# taz.de -- TV-Duell vor der Niedersachsenwahl: Voll drauf | |
> Fünf Tage vor der Landtagswahl liefern sich Stephan Weil und sein | |
> Herausforderer Bernd Althusmann im TV-Duell einen Schlagabtausch ohne | |
> klaren Sieger. | |
Bild: VW-Versteher (links) und Bildungsverlierer (rechts): Im NDR-Studio ging e… | |
HANNOVER taz | Gleich zu Anfang hat es gekracht beim TV-Duell zwischen | |
Niedersachsens Stephan Weil und seinem Herausforderer Bernd Althusmann | |
(CDU). Der Grund war die Überläuferin Elke Twesten, deren Wechsel von den | |
Grünen zur CDU die vorgezogene Neuwahl erst nötig machte – immer noch ein | |
Trigger. | |
Da ging sogar Weil, der eigentlich ganz landesväterlich bei sich und seinen | |
Themen hatte bleiben wollen, in die Offensive: Der Wechsel sei ein „grober | |
Verstoß gegen demokratische Spielregeln“ gewesen, sagte er. Die CDU sei | |
nicht gezwungen gewesen, Twesten in ihre Fraktion aufzunehmen. Und dann | |
direkt an Althusmann: „Das war ein schwerer Fehler, der hängt Ihnen wie ein | |
Mühlstein um den Hals.“ | |
## Wurde Elke Twesten bei den Grünen gemobbt? | |
Und der CDU-Spitzenkandidat schoss zurück: „Es war Ihr schwerer | |
Managementfehler, die Signale der Abgeordneten nicht ernst zu nehmen.“ | |
Twesten sei bei den Grünen gemobbt worden. | |
Für die SPD ist die Niedersachsenwahl zukunftsweisend. Nach den verlorenen | |
Landtagswahlen dieses Jahres und der verheerenden 20-Prozent-Schlappe bei | |
der Bundestagswahl ruhen nun alle Hoffnungen auf Stephan Weil, der | |
wenigstens das letzte große Bundesland in SPD-Hand halten muss. | |
Und dem war in der Live-Sendung der Druck anzumerken. Er schaute ernst in | |
die Kameras und schoss bisweilen übers Ziel hinaus. Etwa, als er sagte, | |
Althusmann überblicke nicht, worüber er bei VW rede. „Das mache ich Ihnen | |
nicht zum Vorwurf, das ist nicht leicht zu verstehen.“ | |
Aber es gab auch Momente, in denen er als Ministerpräsident punkten konnte. | |
Etwa, als er auf den erstmals ausgeglichenen Landeshaushalt verweisen | |
konnte oder noch einmal daran erinnerte, dass es seine rot-grüne | |
Landesregierung war, die das von Althusmann eingeführte Turboabitur | |
abgeschafft hat. Die CDU hat längst eingesehen, das sie damit auf dem | |
Holzweg war. Auch beim Thema Inklusion nahm er seinem Konkurrenten den Wind | |
aus den Segeln. Der fordert den Erhalt aller Förderschulen. Aber bis auf | |
die bereits ausgelaufene „Förderschule Lernen“ sollten gar keine weiteren | |
geschlossen werden, so Weil. Die SPD hatte bisher von einer | |
perspektivischen Abschaffung aller Förderschulen gesprochen. | |
## Althusmann schwächelt bei seinem Kernthema Bildung | |
Überhaupt sah der Pädagoge und Ex-Kultusminister Althusmann bei seinem | |
Kernthema Bildung schwach aus. Woher die neuen Lehrkräfte kommen sollen, | |
die an den Schulen fehlen, konnte er nicht beantworten. Seinen Vorschlag, | |
mehr Quereinsteiger einzustellen, setzt Kultusministerin Frauke | |
Heiligenstadt (SPD) längst um. Und die von Althusmann geforderte | |
„Atempause“ bei der Inklusion zerstreute Weil mit nur einem Satz: | |
„Menschenrechte setzt man nicht aus“. Punkt. | |
Mit anderen Themen ging der CDU-Kandidat aber deutlich souveräner um. Nach | |
dem niedersächsischen Polizeipräsidenten Uwe Binias gefragt, der gerade | |
fünf Tage vor der Wahl medienwirksam aus der CDU ausgetreten ist, antwortet | |
er: „Wenn ich Sie wäre, Herr Weil, würde ich eine Intrige dahinter | |
vermuten.“ So aber ging er locker darüber hinweg und forderte stattdessen | |
mehr Abschiebungen aus Niedersachsen. Eine Forderung, bei der Stephan Weil | |
meinte, ihn noch übertrumpfen zu können: „Wir haben doppelt so viele | |
Abschiebungen wie unter Schwarz-Gelb.“ | |
Als klarer Sieger ging trotz der vielen persönlichen Angriffe keiner der | |
Beiden aus dem Studio. Bis zur Wahl am 15. Oktober bleibt es eng. | |
10 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Andrea Scharpen | |
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