| # taz.de -- HSH-Nordbank: Ende einer ziemlich teuren Liaison | |
| > Die schwer angeschlagene HSH-Nordbank wird verkauft und dabei wohl nicht | |
| > zerschlagen. Drei Varianten sind noch möglich. | |
| Bild: Für Schleswig-Holstein und Hamburg sind die Zahlen dann am Ende doch nic… | |
| Hamburg taz | Die durch die Schifffahrts- und Finanzkrise ins Schlingern | |
| geratene HSH-Nordbank steht kurz vor dem Verkauf. Bis zum morgigen Freitag, | |
| 18 Uhr, müssen potenzielle Investoren verbindliche Kaufangebote für die | |
| Landesbank der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg abgeben. Gibt es bis | |
| Februar keinen unterzeichneten Kaufvertrag, muss die Bank ihre Abwicklung | |
| einleiten. Doch danach sieht es nicht aus. | |
| Die HSH Nordbank besteht aus einer inzwischen wieder profitablen Kernbank | |
| und einer mit hohen Risiken, vor allem faulen Schiffskrediten behafteten | |
| „Abbaubank“. Als zeitweise weltweit größter Schiffsfinanzierer traf die | |
| Schifffahrts- und Finanzkrise die HSH mit besonderer Wucht. Erklärtes Ziel | |
| der Nordbank-Mehrheitsgesellschafter Hamburg und Schleswig-Holstein ist es | |
| nun, das Institut einschließlich der „Abbaubank“ zu verkaufen. Er rechne | |
| mit „Offerten für die gesamte Bank“, verkündet Nordbank-Chef Stefan Ermis… | |
| nach vielen Verhandlungsrunden mit mehreren Interessenten. | |
| Die EU-Kommission, auf deren Druck die beiden Länder Hamburg und | |
| Schleswig-Holstein die Landesbank verkaufen müssen, hat zudem zur Auflage | |
| gemacht, dass sie einen positiven Preis bekommen müssen – der theoretisch | |
| auch einen symbolischen Euro betragen kann. Doch nach taz-Informationen | |
| wird er bei mehreren hundert Millionen Euro liegen, könnte sogar die | |
| Milliarden-Hürde überspringen. | |
| Denn die Nordbank schreibt im operativen Geschäft längst wieder schwarze | |
| Zahlen und streicht Millionengewinne ein. Für das laufende Jahr peilt sie | |
| einen Vorsteuergewinn von 120 Millionen und eine Erhöhung ihrer Rücklagen | |
| um 800 Millionen Euro an. Die Gesamtsumme der Risiken wird sich bis Ende | |
| 2018 hingegen auf voraussichtlich 3,8 Milliarden Euro reduzieren – die | |
| Hälfte davon könnte ein Neueigentümer als Verlust abschreiben. | |
| ## Verluste für die Länder | |
| Um wieder flott zu werden, musste die Nordbank jedoch 3 Milliarden | |
| Eigenkapital verbrauchen und eine 10-Milliarden-Garantie von | |
| Schleswig-Holstein und Hamburg verbrennen, deren Bereitstellung sich die | |
| beiden Nachbarn jedoch mit einer Prämie von knapp 2,5 Milliarden Euro | |
| vergüten ließen. Der Gesamtverlust beider Länder könnte durch die | |
| Verkaufserlöse noch knapp unter die 10 Milliarden-Grenze gedrückt werden. | |
| Offizielle Informationen, wer bislang Interesse an der Nordbank-Übernahme | |
| hinterlegt hat, gibt es nicht. Strikte Vertraulichkeit ist vereinbart. Nach | |
| taz-Informationen sind noch vier Bieter im Boot – drei davon | |
| US-Finanzinvestoren. Deren Namen plauderte der stellvertretenden | |
| FDP-Vorsitzende und langjährige Fraktionschef der Liberalen in Kiel, | |
| Wolfgang Kubicki, am Dienstag aus. | |
| Es handelt sich um die New Yorker Cerberus Capital Management, den | |
| texanischen Lone Star Funds und ein Konsortium aus dem | |
| Investmentunternehmen Apollo Global Management und J. C. Flowers, beide in | |
| New York beheimatet. Apollo und Flowers gelten unter den drei | |
| US-amerikanischen Interessenten als absoluter Favorit für die | |
| Nordbank-Übernahme. J. C. Flowers hatte sich 2006 in die HSH Nordbank | |
| eingekauft. Aktuell gehören ihm 5,1 Prozent der Bank. | |
| Daneben gibt es noch einen weiteren, bislang nicht identifizierten Bieter, | |
| der als ärgster Konkurrent des Konsortiums gilt. Insider sprechen vom | |
| „unbekannten Vierten“. Nach taz-Informationen handelt es sich dabei um eine | |
| westeuropäische Investorengruppe. Raus aus dem HSH-Monopoly sind hingegen | |
| die chinesischen Konzerne Anbang und HNA. | |
| Scheitert der Deal mit Apollo/Flowers oder den unbekannten Europäern, gibt | |
| es einen Plan B, der nicht vom Tisch ist: die sogenannte politische Lösung. | |
| Sie sieht eine Fusion der Nordbank mit der Nord LB, der Landesbank von | |
| Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vor. Bei der gibt es noch höhere Risiken | |
| als bei der Nordbank, eine Übernahme des inzwischen wieder profitablen | |
| Nordbank-Kerngeschäfts könnte ihre Bilanz gewaltig aufhellen. | |
| 25 Oct 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Marco Carini | |
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