# taz.de -- Die Linke und Flüchtlingspolitik: Lafontaine greift Parteiführung… | |
> Oskar Lafontaine kritisiert die Flüchtlingspolitik seiner Partei – wie | |
> zuvor Sahra Wagenknecht. Die Parteichefin Katja Kipping sieht das anders. | |
Bild: Zornig blickt Lafontaine am Wahlabend den Prozenten entgegen | |
BERLIN taz | Im Wahlkampf hatte sich Sahra Wagenknecht eisern | |
zurückgehalten. Kein Wort mehr über Gastrecht und Flüchtlinge, die die | |
Sicherheit in Deutschland bedrohten. Doch noch in der Wahlnacht brach die | |
Spitzenkandidatin ihr Schweigen. Die Linkspartei habe es sich in der | |
Flüchtlingsfrage vielleicht zu leicht gemacht, bemerkte sie im ZDF. Und am | |
Montagmorgen gab sie zu bedenken, dass man darüber reden müsse, ob wirklich | |
jeder, der wolle, nach Deutschland kommen dürfe. | |
Am Dienstag zog nun ihr Ehemann Oskar Lafontaine nach. [1][Auf Facebook] | |
erhob er schwere Vorwürfe gegen die beiden Parteivorsitzenden und an der | |
„verfehlten Flüchtlingspolitik“. | |
Diese sei der Schlüssel für die mangelnde Unterstützung derjenigen, die | |
sich am unteren Ende der Einkommensskala befänden, schreibt Lafontaine. Bei | |
der Bundestagswahl hatte die Linkspartei mit 9,2 Prozent leicht zugelegt, | |
bei Arbeitslosen und Arbeitern aber schlecht abgeschnitten. Nur 11 | |
beziehungsweise 10 Prozent der Wähler aus diesen Milieus wählten sie. | |
Lafontaine wirft seiner Partei indirekt vor, die Interessen von | |
Geflüchteten stärker in den Blick zu nehmen als die von Arbeitern und | |
Arbeitslosen: „Weil bei ihren Antworten auf die weltweite | |
Flüchtlingsproblematik das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit außer Kraft | |
gesetzt wurde.“ Man dürfe die Lasten der Zuwanderung über verschärfte | |
Konkurrenz im Niedriglohnsektor, steigende Mieten in Stadtteilen mit | |
preiswertem Wohnraum und zunehmende Schwierigkeiten in Schulen mit | |
wachsendem Anteil von Schülern mit mangelnden Sprachkenntnissen nicht vor | |
allem denen aufbürden, die ohnehin bereits die Verlierer der steigenden | |
Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen seien, schreibt Lafontaine. | |
Sahra Wagenknecht übernahm am Mittwoch und [2][postete auf ihrem | |
Facebook-Account] ihre Erklärung aus der Bundespressekonferenz vom Montag. | |
„Es gibt insbesondere im Osten eine nicht geringe Überschneidung zwischen | |
unserem Wählerpotenzial und dem der AfD.“ Das seien keine Rassisten, | |
sondern Menschen, die unzufrieden seien und sich zurückgesetzt fühlten. „Es | |
muss zukünftig noch viel klarere unser Ziel sein, diese Menschen von der | |
Linken zu überzeugen!“ | |
Es geht also wieder los bei der Linkspartei. Der Partei droht erneut ein | |
interner Streit über ihre Flüchtlingspolitik. Dabei hat sich der Vorstand | |
mehrmals klar positioniert: für das Recht auf Asyl und Freizügigkeit für | |
alle Menschen. Im Wahlprogramm heißt es außerdem, Geflüchtete dürften nicht | |
zum Sündenbock für die Mängel der Wohnungspolitik gemacht werden. Die Linke | |
fordert stattdessen eine soziale Offensive für alle. | |
„Wir haben die richtigen Antworten gegeben“, verteidigte Parteivorsitzende | |
Katja Kipping am Montag in der Bundespressekonferenz diesen Kurs. | |
Lafontaine sieht das anders. „Die beiden Parteivorsitzenden finden selbst | |
wenig Zustimmung bei den Wählern“, schreibt er und verweist auf das | |
Wahlergebnis der baden-württembergischen Landtagswahl 2016, wo die Linke | |
2,9 Prozent der Stimmen erreichte, und auf das schlechte Ergebnis der | |
Linken in Sachsen (16,1 Prozent und damit 3,9 Prozentpunkte weniger als | |
2013). | |
Dabei lässt Lafontaine jedoch aus, dass die Linke in Baden-Württemberg ihr | |
Ergebnis bei der Bundestagswahl mit 6,4 Prozent deutlich steigern konnte, | |
in Riexingers Stuttgarter Wahlkreis kam sie sogar auf 9,1 Prozent der | |
Stimmen. | |
27 Sep 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://www.facebook.com/oskarlafontaine/posts/1552437538151041 | |
[2] https://www.facebook.com/sahra.wagenknecht/videos/vb.206307219386683/186913… | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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