# taz.de -- Neonazi will nicht neben Höcke stehen: Zu links für Thorsten Heise | |
> Der Neonazi Thorsten Heise geht gegen das Zentrum für politische | |
> Schönheit vor. Die Aktivisten hatten ihn gemeinsam mit Björn Höcke | |
> abgebildet. | |
Bild: Die meisten würden sagen, Björn Höcke steht rechts – nicht aber der … | |
GÖTTINGEN taz | Die Alternative für Deutschland (AfD) steht ihm viel zu | |
weit links: Weil sein Konterfei zusammen mit dem Bild des Thüringer | |
AfD-Landeschefs Björn Höcke verbreitet wurde, geht der mehrfach | |
vorbestrafte Neonazi und NPD-Multifunktionär Thorsten Heise gerichtlich | |
gegen die Urheber des Bildes vor. Am Mittwoch Vormittag beginnt der Prozess | |
vor dem Landgericht Göttingen. | |
Auf dem Bild, um das es geht, prangen, brüderlich vereint, die Köpfe von | |
Höcke und Heise, darunter steht in Frakturschrift „Landolf & Thorsten“, | |
schließlich die Buchstaben NPD. Das „[1][Zentrum für politische Schönheit]… | |
(ZfpS), bekannt für seine provokanten Aktionen zwischen Polit-Aktivismus | |
und Kunst, hat den Schriftzug auf T-Shirts drucken lassen. 17,45 Euro | |
kostet die Uni-Sex-Variante. Zu beziehen sind sie über die vom ZfpS | |
kreierte Internetseite Landolf-Ladig.de. | |
Unter diesem Pseudonym, davon sind nicht nur die linken Aktionskünstler | |
überzeugt, habe Höcke über Jahre für NPD-Postillen publiziert. Mitglieder | |
der ZfpS hatten kürzlich auf einem Grundstück vor Höckes Haus in Bornhagen | |
– das Dörfchen liegt auf der thüringischen Seite des Eichsfeldes unweit von | |
Göttingen – ein „Denkmal der Schande“ aufgebaut: Eine Nachbildung des | |
Holocaust-Mahnmals in Berlin, das Höcke in seiner berüchtigten [2][Dresdner | |
Brandrede] vor einem Jahr als „Denkmal der Schande“ bezeichnet hatte. | |
Auf den Nachbau des Denkmals mit 24 Stelen folgte die Aufstellung von zwei | |
drei Meter großen „NPD-Wahlplakate“ in Bornhagen, die mit dem Konterfei | |
Höckes für einen NPD-Kandidaten Landolf Ladig warben. Außerdem kündigten | |
die ZfpS-Aktivisten an, pikante politische und private Details aus Höckes | |
Leben an die Öffentlichkeit zu bringen. Dazu zählten auch neue „Beweise“, | |
dass Höcke identisch mit jenem Landolf Ladig sei. | |
## „Weit linksstehende Konkurrenzpartei“ | |
Die These ist nicht neu: Der Soziologe Andreas Kemper aus Münster | |
begründete 2015 als erster, warum Höcke alias Landolf Ladig schon 2011 und | |
2012 für die von Thosten Heise herausgegebene Zeitschrift „Volk in | |
Bewegung“ geschrieben habe. Der Wissenschaftler verglich unter anderem | |
Leserbriefe Höckes mit Artikeln von Landolf Lading – die Texte sind über | |
weite Strecken identisch. | |
Trotz aller Indizien, fehlt bislang der letzte, gerichtsfeste Beweis für | |
die Ladig-These. Höcke selbst hat sie mehrfach bestritten – er will nicht | |
als Verfassungsfeind gebrandmarkt und aus der Partei geworfen werden. Eine | |
eidesstattliche Erklärung gab er trotz Aufforderung aber nicht ab. | |
Gleichzeitig drohte Höcke damit, gegen jeden juristisch vorzugehen, der ihn | |
mit Landolf Ladig in Verbindung bringe. | |
Thorsten Heise, der auf einem Hof in Fretterode unweit von Bornhagen wohnt | |
und in seinem Garten das Denkmal einer SS-Panzerdivision stehen hat, | |
äußerte sich zur mutmaßlichen Identität von Höcke und Landolf Ladig bislang | |
nicht öffentlich. Ihn stört nach Angaben seines Anwalts stattdessen, dass | |
das ZfpS die Bilder von ihm und Höcke vermarktet und damit Geld verdienen | |
wolle. | |
Nachdem das ZfpS eine Unterlassunsgerklärung nicht unterzeichnete, hat | |
Heise jetzt einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung stellen | |
lassen. Der NPD-Bundesvize hält die Fotomontage für „umso ärgerlicher“, … | |
der Anwalt, weil sie Heise „in affirmativen Zusammenhang zu einem bekannten | |
Protagonisten“ einer „weit linksstehenden Konkurrenzpartei“ stelle – der | |
AfD eben. | |
10 Jan 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Fuer-und-Wider-von-Aktionskunst/!5469571 | |
[2] /Nach-AfD-Skandalrede-in-Dresden/!5376209 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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