# taz.de -- Studie über Arbeitsbedingungen: Kein Mindestlohn für Millionen | |
> Für viele Arbeitnehmer steht der Mindestlohn nur auf dem Papier, so eine | |
> Studie. Ein Fünftel der Firmen ohne Betriebsrat umgeht das Gesetz. | |
Bild: 2,7 Millionen Beschäftigte bekommen ihren Mindestlohn nicht – in der P… | |
BERLIN dpa | Betriebe ohne Betriebsrat und Tarifvertrag unterlaufen nach | |
einer Untersuchung für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung | |
besonders häufig die Zahlung des Mindestlohns. In solchen Firmen erhielten | |
18,6 Prozent der Beschäftigten nicht den gesetzlich vorgeschriebenen | |
Mindestlohn, [1][teilte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche | |
Institut (WSI)] der Stiftung am Montag mit. | |
Das seien mehr als fünfmal so viele wie in Betrieben mit | |
Arbeitnehmervertretung und Tarifvertrag. Dort habe die Quote der | |
Mindestlohnumgehungen 2016 bei 3,2 Prozent gelegen. | |
Die Studie zieht dennoch ein positives Fazit der Einführung des | |
Mindestlohns im Jahr 2015. Die Bezahlung vieler Geringverdiener habe sich | |
spürbar verbessert. Der Anteil der Beschäftigten mit einem zusätzlichen | |
Anspruch auf Hartz-IV-Leistungen sei von 20 Prozent im Jahr 2014 auf 17 | |
Prozent in 2016 gesunken. Der Mindestlohn beträgt aktuell 8,84 Euro. | |
Nach den WSI-Daten haben 2016 rund 2,7 Millionen Beschäftigte in | |
Deutschland weniger als den Mindestlohn erhalten, obwohl er ihnen zustand. | |
## Schlupflöcher im Mindestlohngesetz schließen | |
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung kommt dagegen bei seinen | |
Berechnungen auf 1,8 Millionen Arbeitnehmer, die 2016 weniger als den | |
gesetzlichen Mindestlohn bekommen haben. Beide Institute haben Daten des | |
Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet, sind dabei aber | |
unterschiedlich vorgegangen. | |
Verstöße gegen das Mindestlohngesetz kommen laut der WSI-Studie vor allem | |
in Branchen mit vielen Kleinbetrieben und Minijobs vor. So hätten 2016 rund | |
43 Prozent der Beschäftigten in privaten Haushalten weniger als den | |
Mindestlohn bekommen – wohl weil die Einhaltung dort kaum zu kontrollieren | |
ist. Im Hotel- und Gaststättengewerbe habe die Umgehungsquote 38 Prozent, | |
im Einzelhandel 20 Prozent betragen. | |
Der Sozialverband VdK forderte, Schlupflöcher im Mindestlohngesetz zu | |
schließen und dessen Einhaltung besser zu kontrollieren. Im vergangenen | |
Jahr mussten Betriebe nach Angaben des Bundesfinanzministeriums Bußgelder | |
in Höhe von mehr als 4,2 Millionen Euro zahlen. Der Zoll hatte rund 2.500 | |
Ermittlungsverfahren eingeleitet, und in jedem zweiten Fall musste der | |
Betrieb zahlen. | |
30 Jan 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.boeckler.de/14_112576.htm | |
## TAGS | |
Hans-Böckler-Stiftung | |
Mindestlohn | |
Mindestlohn | |
Mindestlohn | |
Tafel | |
GroKo | |
Italien | |
Bedingungsloses Grundeinkommen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Studie zum Mindestlohn: Null-Effekt für Geringverdiener? | |
Eine neue Studie zeigt: Auch mit Mindestlohn haben viele Beschäftigte am | |
Monatsende nicht mehr Geld. Das liegt daran, dass die Arbeitszeit sinkt. | |
Erhöhung des Mindestlohns: In zwei Schritten auf 9,35 Euro | |
Die Mindestlohnkommission schlägt vor, die Lohnuntergrenze bis 2020 um 51 | |
Cent zu erhöhen. 2019 sollen es bereits 9,19 Euro sein. | |
Jahresbilanz der Lebensmitteltafeln: Weihnachtsschokolade für die Armen | |
Die Tafeln versorgen immer mehr Altersarme, manche haben einen | |
Aufnahmestopp ausgerufen. Spenden entsprechen nicht immer dem Bedarf. | |
SPD vor GroKo-Verhandlungen: Und nun kommt die Basis | |
Die SPD-Spitze hat den Parteitag knapp überstanden. Groko-Gegner planen | |
Kampagnen für das Votum der Mitglieder. Wackelt das Ja noch mal? | |
Vor der Parlamentswahl in Italien: Milliardenschwere Versprechen | |
Rentenerhöhung, keine Studiengebühren, weniger Einkommensteuer: Die | |
Parteien in Italien überbieten sich mit teuren Wahlkampfversprechen. | |
Debatte Grundeinkommen: Gerechtigkeit geht anders | |
Das bedingungslose Grundeinkommen hilft nicht gegen Armut. Wer sie | |
verringern will, darf keine Sozialpolitik nach dem Gießkannenprinzip | |
machen. |