# taz.de -- Bundesgeschäftsführer der Linken: Der Moderator geht | |
> Matthias Höhn tritt von seinem Job in der Zentrale der Linkspartei | |
> zurück. Sein kommissarischer Nachfolger dürfte am Samstag gekürt werden. | |
Bild: Die Linke scheint sich selbst zu zerlegen | |
BERLIN taz | Er war am längsten von allen Bundesgeschäftsführern der | |
verschiedenen Parteien im Dienst – seit 2012. Am Freitag verkündet Matthias | |
Höhn seinen Rücktritt von dem Job in der Zentrale der Linkspartei. Offenbar | |
wirft der 42-Jährige wegen des dauernden Machtgerangels das Handtuch. Vor | |
allem die Parteichefs Katja Kipping und Bernd Riexinger und Fraktionschefin | |
Sahra Wagenknecht sind über Kreuz, Aber auch zwischen dem Reformerflügel | |
und Kipping ist die Stimmung eisig. | |
Höhn stammt aus Sachsen-Anhalt und gehört zu den Ostrealos um Dietmar | |
Bartsch, die auf konkrete Reformen und Regierungsbeteiligungen setzen. | |
Wegen seiner sachlichen besonnenen Art genießt er flügelübergreifend einen | |
guten Ruf. Denn Höhn verstand es schon vor dem sogenannten Burgfrieden, dem | |
Bündnis zwischen Bartsch und Wagenknecht, Mittelwege auszuloten. Als vor | |
sieben Jahren zwischen den Ex-PDSlern und den Westlinken um Oskar | |
Lafontaine ein heftiger Streit um das Grundsatzprogramm tobte, handelte | |
Höhn mit Wagenknecht den Kompromiss aus. | |
Doch offenbar waren die letzten innerparteilichen Eskalationen auch für den | |
stets moderat auftretenden Höhn zu viel. Bei der Bundestagswahl schnitt die | |
Partei mit 9,2 Prozent respektabel ab – trotzdem feuerte Oskar Lafontaine | |
eine persönlich adressierte Kritik gegen das zentristische Duo Kipping und | |
Riexinger ab. Gerüchten zufolge sollen die beiden Parteivorsitzenden von | |
ihrem Bundesgeschäftsführer verlangt haben, dass Höhn sie offensiv gegen | |
diese Kritik verteidigen sollte. Was er nicht tat. | |
Höhn hat sich nun gegen die unauffällige Art des Rückzug entschieden – | |
nämlich beim nächsten Parteitag im Sommer 2018 einfach nicht mehr zu | |
kandidieren. Über die Gründe, warum er vorzeitig zurücktritt, hüllt er sich | |
in Schweigen – offenbar um die derzeit angespannte Situation, die von | |
mancherlei persönlichen Animositäten kennzeichnet ist, nicht weiter zu | |
belasten. Eine Rolle für Höhns Entscheidung mag auch gespielt haben, dass | |
der aus Sachsen-Anhalt stammende Politiker seit dem 24. September eine neue | |
Aufgabe hat: Er sitzt jetzt erstmals im Bundestag. | |
Sein Parlamentskollege Jan Korte vom Reformerflügel sagte, der Rücktritt | |
sei ein echter Verlust. Höhn, der die Wahlkampagne entworfen hatte, habe | |
„maßgeblich zu unserem Wahlerfolg beigetragen“. Katja Kipping erklärte | |
gegenüber der taz, dass die Parteichefs den Rückzug bedauern: „Wir wollten, | |
dass er bleibt“. Wer den vakanten Job nun erst mal übernimmt, wird | |
kurzfristig entschieden. | |
Am Samstag trifft sich der Parteivorstand. Dort wird wohl kommissarisch der | |
neue Macher gekürt. Das von Medien verbreitete Gerücht, dass der | |
Exbundestagsabgeordnete Jan van Aken, der als Kipping-nah gilt, Höhn | |
nachfolgen soll, wurde umgehend dementiert. Gewählt wird der | |
Bundesgeschäftsführer erst im Sommer nächsten Jahres von dem Parteitag. | |
Kipping und Riexinger müssen einen Kandidaten präsentieren, der nicht nur | |
das intellektuelle Niveau und die Integrität seines Vorgängers hat, sondern | |
auch von dem ziemlich bunt zusammengewürfelten Parteivorstand akzeptiert | |
wird. Keine leichte Aufgabe. Klar ist: Er oder sie braucht gute Nerven und | |
Nehmerqualitäten. Das Gezerre zwischen Ostrealos, Wagenknechtianern und den | |
Zentristen um Kipping und Riexinger ist noch nicht zu Ende. | |
9 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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