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# taz.de -- Berliner Grüne zu Jamaika-Aus: „Es ist nie zu Ende“
> Das Vertrauen fehlte zwischen Union, FDP und Grünen – darin sind sich
> Berliner Grüne einig. Dennoch schließt der Landeschef einen neuen
> Jamaika-Versuch nicht aus.
Bild: Wer wird hier als nächstes zum Kanzler gewählt?
Reichlich nüchtern – weniger ernüchtert – haben die Berliner Grünen auf …
überraschende Aus der Jamaika-Sondierungen reagiert. „Der Abbruch war nicht
komplett verwunderlich. Man hat ja gemerkt, dass es an vielen Ecken und
Enden gehakt hat“, sagte Werner Graf, einer der beiden Landeschefs, am
Montag der taz.
Die Stimmung zwischen den vier Parteien sei „nicht vertrauensvoll“ gewesen,
obwohl Sondierungen eigentlich „die nette Zeit“ im Vergleich zur späteren
Regierungssphase seien. Inhaltlich seien die Verhandlungen „teilweise über
die Schmerzgrenze hinaus“ gegangen. Dennoch sei es richtig gewesen, sich an
einen Tisch zu setzen, betonte Graf. „Wir sind nicht in der Politik, um
Freunde zu finden. Wir haben einen politischen Auftrag und kämpfen für
bestimmte Inhalte.“
Der grüne Landeschef wollte keine Prognose wagen, ob es nun auf Neuwahlen
oder Sondierungen zwischen anderen Parteien hinauslaufe. Sogar einen
erneuten Anlauf für Jamaika schloss er nicht aus. „Es ist nie vorbei“, so
Graf.
Anders sieht das Antje Kapek. „Jamaika ist gegessen“, sagte die grüne
Fraktionschefin der taz. Bereits seit Wochen habe sie damit gerechnet, dass
CSU oder FDP die Sondierungen scheitern lasse. Die FDP habe ja bereits im
Wahlkampf ein solches Bündnis ausgeschlossen. Kapek warf den Liberalen vor,
sich „brutal vor der Verantwortung“ zu drücken. Bisher habe Parteichef
Christian Lindner noch keinen inhaltlichen Punkt gesagt, warum es nicht
geklappt habe.
Kapek geht davon aus, dass in der SPD doch noch eine Debatte um eine
mögliche Regierungsbeteiligung aufkomme, die letztlich mit einem
Mitgliederentscheid ende, bei dem die Befürworter gewinnen würden.
SPD-Bundeschef Martin Schulz hat am Montag allerdings noch einmal
bekräftigt, dass die SPD in die Opposition gehen werde.Eine
Minderheitsregierung auf Bundesebene hält Kapek für keine geeignete Option.
„Jamaika wäre sehr schwierig geworden“, sagte die Sprecherin der Grünen
Jugend Berlin, Louisa Hattendorff. Sie kritisierte die Kompromissangebote,
die die grünen Verhandler in der Schlussphase der Sondierungen vorgebracht
hätten. „Da ist die Schmerzgrenze der Partei neu ausgelotet worden“, sagte
sie und kündigte eine Debatte darüber an.
Die Sondierungen hätten auch gezeigt, dass ein Jamaika-Bündnis nicht
langfristig existieren könnte. Ziel müsse es deswegen sein, auf eine linke
Mehrheit hinzuarbeiten. Sie glaubt aber nicht, dass es bei möglichen
Neuwahlen bereits für Rot-Rot-Grün auf Bundesebene reichen würde.
Zumindest auf Berliner Landesebene gibt es einen rot-rot-grünen
Grundkonsens, so Antje Kapek. Sie betonte: „Ich regiere total gerne.“ Die
Linke in Berlin sei aber eine andere Partei als im Bund, wo sich stark
populistische Töne immer mehr durchsetzen.
20 Nov 2017
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Grüne Berlin
Jamaika-Koalition
Antje Kapek
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Grüne Berlin
Minderheitsregierung
Jamaika-Koalition
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Jamaika
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Kleinparteien. Bei den Grünen ging es bis an die Schmerzgrenze.
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