# taz.de -- Verkauf der HSH Nordbank: Minusgeschäft in Milliardenhöhe | |
> Die HSH Nordbank ist laut Gutachtern noch 643 Millionen Euro wert. | |
> Zugleich haften Hamburg und Schleswig-Holstein mit mindestens 13 | |
> Milliarden für faule Kredite. | |
Bild: Der HSH-Sitz in Kiel mit 750 Beschäftigten dürfte nach dem Verkauf dich… | |
HAMBURG taz | Im Verkaufsprozess der HSH Nordbank liegt jetzt erstmals eine | |
klare Zahl auf dem Tisch. 643 Millionen Euro soll die gemeinsame Landesbank | |
der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein wert sein, ermittelte die | |
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im März 2017 für die HSH | |
Beteiligungsmanagement GmbH. | |
Diese Zahl ist im Geschäftsbericht 2016 enthalten, der nun mit einem | |
Dreivierteljahr Verspätung veröffentlicht wurde. Der Verdacht liegt nahe, | |
dass potenziellen Käufern diese überaus nützliche Einschätzung nicht auf | |
die Nase gebunden werden sollte. | |
In dieser Management-Holding verwalten die beiden Bundesländer gemeinsam | |
mit dem Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein ihre Anteile an der | |
HSH in Höhe von 94,9 Prozent. Diese müssen bis Ende Februar auf Geheiß der | |
EU verkauft werden. Nur unter dieser Bedingung hatte die | |
Wettbewerbskommission in Brüssel die Milliardenhilfen der beiden | |
Eignerländer für ihre marode Landesbank genehmigt. | |
Vor zwei Wochen war aus Insiderkreisen durchgesickert, dass die beiden | |
US-Finanzinvestoren Cerberus und J.C. Flowers gemeinsam 700 Millionen Euro | |
für die krisengeschüttelte HSH Nordbank bieten würden. Zwei weitere | |
Anbieter, Apollo aus den USA und Socrates Capital aus Großbritannien, seien | |
demnach aus dem Rennen. Hamburg und Schleswig-Holstein führen seitdem mit | |
den beiden Interessenten Verhandlungen über Detailfragen. Flowers ist | |
bereits mit 5,1 Prozent Minderheitsaktionär an der Bank. | |
Indirekt hatte der HSH-Vorstandsvorsitzende Stefan Ermisch im | |
Mitarbeiter-Magazin der Bank bestätigt, dass es so ein Angebot gibt. Er | |
habe „keinen Zweifel an einer erfolgreichen Privatisierung“. Auch werde in | |
der Bank „ein anderer Wind wehen“, wenn ein New Yorker Finanzinvestor das | |
Sagen habe. „Er wird das Rad nicht neu erfinden, aber das Rad wird sich | |
schneller drehen“, schrieb Ermisch. „Diese neue Situation wird uns fordern, | |
aber sie wird uns auch Spaß machen.“ | |
Das Kieler Finanzministerium kann an der verspäteten Veröffentlichung des | |
Geschäftsberichts nichts Ungewöhnliches finden. „Das muss innerhalb eines | |
Jahres geschehen“, sagt Sprecherin Agnes Witte, „diese Frist ist | |
eingehalten worden.“ Dass der Zeitpunkt darauf hindeute, dass Verkauf und | |
Verkaufspreis bereits in trockenen Tüchern sind, will Witte weder | |
bestätigen noch kommentieren. Auch über die auffallende Nähe zwischen | |
gutachterlich ermitteltem Wert und angeblich gebotenem Kaufpreis will sie | |
nicht spekulieren. „Eine gutachterliche Bewertung ist das eine, ein | |
tatsächlich zu erzielender Marktpreis das andere.“ | |
In der weltweiten Finanz- und Schifffahrtskrise ab 2007 stürzte die HSH | |
Nordbank, damals der weltgrößte Finanzierer von Schiffsneubauten, wegen | |
riskanter Kreditgeschäfte ins Bodenlose. Die Länder Hamburg und | |
Schleswig-Holstein stehen mit mindestens 13 Milliarden Euro in der Haftung, | |
die Hamburger Linksfraktion hat sogar 27 Milliarden Euro errechnet – ein | |
Verkaufserlös von einer guten halben Milliarde Euro wäre kaum mehr als ein | |
Trostpflaster. | |
Seit Beginn der Krise ist die Bank um mehr als die Hälfte geschrumpft und | |
beschäftigt jetzt nur noch rund 2.000 Vollzeit-Mitarbeiter. Nach einem | |
Eigentümerwechsel dürften etliche Arbeitsplätze entfallen. Vor allem der | |
neben Hamburg zweite HSH-Sitz in Kiel mit 750 Beschäftigten ist in seinem | |
Fortbestand bedroht: Er dürfte, wenn überhaupt, nur in deutlich reduzierter | |
Form erhalten bleiben. | |
Dieses Ende mit Schrecken hatte die grüne Finanzministerin Monika Heinold | |
schon im Februar 2017 der taz bestätigt: „Letztendlich entscheidet der | |
künftige Eigentümer über Standorte und Arbeitsplätze“, sagte sie. Das | |
bekräftigte Heinold auch jüngst im NDR: „Die Frage des Standorts ist für | |
uns leider kein Auswahlkriterium.“ | |
5 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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