| # taz.de -- Steuerschätzung in Deutschland: Überschaubarer Finanzspielraum | |
| > Die Steuereinnahmen in Deutschland steigen weiter – für den Bund | |
| > allerdings nur geringfügig. Länder und Gemeinden hingegen profitieren | |
| > stärker. | |
| Bild: Na da hat aber jemand eine wirklich originelle Idee gehabt … | |
| Berlin taz | Der neuen Bundesregierung steht ein finanzieller Spielraum von | |
| gut sieben Milliarden Euro jährlich zur Verfügung. Insgesamt könnte die | |
| Jamaika-Koalition in den kommenden vier Jahren knapp 30 Milliarden | |
| zusätzlich ausgeben, um Steuerentlastungen, Investitionen oder andere | |
| Maßnahmen zu finanzieren. Das ergibt sich unter anderem aus der neuen | |
| Steuerschätzung, die Interimsfinanzminister Peter Altmaier (CDU) am | |
| Donnerstag veröffentlichte. | |
| Die Wirtschaft dürfte weiter wachsen und die Zahl der Arbeitsplätze | |
| zunehmen. Auch die Löhne vieler Beschäftigter und die Gewinne der | |
| Unternehmen steigen. Deshalb können Bund, Länder und Gemeinden in diesem | |
| und den nächsten Jahren mit höheren Steuereinnahmen rechnen. Im Vergleich | |
| zur Schätzung vom Mai 2017 sollen in diesem Jahr insgesamt 1,8 Milliarden | |
| Euro hinzukommen. Bis 2021 summiert sich das Plus auf 26,3 Milliarden. | |
| Sowohl der Bund, als auch die Länder und Gemeinden erhalten mehr Geld. Beim | |
| Bund fallen 2018 wohl 6,8 Milliarden mehr an. Bis 2021 sinkt das Plus im | |
| Vergleich zur letzten Schätzung aber auf insgesamt 2,2 Milliarden. Grund: | |
| Durch die Neuregelung der Bund-Länder-Finanzen tritt die Bundesregierung ab | |
| 2020 einige Einnahmen an die Länder ab. Für die Länder errechnet sich ein | |
| Plus von 19 Milliarden Euro bis 2021. Die Kommunen können Zusatzeinnahmen | |
| von insgesamt 13,8 Milliarden Euro einplanen. | |
| Was eine Jamaika-Regierung im Bund mit den zusätzlichen Einnahmen und dem | |
| finanziellen Spielraum anfangen will, debattieren Union, FDP und Grüne bei | |
| den gegenwärtigen Sondierungen. Sieben Milliarden Euro sind schnell | |
| verplant. Wenn die Koalitionäre beginnen wollen, den Solidaritätszuschlag | |
| abzubauen, wie es besonders die FDP wünscht, bräuchten sie dafür | |
| beispielsweise zwei Milliarden Euro jährlich. Eine zusätzliche | |
| Steuerentlastung für kleine und mittlere Einkommensgruppen könnte weitere | |
| drei Milliarden Euro kosten. Für neue Investitionen in Forschung, Schulbau, | |
| Datenleitungen und Integration der Flüchtlinge bleibt dann schon nicht mehr | |
| viel übrig. | |
| ## Steuerprivilegien verringern | |
| Der finanzielle Spielraum ließe sich aber erweitern. Eine Variante: Die | |
| neue Regierung verringert Steuerprivilegien. Heute wird beispielsweise auf | |
| Dieseltreibstoff eine geringere Energiesteuer erhoben als auf Benzin. Würde | |
| man sie auf Benzin-Niveau angleichen, nähme der Staat neun Milliarden Euro | |
| mehr ein, erklärte der Bundesrechnungshof kürzlich. Auch könnten die | |
| Vergünstigungen für Dienstwagen oder Flugbenzin verringert werden. Den | |
| Abbau sogenannter umweltschädlicher Subventionen fordern vor allem die | |
| Grünen. | |
| Die andere Variante: Die Verhandler könnten sich entschließen, eine geringe | |
| Neuverschuldung einzuplanen, die mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Der | |
| Bund darf höchstens 0,35 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt als | |
| neue Kredite aufnehmen. Das wären etwa zehn Milliarden Euro. Allerdings | |
| haben die Jamaika-Verhandler gleich am Anfang vereinbart, an der Politik | |
| des ausgeglichenen Haushalts festzuhalten. | |
| 9 Nov 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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