| # taz.de -- Dreckschlacht in Niedersachsen: Pfuschen kann die CDU auch | |
| > Auch Ex-Ministerpräsident David McAllister soll in seiner Regierungszeit | |
| > ein Unternehmen bei einer öffentlichen Auftragsvergabe bevorzugt haben | |
| Bild: Nicht nur unter Ministerpräsident Stephan Weil (SPD, links), sondern auc… | |
| Hannover taz | Die CDU hat eine ordentliche Portion Dreck zurück bekommen. | |
| Monatelang kritisierte die Partei die diversen Fehler und Manipulationen | |
| bei der Vergabe öffentlicher Aufträge der rot-grünen Landesregierung. Schon | |
| damals war klar, dass es auch in der schwarz-gelben Vorgängerregierung | |
| Fehler gegeben hatte. Der Landesrechnungshof hatte verschiedene Vorgänge | |
| gerügt. Nun machte die Niedersächsische Staatskanzlei einen Fall | |
| öffentlich, der den früheren Ministerpräsidenten David McAllister | |
| persönlich belasten könnte. | |
| Wieder soll es Vorabgespräche mit einer Agentur gegeben haben, die den | |
| Auftrag für eine Umfrage zum „Bild von der Landesregierung unter der | |
| Leitung von David McAllister“ im Jahr 2011 bekam. In den Akten gebe es „ein | |
| paar Formulierungen, die darauf schließen lassen, dass das damals nicht | |
| sauber abgegangen ist“, sagt der Sprecher der Staatskanzlei Olaf Reichert. | |
| Es geben außerdem handschriftliche Hinweise, dass es Rücksprachen mit | |
| McAllister und der damaligen Chefin der Staatskanzlei gegeben habe. | |
| McAllister selbst wollte sich gegenüber der taz dazu nicht äußern. | |
| Laut Reichert steht in den Vermerken etwa, dass das Angebot der später | |
| siegreichen Agentur „Produkt und Markt“ in Telefonaten und Gesprächen | |
| „annahmefähig gemacht“ worden sei. Das klinge, als sei vorher Hilfestellung | |
| gegeben worden. | |
| Die zusätzlichen Informationen seien „augenscheinlich nicht“ an die beiden | |
| Mitbewerber weiter gegeben worden, sagt der stellvertretende | |
| Regierungssprecher. Obwohl die Studie später gar nicht veröffentlicht | |
| worden sein soll, weil kurz vorher eine Umfrage des NDR herauskam, die eine | |
| ähnliche Fragestellung hatte, soll das Unternehmen aus Wallenhorst die | |
| vereinbarten 44.600 Euro erhalten haben. | |
| Die Staatskanzlei habe nun das Rechtsreferat damit beauftragt, den Auftrag | |
| zu prüfen – allerdings nicht nur vergaberechtlich. Es solle auch | |
| herausgefunden werden, ob die damalige Landesregierung „Steuergelder | |
| missbräuchlich verwendet“ habe, sagt Reichert. | |
| Denn in den Akten gebe es auch „eine ganze Reihe von Unterlagen, die eine | |
| Verbindung zur Partei herstellen“. Laut der Neuen Osnabrücker Zeitung sei | |
| ein Angebot der Agentur an die Landes-CDU in den Akten der Staatskanzlei | |
| abgeheftet gewesen. | |
| Es dränge sich der Verdacht auf, dass McAllister „vor der Landtagswahl 2013 | |
| regierungsfreundliche Umfragen beauftragt und eventuell sogar gemeinsam mit | |
| der Landespartei formuliert“ habe, sagt Grant Hendrik Tonne von der SPD und | |
| ergänzt: „Sollte sich das bewahrheiten, sprechen wir über einen Fall | |
| illegaler Parteienfinanzierung.“ | |
| Für die Landes-CDU ist der Vorstoß der Staatskanzlei, die selbst angibt, | |
| den Fall aufgrund einer Medienanfrage zu untersuchen, reines | |
| Wahlkampfgetöse. „Das ist ein platter Versuch, vom eigenen Versagen | |
| abzulenken“, sagt Gert Hahne, der Sprecher des CDU-Spitzenkandidaten Bernd | |
| Althusmann. | |
| „Es gab damals keine Verquickung zwischen Partei und Regierung.“ Auch einen | |
| Vergabefehler könne er nicht erkennen, sagt Hahne. Und selbst, wenn doch | |
| Fehler gemacht worden seien, sei es ein großer Unterschied dazu, ein | |
| Verfahren „bewusst in eine Richtung zu lenken, um vermutlich Genossen mit | |
| Aufträgen zu beglücken“. | |
| CDU und FDP werfen den Sozialdemokraten vor, Aufträge gezielt an SPD-nahe | |
| Agenturen vergeben zu haben. In der Vergabeaffäre mussten bereits zwei | |
| Staatssekretäre zurück treten. | |
| Die Fraktionschefin der Grünen, Anja Piel, kündigte an, dass sie die | |
| Regierung in diesem Fall um eine Unterrichtung bitten und Akteneinsicht | |
| beantragen wolle. Zudem sei es sinnvoll, dass der Landesrechnungshof sich | |
| mit dem Verfahren befasse. „Das Vergaberecht muss unabhängig der | |
| politischen Mehrheit gelten“, sagt Piel. Der Verdacht der illegalen | |
| Parteienfinanzierung sei zudem so schwer, dass er ausgeräumt werden müsse. | |
| „Das tut sonst der Politik insgesamt nicht gut.“ | |
| 11 Sep 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Andrea Scharpen | |
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