# taz.de -- Petition der Woche: Tierwohl in der Krippe | |
> Auf einem Weihnachtsmarkt im ostwestfälischen Bad Salzuflen gibt es eine | |
> lebendige Weihnachtskrippe. Eine Gruppe will dessen Ende erwirken. | |
Bild: Die Gegner der bewegten Krippe wünschen sich eher so eine in groß | |
Zu Hunderttausenden strömen dieser Tage die Deutschen über ihre geliebten | |
Weihnachtsmärkte. Glühwein, Zimtgeruch und bunt geschmückte Stände, in kaum | |
einem anderen Land sind die Innenstädte vor den Feiertagen so voll. | |
Auch im ostwestfälischen Bad Salzuflen zieht es die Bewohner auf den Markt. | |
Doch zwei Schafe, ein Esel und ein Kalb stören in der Kleinstadt die | |
besinnliche Stimmung. Seit einigen Jahren sorgen sie für Streit, aus dem | |
Zwist ist inzwischen [1][eine Petition entstanden]. Der Grund: Die Tiere | |
werden von morgens bis abends in einem kleinen Stall eingepfercht, sind | |
Teil einer lebendigen Weihnachtskrippe. | |
Kurz vor der Eröffnung des diesjährigen Weihnachtsmarkts ist deshalb in den | |
sozialen Netzwerken der Region eine Diskussion entbrannt. Während einige | |
Bad Salzufler die alte Tradition verteidigen, sprechen andere von | |
Tierquälerei. „Man muss nur zehn Minuten in Stallnähe stehen, schon hört | |
man die Tiere wimmern“, sagt eine junge Frau aus Bad Salzuflen. Sie ist | |
Teil einer Gruppe, die sich dem Tierwohl verpflichtet fühlt und ein | |
baldiges Ende der lebendigen Weihnachtskrippe fordert. | |
Die Diskussion wird aktuell in vielen Städten geführt: Sollte man dem | |
Wanderzirkus die Erlaubnis entziehen, wenn er Tiere hält? Sind Zoos in | |
ihrer jetzigen Form noch zeitgemäß? Und ist nicht auch die durch einige | |
Straßen ziehende Pferdekutsche nichts anderes als Tierquälerei? | |
Immer wieder organisieren städtische Tierschützer Kampagnen und überzeugen | |
ihre Kommunalpolitiker von Verboten und Boykottaufrufen. Nach Paragraf 3, | |
Absatz 6 des Tierschutzgesetzes ist es in Deutschland verboten, „ein Tier | |
zu einer Filmaufnahme, Schaustellung, Werbung oder ähnlichen Veranstaltung | |
heranzuziehen, sofern damit Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier | |
verbunden sind“. Für die Salzuflener Tierschützer ist der Fall klar: Das | |
Zurschaustellen der Tiere auf dem Weihnachtsmarkt bedeutet Qual. Es ist | |
eng, laut und stressig. Die vielen Besucher, die ohrenbetäubende Musik, der | |
viel zu kleine Stall. All das kann nicht gut für Tiere sein, finden sie. | |
Nun soll eine Petition Abhilfe verschaffen. 452 Menschen haben sie bisher | |
unterzeichnet, davon 274 aus Bad Salzuflen. Mit ihrem Anliegen richtet sich | |
die Petition an den SPD-Bürgermeister Roland Thomas, den Organisator des | |
Weihnachtsmarkts, Michael Welslau, und an Ulrich Tietz, den | |
Fachdienstleiter des Ordnungswesens. Noch in der Weihnachtszeit wollen die | |
Aktivisten ihnen die Unterschriften überreichen. „Lebende Tiere auf | |
Weihnachtsmärkten sind keine Attraktion, die in unsere Zeit gehört!“, | |
schreiben sie in ihrem Aufruf. | |
Der „Bad Salzufler Weihnachtstraum“ soll somit Vorbild für die Region | |
werden. Denn mit seiner Märchenbühne, Konzerten, Lesungen und der | |
alljährlichen Preisverleihung für den schönsten Weihnachtsbaum der | |
ansässigen Grundschulen ist der Markt in dem Kurort auch ein soziales | |
Event. Die weihnachtlichen Highlights, das gemeinsame Einsingen an | |
Heiligabend und das große Abschlussfeuerwerk ziehen Menschen aus der ganzen | |
Region in die Stadt mit den vielen Thermalquellen. | |
Ohne wimmernde Tiere würde der Weihnachtsmarkt in Bad Salzuflen sicher ein | |
noch attraktiverer Ort werden. | |
8 Dec 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://www.openpetition.de/petition/online/lebende-krippe-auf-dem-weihnach… | |
## AUTOREN | |
David Gutensohn | |
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