| # taz.de -- Pferdekutschen in Berlin: Bester Standplatz weg | |
| > Fiaker werden vom Pariser Platz verbannt. Ein stadtweites Verbot sei aber | |
| > schwierig, sagt der Bezirksbürgermeister von Mitte. Die taz hat | |
| > Reaktionen eingeholt. | |
| Bild: Alle Kutschen müssen gehen, nur eine nicht … | |
| Normalerweise stehen die Kutschen mitten auf dem Pariser Platz. Mit dem | |
| Brandenburger Tor im Hintergrund sind die auf alt getrimmten Zweispänner | |
| ein gefragtes Fotomotiv. An diesem Freitagmittag indes ist weit und breit | |
| kein Fiaker zu sehen. Aber das ist dem Zufall geschuldet, denn noch stehen | |
| die Verbotsschilder nicht. Am Vortag hat der Bezirksbürgermeister von | |
| Mitte, Stephan von Dassel (Grüne), verkündet, dass der ganze Platz für | |
| Pferde gesperrt wird. | |
| Pferdekutschen raus aus der Innenstadt – so steht es im rot-rot-grünen | |
| Koalitionsvertrag. Seit zwei Jahren läuft zu dem Thema eine | |
| Online-Unterschriftenaktion von Tierschützern. Rund 110.000 Menschen haben | |
| inzwischen ihren Namen darunter gesetzt. Mit dem Aufenthaltsverbot auf dem | |
| Pariser Platz hat Mitte nun einen Anfang gemacht. | |
| Die Initiatoren der Petition begrüßten die Entscheidung am Donnerstag als | |
| ersten wichtigen Schritt. Das Ziehen von Kutschen auf hartem Boden | |
| verursache Beinprobleme, die Tiere seien den ganzen Tag Abgasen ausgesetzt | |
| – die Argumente für ein Verbot sind bekannt. Bis zu 15 Anbieter von | |
| Pferdekutschen mit mehr als 100 Tieren gibt es nach Angaben der | |
| Tierschutzorganisation Peta in Berlin. Selbst der CDU-Bundestagsabgeordnete | |
| Frank Steffel begrüßte den Vorstoß von Mitte. | |
| Klaus Winkelmann hat seinen Betrieb vor zwölf Jahren aufgezogen. In | |
| Karlshorst hat er acht Pferde stehen. Von dem Verbot hat der 56-jährige | |
| gelernte Tischler von Journalisten erfahren. Was das für ihn bedeutet? | |
| „Wenn Ihr Arbeitsplatz morgen weg wäre, was würden Sie da sagen?“, gibt er | |
| die Frage zurück. Winkelmann ist aufgebracht. „Der Pariser Platz ist für | |
| uns der beste Standplatz in Berlin, den es gibt.“ | |
| Am Berliner Dom und am Gendarmenmarkt gebe es auch Parkplätze für die | |
| Fiaker, aber dort würden sie von den Touristen kaum wahrgenommen. Das | |
| Verbot sei ein „linker Schachzug“, meint Winkelmann. Weil man die Kutschen | |
| nicht stadtweit verbieten könne, mache man den Betreibern eben das Geschäft | |
| kaputt. | |
| Ein generelles Verbot durchzusetzen, ist tatsächlich schwierig. Die Fiaker | |
| gelten als normales Verkehrsmittel. Der Bezirksbürgermeister von Mitte | |
| argumentiert damit, dass die Pferde auf dem Pariser Platz auf harten | |
| Pflaster stehen, keinen Schatten und keine Tränke haben. Dass die Tiere | |
| kein Wasser bekämen, „ist erstunken und erlogen,“ hält Winkelmann dagegen. | |
| „Wozu gibt es auf dem Platz denn die Hydranten?“ Die Tiere seien sein | |
| Broterwerb, da wäre es doch geradezu widersinnig, sie schlecht zu | |
| behandeln. | |
| „Schade,“ sagt einer der Taxifahrer, der am Pariser Platz auf Kunden | |
| wartet. „Die Kutschen gehören doch zum Flair.“ Anders sieht es der Fahrer | |
| eines Velotaxis. Das Verbot sei richtig. „Die machen sich immer mehr breit, | |
| wenn man sie anspricht, reagieren sie unverschämt.“ | |
| Kaum hat der Mann den Satz beendet, zieht eine Kutsche auf den Platz. | |
| Sofort ist sie von Touristen umringt. Gefragt, wie er das Verbot empfindet, | |
| reagiert der Kutscher gelassen. „Mein Gott, irgendwo werden wir schon | |
| stehen können.“ | |
| 26 Jan 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Plutonia Plarre | |
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