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# taz.de -- Neubaupläne der Gewoba: Neue Heimat Übersee
> Neben dem Waller Wied will die Gewoba 100 Wohnungen bauen. Eine
> Anwohner-Initiative sorgt sich um ihr historisches „Heimatviertel“.
Bild: Liegt wie eine Insel im Industriegebiet: Das Waller Heimatviertel
Bremen taz | Das Waller Heimatviertel ist eine Insel. Inmitten von
Industrie, Hafen, Speichern und den Ausläufern der neuen Überseestadt
gelegen, eingezwängt zwischen Nord- und Hafenstraße, behauptet es sich seit
seiner Entstehung im Jahr 1889. Doch nun fühlen sich die Insulaner bedroht:
wegen Neubauplänen der Gewoba. Die will in direkter Nachbarschaft des
Heimatviertels mehrstöckige Wohnhäuser bauen. Eine Bürger-Initiative
protestiert.
Die Siedlung war einst gebaut worden, um der herrschenden Wohnungsnot zu
begegnen und Wohnraum für die in Hafen und anliegender Industrie
beschäftigten ArbeiterInnen zu schaffen. Wohnungsnot, wenn auch längst
nicht so existenziell, herrscht auch heute wieder. Vor allem Menschen mit
mittleren und niedrigen Einkommen haben zunehmend Schwierigkeiten,
passenden und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum zu finden. Zudem ist in der
Innenstadt der Platz für neue Bauvorhaben rar.
Die Anwohner-Inititative aus dem Heimatviertel wehrte sich gegen die
ursprünglichen Pläne von Stadt und Gewoba, dort achtstöckige Gebäude zu
bauen, die das kleine Viertel mit seinen zweigeschossigen Häuschen schier
erdrückt hätten. Die Pläne wurden modifiziert, nun ist nur noch von
viergeschossiger Bebauung die Rede. Gut 100 Wohnungen will die Gewoba auf
einem 13.000 Quadratmeter großen Areal zwischen Bogenstraße und Überseetor
bauen. Weil Wohnbebauung dort eigentlich gar nicht vorgesehen ist, muss
dafür der Bebauungsplan geändert werden.
## Riesige Lärmschutzmauer?
Auch ein Immissionschutzkonzept muss her – durch die unmittelbare Nähe zu
Industriebetrieben wie etwa der Roland-Mühle entsteht dort vor allem Lärm
und Staub. Da man daran aber nichts ändern könne, sagt der Sprecher des
Bauressorts Jens Tittmann, müsste entweder „eine riesengroße
Lärmschutzmauer“ gebaut werden – oder die Bauplanung so angepasst werden,
dass „nach hinten raus“, also in Richtung Rolandmühle, etwa nur
Treppenhäuser oder Küchen liegen und nicht vielbenutzte Wohn- oder
Schlafräume.
Die Anwohner-Inititative ist mit den geänderten Planungen allerdings noch
lange nicht zufrieden. Denn für sie ist das Areal, auf dem künftig die
Gewoba bauen will, die „grüne Lunge“ ihres Viertels. Zudem ist noch unklar,
wie in der ohnehin verkehrsreichen Gegend mit schon jetzt chronisch
überlasteten Straßen noch einmal zusätzlicher Parkraum für die künftigen
Bewohner geschaffen werden soll – vom Zufahrtsverkehr ganz zu schweigen.
Ein entsprechendes Verkehrskonzept, das die ganze Überseestadt betrifft,
wird heute Abend im Beirat Walle vorgestellt.
## Überwiegend geförderter Wohnraum
Zur Kritik der Anwohner-Initiative sagt Gewoba-Sprecherin Christine Dose:
„Es hat immer etwas Besorgniserregendes, wenn plötzlich ein Neubaugebiet
entsteht.“ Das könne leicht „zu Irritationen und Ängsten“ führen. Sie
verweist darauf, dass es bislang nur eine Konzeptplanung gibt, die „mit der
Stadt noch nicht dicht gezogen“ sei. Fest steht, dass überwiegend
geförderter Wohnraum entstehen soll. Dabei werde, so Dose weiter, auf eine
gute Durchmischung geachtet: Neben Familien und studentischem Wohnen solle
es etwa auch Wohnungen für Ältere geben.
„Irgendwie muss es am Ende sozialverträglich sein“, sagt auch Jens Tittmann
im Hinblick auf die Bedenken der AnwohnerInnen. „Aber das passiert ja
auch.“ Klar sei: „Bremen braucht Wohnungen.“ Natürlich müsse man immer
abwägen – „aber im Zweifel würde ich sagen: Dann lass uns lieber mal ’ne
Wohnung bauen“.
27 Sep 2017
## AUTOREN
Karolina Meyer-Schilf
## TAGS
Sozialer Wohnungsbau
Bremen
Wohnungsleerstand
Immobilien Bremen
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Sozialer Wohnungsbau
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