| # taz.de -- Kolumne Habibitus: So haram wie ein Schwein | |
| > In einem offenen Brief verteidigen über 100 prominente Französinnen ihre | |
| > übergriffigen Kollegen – und machen sich damit zu Komplizinnen. | |
| Bild: Wollen doch nur flirten, die armen Schweine | |
| Manche Beiträge innerhalb der #MeToo-Debatten zeigten überhörte | |
| Perspektiven auf, wie etwa die von Kai Cheng Thom im [1][Guts Magazine]. | |
| Sie schrieb darüber, weshalb sie ihre Täter_innen nicht outen kann – | |
| zumindest #notyet. | |
| Nicht, solange sie diese Männer of Color Polizeigewalt oder Deportationen | |
| aussetzen würde. Gleichzeitig spuckten Leute wie Nina Proll [2][ihren Senf] | |
| ins Gewässer. In einem an Hohlheit kaum zu übertreffenden Facebook-Eintrag | |
| erklärte die Schauspielerin, noch nie mit Sexismus in Berührung gekommen zu | |
| sein. | |
| Proll beteiligt sich damit nicht an einem hierarchiefreien Austausch, | |
| sondern relativiert mit ihrer verantwortungslosen Geste die Erfahrungen und | |
| Traumata anderer. Anstatt ganz laut „ich nicht“ zu brüllen, bietet es sich | |
| in Fällen wie diesem an, die Meinung auf einen Zettel zu schreiben, diesen | |
| ganz klein zu falten, anzufeuchten und ihn mit etwas Gleitgel in den | |
| Hintern zu schieben. | |
| Diesen Tipp hätte ich auch gern dem französischen Filmstar Catherine | |
| Deneuve gegeben, die mit mehr als 100 Kolleginnen im Namen der Freiheit | |
| [3][eine Lanze] für sexuelle Belästigung bricht. Denn: Hinter | |
| sexualisierter Gewalt könnte ein missverstandener Flirtversuch stecken. Die | |
| armen Schweine! Und wenn man alles Sexuelle ganz steril und nahezu | |
| bürokratisch behandle, täte man nur religiösen Moralist_innen einen | |
| Gefallen. | |
| ## Reproduktionsgefäße und Eye-Candy | |
| Dies würde jedoch implizieren, dass jene Fundis #MeToo supporten und die | |
| körperliche Selbstbestimmung von Frauen respektieren würden. In Wahrheit | |
| sprechen sie genau diese ab und erklären ihre Körper zum Eigentum einer | |
| patriarchalen und heterosexistischen Gesellschaft, in der sie vorrangig als | |
| Reproduktionsgefäße und Eye-Candy dienen. | |
| Anstatt ein Klima der Übergriffigkeit zu fordern und Täter in Schutz zu | |
| nehmen, hätten sich Deneuve und ihre Kolleginnen mit Überlebenden | |
| sexualisierter Gewalt solidarisieren können. Mag sein, dass sie es geil | |
| finden, wenn lüsterne Typen sie auf der Arbeit angeiern. Trotzdem haben | |
| alle Menschen das Recht darauf, auf Konsens und das Respektieren ihrer | |
| Grenzen zu bestehen – und das sollte nicht abgesprochen werden. | |
| Doch zu einem Patriarchat gehören bekanntlich nicht nur Männer, die ihre | |
| Macht verteidigen, sondern auch Komplizinnen, die genau dieses System | |
| stützen. Auch sie sind Schweine. | |
| Meine Frage an sie: Wie würdet ihr euch positionieren, wären die Täter | |
| nicht reiche Schauspieler – eure Freunde und Kollegen –, sondern jüdische, | |
| muslimische, geflüchtete oder Schwarze Männer? Würdet ihr für sie zumindest | |
| bedingungsloses Bleiberecht einfordern? | |
| Oder würdet ihr trotzdem das #MeToo-Bullshit-Bingo um Begriffe wie | |
| „Freiheit“, „Flirten“ und „Ficken wie in der Kirche“ erweitern? Vie… | |
| noch „Hexenjagd“ und „#NotAllMen“? Weckt mich, wenn ihr den Unterschied | |
| zwischen Sex und Sexismus gelernt habt. Oink, oink, ihr Flaschen! | |
| 12 Jan 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://gutsmagazine.ca/notyet/ | |
| [2] https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=1309003962555410&id=3… | |
| [3] /Archiv-Suche/!5474061&s=deneuve/ | |
| ## AUTOREN | |
| Hengameh Yaghoobifarah | |
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