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# taz.de -- Kolumne Habibitus: Deutsche, schafft Euch ab!
> Kartoffeln würden lieber auf einen freien Tag verzichten, als
> Muslim_innen was zu gönnen. Warum machen sie das?
Bild: Aber Kartoffeln sind nicht strategisch klug, sie sind ignorant
Vor sieben Jahren veröffentlichte Thilo Sarrazin seine rassistische
Thesensammlung „Deutschland schafft sich ab“ und eröffnete damit eine
steigende Hetzstimmung gegen Muslim_innen. Dass Sarrazin ein rechter Lauch
ist, der gerne viel Scheiße labert, wenn der Tag lang genug ist, wissen wir
bereits. Dass er mit seinem Buchtitel ein falsches Versprechen gegeben hat,
auch, denn ich schaue es dem Fenster und sehe Deutschland immer noch.
Und die Deutschen bringen eine deutsche Aktion nach der anderen. Neulich
warf Thomas Wir-sind-nicht-Burka de Maizière die Möglichkeit in den Raum,
[1][in bestimmten Bundesländern einen muslimischen Feiertag einzuführen].
Dass diese Aussicht völlig unverbindlich ist? Egal. Die leere Symbolik
dahinter? Geschenkt. Aber die dadurch ausgelöste Panik bei Kartoffeln?
Unbezahlbar.
In Online-Umfragen darüber, ob es zusätzlich zu den bestehenden
christlichen Feiertagen einen muslimischen für alle Leute geben sollte,
stimmte die Mehrheit dagegen. Kartoffeln würden lieber auf einen freien Tag
verzichten, als Muslim_innen einmal was zu gönnen. Warum machen sie so?
Der deutsche Hass auf Muslim_innen und die Paranoia vor einer – was auch
immer das sein soll – Islamisierung der deutschen (wortwörtlich)
Dreckskultur hält Kartoffeln davon ab, ein schöneres Leben zu führen.
Lieber eine Schweinefleisch-Lobby gründen als halal-Fleisch in ihrer
Kantine akzeptieren.
## Engherzig, trotzig, bitter, kleinlich
[2][Lieber Bremsspuren in der Unterhose und ein erhöhtes Risiko für
Geschlechtskrankheiten verteidigen als ein islamisches Klo im Kölner
Bürgerhaus zulassen]. Lieber einen Tag mehr arbeiten als ein muslimischer
Feiertag im Kalender.
Ihr anti-muslimischer Rassismus schadet Muslim_innen und Kanax, aber er
geht auch auf ihren eigenen Nacken. Ihre Missgunst ist so riesig, dass sie
sich das eigene Leben verderben. So engherzig, trotzig, bitter und
kleinlich, das ist deutsche Kultur. Es fällt ihnen leichter, zu verlieren,
als eine Win-Win-Situation zuzulassen.
In ihren liebsten griechischen Restaurants oder Döner-Buden modifizieren
die Köch_innen ihre originalen Gewürzpaletten auf die deutschen Geschmäcker
hin, damit es den Kartoffeln schmeckt. Aber wehe, jemand wagt es, deutsche
Gewohnheiten und Traditionen in Frage zu stellen.
Wer strategisch klug vorgeht, nimmt alles Profitable mit, was geht – da
spielt es keine Rolle, ob auch andere den Vorteil genießen, man ist halt
auf sein eigenes Leben fokussiert und will das Beste rausholen.
## Geschichtsverdrossen, besserwisserisch
Aber Kartoffeln sind nicht strategisch klug, sie sind ignorant,
geschichtsverdrossen und besserwisserisch. Weder aus den Fehlern anderer,
noch aus ihren eigenen können und wollen sie lernen. Würden
AfD-Wähler_innen zuhören, wüssten sie, dass die AfD einen Großteil von
ihnen unter den Bus schmeißen würde, wäre sie an der Macht.
Sarrazin hat auf 464 Seiten Verantwortliche für die Abschaffung
Deutschlands gesucht, aber die größte Problemkindergruppe vergessen: die
Deutschen selbst. Sie schaffen sich selber ab. Ich hoffe, sie beeilen sich.
22 Oct 2017
## LINKS
[1] /Diskussion-um-muslimischen-Feiertag/!5453122
[2] /Kolumne-Liebeserklaerung/!5439183
## AUTOREN
Hengameh Yaghoobifarah
## TAGS
Kolumne Habibitus
Feiertage
Muslime in Deutschland
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