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# taz.de -- Kommentar Russisches Militärmanöver: Kulisse der Omnipotenz
> Das Manöver „Sapad 2017“ ist ein PR-Erfolg. Die Bedrohung ist aber
> unbedingt ernstzunehmen – wenn auch nicht unmittelbar.
Bild: Ein weißrussisches Militärfahrzeug in Weißrussland
Schon im Vorfeld des Manövers „Sapad 2017“ jagte Russland dem Westen
gehörige Angst ein. [1][Vom größten Manöver seit Ende des Kalten Kriegs ist
inzwischen die Rede.] Fast könnte der Eindruck entstehen, Hunderttausend
Soldaten stünden Gewehr bei Fuß an der Westgrenze.
Diese Vermutungen und Ängste beruhen nicht auf russischen Quellen. Moskau
tut unterdessen nichts, um dem entgegenzuwirken. Im Gegenteil überlässt es
den Westen seinen Fantasien.
So war das Manöver, noch bevor es angefangen hat, bereits ein genialer
PR-Erfolg. Russland wird so wahrgenommen, wie sich der Kreml präsentiert –
omnipotent und omnipräsent.
Und Europa fühlt sich unwohl. Aus Sicht des Kremls, der sich zum Hort
traditioneller Werte erklärt, ist dieses Unwohlsein ein Zeichen westlicher
Verweichlichung und mangelnder Wehrhaftigkeit. Nicht zuletzt bedeutet das
im russischen Verständnis auch ein Moment des Sittenverfalls. Überdies weiß
der Kreml, dass die Aufmerksamkeit nach Großübungen schnell schwindet.
Russlands Truppen schlagen nicht zu, solange die Welt zuschaut. Auch auf
der Krim und in Georgien verging nach den Manövern erst einige Zeit.
Moskau lebt vom Überraschungsmoment und vom Aufmerksamkeitsdefizit im
Westen. Die Bedrohung wird dort gerne verdrängt. Nicht die Militärs neigen
dazu – Öffentlichkeit und Politik laufen Gefahr, sich Illusionen über den
Nachbarn hinzugeben.
Die Bedrohung ist aber unbedingt ernst zu nehmen, wenn auch nicht
unmittelbar. Das russische Herrschaftssystem wird immer unberechenbarer.
Woher wollen wir wissen, ob ein Kremlchef unter innenpolitischem Druck
nicht eines Tages zum militärischen Befreiungsschlag ausholt?
Ausgeschlossen ist es nicht, auch wenn er sich nicht gegen die Nato richten
dürfte. Schließlich wurde die Krim vor nicht allzu langer Zeit
„heimgeholt“, um Dampf aus dem heimischen Kessel zu lassen.
14 Sep 2017
## LINKS
[1] /Militaerisches-Grossmanoever-in-Russland/!5447203
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
## TAGS
Russland
Militäreinsätze
Weißrussland
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Nordkorea
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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