmen erstaunlich deutlich. Die baldige Ex-Chefin spricht davon,
dass ihre Kompromissbereitschaft am Ende sei, und Vorstand Mathias Döpfner
freut sich, dass es jetzt wieder klare Verhältnisse an der Spitze gibt.
Alles Gute für die Zukunft wünscht man sich natürlich trotzdem. Gehört ja
dazu.
Tanit Koch hatte 2015 den Chefposten von Kai Diekmann übernommen. Danach
agierte sie zunächst als gleichberechtigte Chefin neben den drei anderen
ChefredakteurInnen der „roten Gruppe“ bei Springer: Julian Reichelt
(bild.de), Marion Horn (Bild am Sonntag) und Peter Huth, später Miriam
Krekel (B.Z.).
## Kooperation ist nicht „en Bild“
Eine kooperative Viererspitze für alle Bild-Produkte – lang hielt das
nicht. Nach Kai Diekmanns Ausscheiden als Hintergrundlenker der „roten
Gruppe“ Anfang 2017 stieg [1][Julian Reichelt zum Chef der Chefs auf].
Reichelt, der durch rechtskonservative Polemik und [2][Mini-Kampagnen] in
den sozialen Medien bekannt ist, hatte von allen Bild-ChefInnen ohnehin mit
Abstand die meiste öffentliche Sichtbarkeit.
Zwischen Koch und Reichelt soll es nun nicht mehr funktioniert haben. „Wenn
zwei Menschen professionell nicht harmonieren, lässt sich das eine Zeitlang
durch Kompromisse ausgleichen“, schreibt Koch in einer Abschiedsmail, aus
der verschiedene Medien am Freitag [3][zitierten]. „2017 war davon geprägt,
bis meine Kompromissbereitschaft an ihre Grenzen gelangte.“ Reichelt
übernimmt Kochs bisherigen Posten und wird ab März Chefredakteur für Print
und Digitales sein. Damit ist der 37-Jährige endgültig derjenige, der bei
der „roten Gruppe“ die Ansagen macht.
Springer-Vorstand Mathias Döpfner begrüßt das. Döpfner ließ mitteilen, dass
er Kochs Weggang zwar bedaure, die Veränderung an der Spitze sonst aber gut
für Bild sei. „Die Verantwortungskonstellation in der Chefredaktion war
zwar gut gemeint, hat aber in der Praxis nicht funktioniert, weil diese
Aufstellung nicht zu Bild passt. Bild braucht ganz klare Verhältnisse.“
So sieht es eben aus: Springer ist nicht die Grünen und hat lieber einen
starken Lenker als geteilte Spitzen. Alles andere passt offenbar nicht zu
Deutschlands auflagenstärkster Zeitung und einem der größten Medienkonzerne
Europas.
Aber auch Tanit Koch scheint zu wissen, was zu ihr passt und was nicht. Aus
Verlagskreisen will das Branchenportal Meedia erfahren haben, [4][dass Koch
alle Ersatz-Positionen ausgeschlagen habe], die ihr angeboten worden waren.
Die 40-Jährige, die sich in wenigen Jahren bei Bild an die Spitze
gearbeitet hat, hat bessere Optionen als ein Trostpöstchen bei Springer.
Vielleicht ja bei einem Startup-Giganten wie Uber – den berät inzwischen
ihr Vorgänger Kai Diekmann.
2 Feb 2018
## LINKS
[1] /Bildde-Chef-Julian-Reichelt-steigt-auf/!5381424
[2] /Bild-Hetze-gegen-ARD-und-ZDF/!5480412
[3] https://kress.de/news/detail/beitrag/139481-tanit-kochs-emotionaler-abschie…
[4] http://meedia.de/2018/02/02/machtkampf-bei-bild-entschieden-chefredakteurin…
## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
Tanit Koch
Julian Reichelt
Axel Springer
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Nikolaus Blome
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Schwerpunkt Rassismus
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