# taz.de -- Neue UN-Chefin im Kongo: Vorkämpferin für Menschenrechte | |
> Leila Zerrougui wird die neue Chefin der UN-Mission im Kongo. Die | |
> algerische Juristin kennt das Land und hat sich einen guten Namen | |
> gemacht. | |
Bild: Leila Zerrougui wird ab 1. Februar UN-Sondergesandte im Kongo | |
BERLIN taz | Wer in einem der schwierigsten Konfliktgebiete der Welt die | |
weltgrößte UN-Mission führen will, darf Konflikte nicht scheuen. Von daher | |
ist Leila Zerrougui, die am Mittwoch zur neuen UN-Sonderbeauftragten für | |
die Demokratische Republik Kongo und Chefin der dortigen UN-Mission MONUSCO | |
berufen wurde, die richtige Wahl. | |
Die 61-jährige algerische Juristin hat nicht nur eine lange UN-Karriere | |
hinter sich – das gilt für die meisten UN-Funktionäre. Sie ist auch im | |
Laufe dieser Karriere immer mutiger geworden – das gilt für die wenigsten. | |
Ihren letzten Job als UN-Sonderbeauftragte in bewaffneten Konflikten verlor | |
Zerrougui im März, weil sie Druck von oben nicht nachgeben wollte. Zuvor | |
hatte ihr Jahresbericht Saudi-Arabien auf die „schwarze Liste“ von Ländern | |
gesetzt, die die UN-Kinderrechtskonvention gebrochen haben und als | |
Hauptverantwortlichen für getötete Kinder in Jemen bezeichnet. Der damalige | |
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon strich das wieder. In Vorjahren hatte Ban | |
auch schon Israel, das der Tötung von Kindern im Gaza-Streifen bezichtigt | |
worden war, aus Zerrouguis Listen gestrichen. | |
Wer sich im Namen toter Kinder mit Israelis und Saudis anlegt, hat auch im | |
Kongo keine Angst. 2008 bis 2012 war die Algerierin schon einmal die Nummer | |
zwei der UN-Mission im Kongo gewesen. Ihre wichtigste Leistung damals: die | |
Einrichtung „mobiler Gerichte“ im Kongo, um auch in Gegenden ohne | |
staatliche Strukturen Gewaltverbrecher zu verfolgen. | |
Die „fliegenden Tribunale“ haben sich bewährt. In einem Interview | |
vergangenes Jahr schilderte Zerrougui den Fall eines Armeeobersts, dessen | |
Einheit ein Dorf terrorisiert hatte und der dann in eben jenem Dorf zu 20 | |
Jahren Haft verurteilt wurde. | |
## Für Frauenrechte | |
Ihre Karriere begann Zerrougui in den 1980er Jahren als Jugendrichterin in | |
Algerien. Als Frau zu richten – auch das erfordert in Nordafrika Mut. 2003 | |
wechselte sie zur UNO als Vorsitzende der UN-Arbeitsgruppe für willkürliche | |
Inhaftierungen. 2008 ging sie in den Kongo, 2012 in die UN-Zentrale. | |
„Frauen sind nicht von Natur aus verletzlich“, stellte Zerrougui jüngst in | |
einem Interview klar. „Sie sind verletzlich, weil ihre Rechte nicht | |
anerkannt werden.“ Oft fehle der Mut, sie einzuklagen, nach dem Denkmuster: | |
„Das macht man nicht.“ Da bräuchten Menschen Unterstützung. | |
Zerrougui kommt zurück in den Kongo in einer Zeit, in der das Regime immer | |
autoritärer auftritt und die UN-Mission unter Druck steht wie nie, mit | |
Morden und Überfällen, hinter denen staatliche Einschüchterung vermutet | |
wird. | |
Ihr Vorgänger Maman Sidikou aus Niger galt als Leisetreter. Zerrougui, so | |
hoffen viele, wird jetzt die Menschenrechte wieder in den Mittelpunkt | |
stellen. | |
„Sie ist beeindruckend“, sagt Kongo-Forscherin Séverine Autesserre, | |
„unglaublich smart, der Beendigung des Leidens im Kongo verpflichtet, | |
kenntnisreich. Und es ist toll, eine Frau an der Spitze der Mission zu | |
sehen.“ | |
28 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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Martin Kobler | |
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