# taz.de -- Arbeitskampf beim MDR beendet: Fernsehprogramm im Osten gerettet | |
> Der Streik ist vorbei. Die Gewerkschaften haben für die MitarbeiterInnen | |
> des MDR einen Kompromiss ausgehandelt. | |
Bild: Brisant: Sogar eine Folge des Boulevardmagazins „Brisant“ im Ersten m… | |
BERLIN taz | Nach dem Streik der festen und freien MitarbeiterInnen des | |
Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) haben sich Gewerkschaften und | |
Geschäftsführung vorläufig geeinigt. Bei einem Gespräch am | |
Mittwochvormittag in Leipzig legten die Parteien Eckpunkte fest, wie der | |
Geschäftsführer des Deutschen Journalistenverbands (DJV) in Thüringen, Ralf | |
Leifer, sowie ein MDR-Sprecher der taz bestätigten. | |
So bekommen alle Beschäftigten rückwirkend zum 1. April 2017 2,2 Prozent | |
höhere Löhne und Vergütungen. Eine weitere Erhöhung von 2,35 Prozent wird | |
es zum 1. April nächsten Jahres geben. Dieses Angebot lag seitens des MDR | |
bereits am Montag vor, war von den Gewerkschaften aber zunächst abgelehnt | |
worden. | |
Nun haben die Streikenden dem Angebot im Paket mit weiteren Zugeständnissen | |
zugestimmt. So erhalten die freien MitarbeiterInnen ab sofort bereits ab | |
dem ersten Krankheitstag Krankengeld – bisher gab es das erst ab dem | |
vierten Tag. Auch die Sonn- und Feiertagszuschläge für Freie steigen ab dem | |
1. Januar 2018 um 10 Prozentpunkte. | |
„Es ist ein Kompromiss, der für beide Seiten gesichtswahrend ist“, so | |
Leifer gegenüber der taz. Die Streikenden hatten 5,5 Prozent höhere Löhne | |
und Honorare sowie einen Familienzuschlag gefordert, wie es ihn bei | |
anderen Anstalten gibt. Über letzteren Punkt gab es keine Einigung, | |
Verhandlungen darüber sind auf März vertagt. | |
## Bayrischer Rundfunk hilft aus | |
Damit endet der Streik von MDR-Beschäftigten an den Standorten Leipzig, | |
Erfurt und Halle, zu dem der DJV, Verdi sowie die Deutsche | |
Orchestervereinigung letzte Woche aufgerufen hatten. Zwischenzeitlich | |
hatten bis zu 400 Angestellte und Freie gestreikt. Seit Montag waren so | |
mehrere Sendungen im Programm des MDR und sogar eine Folge des | |
Boulevardmagazins „Brisant“ im Ersten ausgefallen und wurden teils durch | |
Wiederholungen ersetzt. | |
Noch während die Parteien am Mittwochvormittag sprachen, lief anstelle des | |
Nachrichtenmagazins „MDR Aktuell“ das Programm des BR-Senders Bayern5. Am | |
Dienstag schon hatte „MDR Aktuell“, statt wie sonst aus Halle, aus Dresden | |
senden müssen. Produziert worden war mit Streikbrechern bei der | |
MDR-Tochterfirma MCS in Dresden. Noch nie ist es in der Geschichte des | |
Senders zu vergleichbaren Ausfällen gekommen. | |
Aus diesem Grund nahm auch Intendantin Karola Wille am Gespräch teil. Wille | |
steht unter Druck, weil der MDR bis zum Ende der Rundfunksbeitragsperiode | |
2020 eigentlich 45 Millionen Euro einsparen muss. Als ARD-Vorsitzende | |
verwaltet Wille zudem auch die Sparprogramme aller Rundfunkanstalten. Diese | |
sind nötig, weil die Länder entgegen des Wunschs der Sender den | |
Rundfunkbeitrag nicht anheben wollen. | |
## Ehrenwortserklärung der Intendanz | |
Aus Sicht der Streikenden sollten diese Sparmaßnahmen aber nicht zulasten | |
des Programms gehen. „Die Erfüllung unseres Programmauftrags ist in Gefahr, | |
wenn an dieser Stelle gespart wird“, so Leifer. | |
Deswegen hat man sich auf einen weiteren Punkt geeinigt: Die gestiegenen | |
Vergütungen von freien Mitarbeitern sollen nicht dazu führen, dass diese in | |
Zukunft weniger eingesetzt werden – ein Argument, dass die Gegenseite | |
zunächst angebracht hatte. Eine solche Erklärung ist zwar nicht rechtlich | |
bindend, die Streikenden akzeptierten sie jedoch als eine Art | |
Ehrenwortserklärung der Intendanz. | |
6 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Anne Fromm | |
Peter Weissenburger | |
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