Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Treffen Putins und Erdogans in Sotschi: Poker um die Aufteilung Syr…
> Putin und Erdoğan sind sich uneins über die Zukunft Syriens. Sie streiten
> vor allem darum, ob die Kurden mit einbezogen werden sollen.
Bild: Maßgeblich die kurdischen Kämpfer der YPG haben Erfolge gegen den IS zu…
Athen taz | Nachdem der „Islamische Staat“ (IS) in Syrien auch aus seinen
letzten Hochburgen [1][vertrieben worden ist], beginnt nun der Poker um die
Aufteilung des Landes. Wladimir Putin, der mit der russischen
Militärintervention entscheidend dazu beigetragen hat, dass der syrische
Diktator Baschar al-Assad noch an der Macht ist, will nun [2][den
russischen Einfluss] in Syrien dauerhaft festigen. Dazu soll unter
russischem Protektorat ein „Kongress der Völker Syriens“ stattfinden, bei
dem die kommenden Einflusszonen diskutiert und, wenn möglich, auch
festgelegt werden.
Mit diesem Vorgehen will Putin [3][die Syrien-Friedensgespräche] der UNO in
Genf umgehen, bei denen auch die USA und andere westliche Akteure
entscheidenden Einfluss haben. Stattdessen wollen sich die Siegermächte
Russland und Iran, die gleichzeitig die Interessen Assads vertreten, mit
der Türkei, die als Schutzmacht der sunnitischen Aufständischen gilt,
einigen, ohne sich mit allen anderen Gruppen und Staaten, die in Genf
involviert sind, auseinandersetzen zu müssen. In der Schweiz sind für den
28. November eintägige Syrien-Gespräche avisiert.
Am Rande des Asean-Gipfels vor einigen Tagen hatte Putin sich bereits
bilateral mit US-Präsident Donald Trump auf ein Papier geeinigt. Darin
bekräftigten sie ihren Wunsch zur Aufrechterhaltung der territorialen
Integrität Syriens. Zudem erteilten sie weiteren Kämpfen eine Absage und
wollten Vorkehrungen treffen, damit amerikanische und russische Truppen
sich nicht ins Gehege kommen. Trotzdem musste Putin seinen eigentlich für
den 18. November geplanten „Kongress der Völker Syriens“ vorläufig Absage…
weil ausgerechnet die Türkei sich querstellt.
Streitpunkt ist die Frage, inwieweit [4][die syrischen Kurden] in den
Prozess mit einbezogen werden sollen. Insbesondere die politisch und
militärisch stärkste kurdische Partei, die DYP (Partiya Yekitiya Demokrat)
und ihre Miliz, die YPG, werden von der Türkei als Terrororganisationen
eingestuft, die eng mit der türkisch-kurdischen PKK zusammenarbeitet und
laut Ankara auf keinen Fall am Verhandlungstisch sitzen dürfen. Da Putin
aber klar ist, dass es ohne die Kurden keine sinnvollen Verhandlungen geben
kann, wollte er den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan überreden,
sich in seiner Syrien-Politik umzuorientieren. Dazu wurde in aller Eile ein
Treffen zwischen Putin und Erdoğan arrangiert, das am Montagabend in
Sotschi stattfand.
## Erdogan knirscht mit den Zähnen
Doch auch in einem vierstündigen Gespräch der beiden Präsidenten konnte
keine Einigung erreicht werden. Erdoğan gab sich anschließend sehr
einsilbig und bestätigte lediglich, er würde das russisch-amerikanische
Papier akzeptieren, was er vor seinem Abflug nach Sotschi noch heftig
kritisiert hatte. Offizielle Stellungnahmen zu den Kurden gab es nicht.
Lediglich der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu sagte gegenüber d…
türkischen Staatsagentur Anadolu, Terrororganisationen müssten auch
zukünftig von allen Verhandlungen ausgeschlossen bleiben.
Die Türkei ist bereits mit den USA zerstritten, weil die US-Armee im Kampf
gegen den IS seit langem mit der DYP/YPG zusammenarbeitet. Erdoğan hatte
deshalb gehofft, dass Putin ihm freie Hand geben würde, militärisch gegen
die Kurden in Syrien vorzugehen.
Aber das ist offensichtlich nicht der Fall. Erdoğan muss sich nun
entscheiden, ob er sich nach den USA auch noch mit Putin wegen der Kurden
überwerfen will, oder die Konfrontationspolitik gegen die DYP und damit
auch gegen die PKK mindestens teilweise zurücknimmt und Verhandlungen
zulässt.
14 Nov 2017
## LINKS
[1] /!5456084/
[2] /!5462315/
[3] /!5426902/
[4] /!5455713/
## AUTOREN
Wolfgang Wittenfeld
## TAGS
Kurden
Recep Tayyip Erdoğan
Wladimir Putin
Rakka
YPG
Al-Rakka
Syrischer Bürgerkrieg
Lesestück Interview
Genf
Genf
Russland
Russland
Kurden
Türkei
Recep Tayyip Erdoğan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Syrischer Journalist über die Ex-IS-Stadt: „Rakka ist nicht frei“
Abdalaziz Alhamza war mit seiner Gruppe „Raqqa is being slaughtered
silently“ lange die einzige unabhängige Quelle in Rakka. Der IS ist
vertrieben, die Arbeit bleibt.
Syrien-Verhandlungen in Genf: Die Delegation kommt doch
Die syrische Regierung will nach Angaben der Vereinten Nationen nun doch ab
Mittwoch an Friedensgesprächen teilnehmen.
Syrien-Verhandlungen in Genf: Das Konstrukt ist wohl gescheitert
Eigentlich sollte in Genf wieder über Syriens Zukunft verhandelt werden.
Doch die Verhandlungsdelegation von Assad kommt erst einmal nicht.
Putin und Assad zur Zukunft Syriens: Friedensordnung der Sieger
Syriens Präsident Baschar al-Assad und Wladimir Putin treffen sich in
Sotschi – und definieren, was eine „politische Lösung“ sein könnte.
Propaganda mit Fotos: Wenn Luftbilder zu Kriegen führen
Mit falschen Satellitenaufnahmen beschuldigt Russland die USA der
Zusammenarbeit mit dem IS. Die Geschichte zeigt: Das ist gefährlich.
Hausdurchsuchung bei Aktivist: „Die Handlanger Erdoğans“
Kerem Schamberger soll Fahnen syrisch-kurdischer Organisationen im Internet
gepostet haben. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung.
Türkei bereitet Syrien-Einmarsch vor: Sturm auf das kurdische Afrin?
An der Grenze zu Syrien marschiert das türkische Militär auf. Nahe der
Stadt Kilis wurden Artilleriegeschütze und Panzerhaubitzen stationiert.
Kommentar Erdoğan bei Trump: Völlig abgeblitzt
Von wegen „historisches Treffen“: Der türkische Präsident hatte mit seinem
Weltpolitiker-Gehabe bei Donald Trump keine Chance.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.