# taz.de -- Guerilla-Protest gegen „Drecksloch“-Zitat: Mit Scheinwerfer geg… | |
> Ein Künstler projiziert „Shithole“ ans Trump-Hotel in Washington. Der | |
> US-Präsident bestreitet, das Wort verwendet zu haben. | |
Bild: So sah das Trump-Hotel in Washington am Samstag etwa 40 Minuten lang aus | |
Nach den neuesten herablassenden Äußerungen des US-Präsidenten gegen | |
afrikanische und mittelamerikanische Länder wird darüber diskutiert, wie | |
man überhaupt noch angemessen (und originell) auf den trumpschen Rassismus | |
reagieren kann. Ein Künstler hat die Frage am Samstag elegant beantwortet – | |
mit Licht. Diese Form des friedlichen Protests wird immer beliebter. | |
Der US-Videokünstler Robin Bell hat das Wort „Shithole“ über den Eingang | |
des Trump International Hotel in Washington, D.C. projiziert. Bell bekannte | |
sich am Sonntagabend [1][auf Facebook] zu der Aktion. Der Künstler bewirbt | |
damit seine Dokumentation mit dem Titel „[2][This is not normal]“, die | |
demnächst erscheinen soll. Der Künstler erregt nicht zum ersten Mal | |
Aufmerksamkeit durch Projektionen an genau diesem Gebäude. Im Mai etwa warf | |
er die Worte „Zahlen Sie Trump-Bestechungsgelder hier“ über den Eingang des | |
Luxus-Hotels, welches die Trump-Holding betreibt. | |
Bei einem nichtöffentlichen Treffen mit Abgeordneten beider Parteien im | |
Weißen Haus am Donnerstag soll der US-Präsident gesagt haben: „Warum kommen | |
all diese Menschen aus Drecksloch-Ländern (‚shithole countries‘) hierher?�… | |
und bezog sich dabei offenbar auf afrikanische Länder sowie Haiti und El | |
Salvador. Das berichtete die Nachrichtenagentur AP und berief sich auf | |
TeilnehmerInnen des Treffens. Die Senatoren und Kongressabgeordneten waren | |
gekommen, um über einen Kompromiss beim Einwanderungsgesetz zu beraten. | |
Die Reaktionen waren heftig: Die Vereinten Nationen verurteilten die | |
Aussage als „rassistisch“, etliche afrikanische Länder forderten eine | |
Entschuldigung – Botswanas Regierung berief sogar den US-Botschafter ein | |
und [3][bat genüsslich um Klarstellung], ob das Land im südlichen Afrika in | |
den USA auch als „Drecksloch“ gelte. Auch Südafrika hat inzwischen die | |
US-Botschafterin einbestellt. | |
Donald Trump bestreitet derweil, das Wort verwendet zu haben. Der | |
republikanische Senator David Perdue sprang Trump am Sonntag in einem | |
Interview beim Sender ABC bei. Das Wort sei nicht gefallen. Der | |
demokratische Senator Dick Durbin hingegen bestätigte den Bericht. | |
## Aktionskunst für wenige Minuten | |
Über seine Guerilla-Projektion mit dem Wort „Shithole“ (garniert mit | |
Kacke-Emojis) [4][sagte der Künstler Robin Bell dem Sender CNN], er nehme | |
bloß sein Recht auf freie Rede in Anspruch. „Wir fassen das Gebäude nicht | |
einmal an. Wir betreten nicht das Gelände.“ | |
Die Guerilla-Projektion eine beliebte Strategie friedlichen urbanen | |
Widerstands. Schon Ende der 80er Jahre nutzte Greenpeace Projektionen, um | |
gegen das Anlegen eines britischen Flugzeugträgers mit Atomwaffen im | |
Hamburger Hafen zu protestieren. „[5][We have nuclear weapons on board]“ | |
warfen die Umweltaktivistinnen an den Bug des Schiffs. Zum vergangenen | |
Frauenkampftag am 8. März projizierte ein anonymes Berliner Kollektiv | |
namens „Vulvarella“ [6][eine feministische Botschaft] an die Berliner | |
Parteizentrale der AfD. Meistens wird mit einem leistungsstarken | |
Scheinwerfer aus einem Kleinbus heraus projiziert, welcher auf öffentlichem | |
Boden parkt – und der zur Not schnell wegfahren kann. | |
Inzwischen bieten sogar Werbeagenturen Projektionen als sogenanntes | |
„Guerilla-Marketing“ an. Der Vorteil: Erstens sind solche Aktionen | |
ungewöhnlich und werden besonders wahrgenommen – zweitens spart man sich | |
Bürokratie und Gebühren für das offizielle Werben im öffentlichen Raum. In | |
der Regel verweisen die Firmen jedoch darauf, dass das rechtliche Risiko | |
bei den Werbenden selbst liegt. | |
In den meisten Fällen allerdings sind die Installationen von kurzer Dauer. | |
Es geht eher darum, ein Social-Media-taugliches Foto von der Aktion zu | |
machen, als darum, dass sie von möglichst vielen tatsächlich erlebt wird. | |
Robin Bells „Shithole“ war am Samstag nur etwa 40 Minuten zu sehen. Noch | |
bevor der Sicherheitsdienst gekommen sei, seien sie wieder gefahren, so der | |
Künstler. Von der „Vulvarella“-Aktion im März hat von der AfD selbst | |
niemand etwas mitbekommen. | |
15 Jan 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.facebook.com/bellvisuals/videos/10156116146222002/ | |
[2] http://thisisnotnormalfilm.com/ | |
[3] https://twitter.com/BWGovernment/status/951770546160701443 | |
[4] http://edition.cnn.com/2018/01/14/politics/trump-hotel-washington-projectio… | |
[5] http://media.greenpeace.org/archive/Greenpeace-protest-against-the-arrival-… | |
[6] /!5390634/ | |
## AUTOREN | |
Peter Weissenburger | |
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