| # taz.de -- Mieter leiden unter Praktiken der Wekab: Die Rücksichtslos-KG | |
| > Unfreundlich und unkooperativ: Die Vermietergesellschaft Wekab KG zeigt | |
| > ihren Mietern, dass sie am längeren Hebel sitzt. Richard Lemloh kostete | |
| > sein Auszug 4.500 Euro | |
| Bild: Ein Fehler: Mieter Lemloh hat Details zu seinem Auszug nur mündlich abge… | |
| Richard Lemloh, ehemaliger Bewohner einer Mietwohnung in der Hohen Weide, | |
| fühlt sich machtlos. Ende Juni ist er mit seiner Familie umgezogen. Doch | |
| bis zur Übergabe mussten sie zwei Monate warten und trotzdem Miete für die | |
| leer stehende Wohnung in Eimsbüttel zahlen. Dabei hatte er zuvor mit einem | |
| Mitarbeiter seiner Vermietergesellschaft, der Wekab KG, ausgemacht, dass | |
| sie die Vertragszeit durch einen Nachmieter verkürzen könnten – allerdings | |
| nur telefonisch. Nachdem drei mögliche Nachmieter von der Wekab abgelehnt | |
| wurden, teilte die Firma der Familie mit, dass sie die Wohnung zurzeit | |
| vielleicht gar nicht weiter vermieten wolle. Die vorgeschlagenen Mieter | |
| waren solvente Paare mit gutem Einkommen und zum Teil Kindern. Auf | |
| Nachfrage wollte die Wekab keine Gründe für die Ablehnung nennen. | |
| Dem Mieterverein Mieter helfen Mietern ist die Wekab bekannt. Sie setze | |
| ihre Interessen ohne große Rücksicht auf die Mieter durch. Zurzeit liefen | |
| einige Klagen von Mietern. | |
| Auch eine weitere Absprache wurde aus Lemlohs Sicht von der Wekab nicht | |
| eingehalten: Er und seine Frau hatten beim Einzug mithilfe eines | |
| Architekten eine neue Küche eingebaut. Bereits zu dem Zeitpunkt habe der | |
| vom Vermieter bestellte Vermittler versichert, es werde sicher möglich | |
| sein, die Küche mit einer Abstandszahlung an einen Nachmieter | |
| weiterzugeben. Auch im Juni dieses Jahres hieß es bei einem | |
| Vorabnahmetermin, die Küche könne bleiben. Doch zwei Tage vor dem | |
| vereinbarten Übergabetermin habe der Vermieter ihnen mitgeteilt, sie müsse | |
| doch ausgebaut werden. Da das etwas Zeit in Anspruch nahm, verlangte die | |
| Wekab eine Mietausfallentschädigung. Insgesamt hat die Familie so einen | |
| Verlust von 4.500 Euro gemacht. | |
| Lemloh ist bewusst, dass der Vermieter sich dabei wohl auf legalem Boden | |
| bewegt. Dies bestätigt auch Mietervereinsanwalt Marc Meyer. „Im | |
| Zweifelsfall sind die Angestellten Zeugen des Vermieters, während Herr | |
| Lemloh als beteiligte Person selbst kein Zeuge sein kann.“ Als Zeuge könne | |
| jeder agieren, der nicht als Mieter im Mietvertrag stehe. Besonders bei | |
| mündlichen Zusagen sei es wichtig, sich durch Zeugen abzusichern. Der | |
| obligatorische „heimliche Mithörer“ sei vor Gericht aber unzulässig. „D… | |
| andere Partei muss ihre Zustimmung geben, am besten schriftlich.“ | |
| Anders sei es bei Whats-App-Verläufen oder Aufzeichnungen auf dem | |
| Anrufbeantworter. „Eine Faustregel ist, dass man Tatsachen, die für einen | |
| selbst von Vorteil sind, möglichst direkt absichert.“ Dass es sich bei dem | |
| konkreten Vorgehen um eine Art Geschäftsmodell handele, sei jedoch nicht | |
| auffällig, sagte Meyer. | |
| Dennoch wollte Lemloh handeln: In einem Brief, den er an 150 weitere | |
| Mietparteien sandte, erzählte er seine Geschichte und warnte seine Nachbarn | |
| vor ähnlichen Tricks. Daraufhin meldeten sich zehn weitere Bewohner, die | |
| sich zurzeit im Streit mit der Wekab befinden. Darunter eine Nachbarin, die | |
| sich aufgrund einer unrechtmäßigen Mieterhöhung einen Rechtsanwalt genommen | |
| hat. Sie berichtet von einem schlechten Zustand vieler Wohnungen und | |
| findet, es sei „kein Wunder, dass immer mehr Leute ausziehen“. Viele Mieter | |
| wagten nicht, gegen so ein Handeln vorzugehen. Sie seien froh, überhaupt | |
| eine Wohnung zu haben und nähmen deshalb vieles hin. | |
| Anonym waren einige von ihnen bereit, über ihre Erfahrungen zu sprechen. | |
| Als Hauptproblem wurde stets die Kommunikation mit dem Vermieter genannt: | |
| Anliegen würden häufig ignoriert und erst auf mehrfache Nachfrage | |
| bearbeitet. Bei Fragen seien die Mitarbeiter nicht befugt zu antworten, es | |
| werde immer auf eine höhere Instanz verwiesen – die Eigentümer: zwei Brüder | |
| namens Karlsten aus Schweden. Sie zu erreichen, sei aber nahezu unmöglich, | |
| nirgendwo lasse sich eine Nummer finden. | |
| Überhaupt ist es schwer, etwas über die Firma zu erfahren. Es sind keine | |
| Informationen auf der Website zu finden, und auch die Mieter wissen nichts | |
| Konkretes. | |
| Bereits 2011 war die Wekab wegen eines Mietstreits in die Schlagzeilen | |
| geraten: Damals wollte sie einen von mehreren Mietern nutzbaren Garten an | |
| der Hohen Weide einzäunen, um die anliegenden Wohnungen mit privatem Garten | |
| anbieten zu können. | |
| Etliche Mieter wehrten sich dagegen, unter anderem Christiane Sommer. Weil | |
| das Gebäude unter Denkmalschutz steht und die Wiese eingesehen werden kann, | |
| konnte der Plan vereitelt werden. Allerdings sperrten die Vermieter im | |
| Gegenzug den früheren Zugang durch den Keller. „Sie wollen zeigen, dass sie | |
| am längeren Hebel sitzen“, sagte Sommer dazu. | |
| Auf die Vorwürfe im aktuellen Fall des Mieters Lemloh antwortet die Wekab | |
| ausweichend. Es sei das freie Vertragsrecht, Nachmieter nach Belieben | |
| abzulehnen. Um sicherzugehen, solle man „möglichst viele Nachmieter | |
| einreichen, und hoffentlich wird dann jemand genommen oder eben auch | |
| nicht“. Außerdem sei die Entfernung der Küche im Mietvertrag festgelegt. Zu | |
| dem speziellen Fall könne man sich nicht weiter äußern, da die | |
| Entscheidungen letztlich bei dem Mitarbeiter lägen, der zuständig für die | |
| Rücknahme der Wohnung sei. Auf die Frage, wie viele Wohnungen sie vermiete, | |
| hieß es lediglich: „Unberechtigten Personen gebe ich keine Auskunft.“ | |
| 25 Oct 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Lisa Koenig | |
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