# taz.de -- Proteste im Iran: Spontane Demos in Teheran | |
> In Teheran und anderen Städten protestieren Iraner gegen die schlechte | |
> Wirtschaftslage. Auch Regierungsbefürworter demonstrieren. | |
Bild: Eine Kundgebung zur Unterstützung der Regierung im Iran | |
Teheran ap | In Teheran haben Hunderte gegen die schlechte Wirtschaftslage | |
protestiert. Auch in anderen Städten des Irans ist es seit Donnerstag zu | |
Protesten gekommen. Regierungsbefürworter demonstrierten am Samstag | |
ebenfalls. | |
Hunderte Studenten und andere Menschen beteiligten sich am Samstag an der | |
Protestversammlung an der Universität von Teheran. Zeugen berichteten von | |
zahlreichen Bereitschaftspolizisten an den Eingängen der Universität. Die | |
Polizei sperrten einige Straßen in der Umgebung der Universität ab. | |
Mitteilungen in sozialen Netzwerken und steigende Preise für | |
Grundnahrungsmittel wie Eier und Geflügel hatten die Proteste am Donnerstag | |
ausgelöst. Ein Regierungssprecher erklärte die gestiegenen Eierpreise am | |
Mittwoch mit einem Ausbruch der Vogelgrippe. | |
Tausende gingen in mehreren Städten des Landes auf die Straße und | |
beteiligten sich an den Protesten, bei denen Demonstranten auch die | |
Regierung kritisierten. In sozialen Netzwerken kursierten Videos, die | |
Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei zeigten. | |
## Keine Berichte im Staatsfernsehen | |
Die Demonstrationen begannen in Maschhad, der zweitgrößten Stadt im Iran. | |
Die halboffizielle Agentur Fars berichtete, dass am Freitag auch in der | |
Stadt Ghom Protesten stattgefunden hätten. | |
Die spontanen Demonstrationen schienen die größten im Iran seit 2009 zu | |
sein. Die damaligen Proteste waren von Wahlbetrugs-Vorwürfen bei der | |
Wiederwahl des Hardliners Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten ausgelöst | |
worden. Informationen über die jüngsten Proteste sind jedoch rar geblieben, | |
da die staatlichen und die halboffiziellen Medien im Iran nicht breit | |
darüber berichtet haben. | |
In einem Bericht auf einer Internetseite des Staatsfernsehen hieß es am | |
Samstag, nationale Medien hätten auf Anweisung von Sicherheitskräften zuvor | |
nicht über die Proteste berichtet. Am Samstag berichtete das | |
Staatsfernsehen erstmals darüber. Einige Demonstranten hätten den Namen des | |
einstigen Schahs skandiert, der 1979 ins Exil geflohen war, hieß es. | |
Etwa 50 Protestteilnehmer seien festgenommen worden, hieß es von | |
staatlichen Stellen. Die mächtigen Revolutionsgarden haben aber nicht | |
eingegriffen, im Gegensatz zu anderen ungenehmigten Demonstrationen seit | |
2009. Die neuen Proteste setzen Präsident Hassan Ruhani zusätzlich unter | |
Druck, dessen Atomabkommen mit Weltmächten in Gefahr ist. Viele Iraner | |
sagen, dass die Vereinbarung ihnen noch keine wirtschaftlichen Vorteile | |
gebracht hat. | |
## Wortmeldung aus den USA | |
US-Präsident Donald Trump unterstützte die Proteste in der Nacht auf | |
Samstag per Twitter. „Viele Berichte über friedliche Proteste von | |
iranischen Bürgern, die die Korruption des Regimes & seine Vergeudung des | |
Reichtums der Nation für die Finanzierung von Terrorismus im Ausland satt | |
haben. Iranische Regierung sollte die Rechte ihres Volkes respektieren, | |
inklusive des Rechts, sich zu äußern. Die Welt schaut hin! #IranProtests“, | |
schrieb er. | |
Es ist nicht klar, welche Wirkung Trumps Unterstützung haben wird. Viele | |
Iraner sind skeptisch gegenüber dem US-Präsidenten, da er sich geweigert | |
hat, dem Iran eine Einhaltung des Atomabkommens zu bescheinigen. | |
US-Außenminister Rex Tillerson sagte im Juni, Amerika wirke hin auf eine | |
„Unterstützung der Elemente innerhalb des Irans, die zu einem friedlichen | |
Wechsel dieser Regierung führen würden“. Die iranische Regierung hat diese | |
Aussage als Zeichen für ausländische Einmischung in die Innenpolitik | |
angeführt. | |
Das US-Außenministerium unterstützte die Proteste am Freitag in einem | |
Statement. „Irans Führer haben ein wohlhabendes Land mit einer reichen | |
Geschichte und Kultur in einen wirtschaftlich ausgelaugten Schurkenstaat | |
verwandelt, dessen Hauptexporte Gewalt, Blutvergießen und Chaos sind“, hieß | |
es darin. | |
An der Demonstration der Regierungsunterstützer nahmen am Samstag in | |
Teheran etwa 4000 Menschen teil. Das Staatsfernsehen zeigte auch Aufnahmen | |
von Demonstrationen in anderen Städten des Landes, bei denen Teilnehmer | |
Transparente mit Bildern des geistlichen Führers Ajatollah Ali Chamenei | |
trugen. Mit den seit mehreren Wochen geplanten Demonstrationen wird an eine | |
Demonstration von Regierungsunterstützern 2009 gedacht, die sich gegen die | |
damaligen Proteste wandte. | |
30 Dec 2017 | |
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