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# taz.de -- Globale Allianz für den Kohleausstieg: Deutschland bleibt dreckig
> Auf der Weltklimakonferenz hat sich eine große Allianz von Ländern zum
> Kohleausstieg bekannt. Gastgeberland Deutschland ist aber nicht dabei.
Bild: Gehört witerhin zu Deutschland: Braunkohlekraftwerk
Bonn dpa | Während die Jamaika-Unterhändler in Berlin noch um den
Kohleausstieg ringen, haben sich auf der Klimakonferenz in Bonn etliche
Länder dazu bekannt. Großbritannien, Kanada und mehrere andere Staaten
schlossen sich am Donnerstag zu einer internationalen Allianz für den
Kohleausstieg zusammen. Die Abkehr von der Kohle-Energie sei der richtige
Schritt, sagte Kanadas Umweltministerin Catherine McKenna. „Wir schulden es
unseren Kindern“, betonte sie.
Deutschland ist allerdings nicht Teil des Bündnisses. Das Land habe seine
Teilnahme abgelehnt, weil „wir das nicht im Vorgriff auf die nächste
Regierung entscheiden können“, sagte die scheidende Bundesumweltministerin
Barbara Hendricks (SPD). In Deutschland werden rund 40 Prozent des Stroms
aus Kohle erzeugt.
Neben Großbritannien und Kanada gehören der „Powering Past Coal Alliance“
23 weitere Mitglieder an, darunter Frankreich, Italien, Österreich,
Finnland, Mexiko, Portugal, Costa Rica und die Marshallinseln, aber auch
einzelne Provinzen wie das kanadische British Columbia. Die Regierungen
legen sich in ihrer Erklärung auf eine Abkehr von der traditionellen
Kohle-Energie fest. Einzeln hatten sie das zum Teil in der Vergangenheit
schon angekündigt. Die britische Regierung erklärte etwa, bis 2025 alle
Kohlekraftwerke abschalten zu wollen.
Das Bündnis stellte sich damit nur einen Tag nach der Rede von
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der Klimakonferenz auf. Merkel war
dabei unkonkret geblieben, wie und wann Deutschland aus der sehr
klimaschädlichen Kohlenutzung aussteigen werde.
## Trump gibt Anti-Klimawandel-Aktionen Antrieb
Bei der Klimakonferenz gab es bereits einen Tag vor Abschluss Fortschritte
im Hinblick auf die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, doch weiter
Streit ums Geld. Die Konferenz komme viel zu langsam voran, kritisierte die
Außenministerin von Ecuador, Maria Fernanda Espinosa. Ecuador hat derzeit
den Vorsitz der Gruppe G77, die aus 134 Entwicklungs- und Schwellenländern
besteht. Diese seien besorgt wegen des geringen Fortschritts beim Thema
Finanzen „und dem mangelnden Willen von Industrieländern, bei diesem Thema
weiter zu kommen“.
Umstritten war am vorletzten Tag der Konferenz vor allem noch, aus welchen
Quellen künftig der Fonds zur Anpassung der armen Länder an den Klimawandel
gespeist werden soll. Auch um andere Verfahrensfragen zur künftigen
Klimafinanzierung wurde noch gerungen.
Der deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth betonte dagegen, dass
wesentliche Aufgaben der Bonner Konferenz gelöst seien. Bei der Arbeit am
Regelbuch für das Klimaabkommen von Paris sei die Konferenz gut
vorangekommen. Es war von Anfang an klar gewesen, dass Bonn kein
abgeschlossenes Regelbuch liefern soll, sondern nur Textentwürfe dafür. Das
Regelbuch soll im kommenden Jahr im polnischen Kattowitz vereinbart werden.
Flasbarth sagte: „Der Geist von Paris ist zu spüren und ironischerweise ist
es ja so, dass die Ansage von Präsident Trump, das Klimaabkommen verlassen
zu wollen, das Gegenteil bewirkt hat.“ Die Welt sei näher zusammengerückt �…
und zwar nicht nur auf der Staatenebene. Die Regionen und Städte hätten
jetzt die enorme Bedeutung des Abkommens für sich erkannt. Das habe „viel
mehr Energie ausgelöst als Herr Trump auslöschen konnte“. Auch die
Verhandlungen seien konstruktiv, „da spielen auch die Amerikaner keine
destruktive Rolle“.
Im Plenum der Konferenz präsentierten unterdessen die Minister der
Teilnehmerländer Klimaschäden und Aktionen für seinen Schutz. Jamaikas
Wirtschaftsminister Daryl Vaz sagte am Ende seiner eindringlichen Rede:
„Aber das Wichtigste ist: Es ist nun Zeit zum Handeln – viel eher als
weiter zu reden.“
16 Nov 2017
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