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# taz.de -- Kommentar VCD-Liste und Autoverkehr: Gefühle werden kaum helfen
> Die VCD-Liste weniger umweltbelastender Autos zeigt mal wieder:
> Bewusstsein und Verhalten sind zwei verschiedene Dinge.
Bild: Die Oberhoheit über die Gefühle hat die Werbeindustrie behalten, die Ob…
So kennen wir das: In Umfragen legen weite Teile der Bevölkerung großen
Wert auf Umweltbewusstsein. Kinderausbeutung mögen sie schon gar nicht.
Nachhaltig sollten Produkte unbedingt sein. Und dann nehmen sie doch den
Billigflieger zum Wochenendtrip nach Barcelona, kaufen vorher ihre Hemden,
hergestellt von einer dubiosen Klitsche „made in Bangladesh“, und greifen
im Supermarkt zum Schnitzel für 2,99 Euro das Kilo.
Bewusstsein und Verhalten sind eben zwei verschiedene paar Schuhe. Und so
verwundert es auch nicht, dass Autos, die wie die vom VCD gelisteten
Fahrzeuge [1][weniger umweltbelastend daherkommen], beim Händler stehen
bleiben wie faule Kartoffeln.
Seit mehr als einem Jahrzehnt bietet die Industrie immer wieder besonders
sparsame Kraftfahrzeuge an. Viele dieser Modelle verschwanden wieder, weil
sie kaum Käufer fanden. Dafür boomt der Markt an SUVs, nun statt mit Diesel
mit Benzin angetrieben. Man will ja schließlich weiter in Stuttgart
einkaufen fahren – und Hurrikan „Irma“ ist weit weg. Die Industrie wäre
schön blöd, wenn sie diesen Wunsch nach Blechmonstern nicht bedienen würde.
Es ist natürlich berechtigt, dieses Verhalten lauthals zu beklagen (vor
allem, wenn man selbst Flugangst hat und keinen Führerschein besitzt). Aber
es hilft nichts. Noch kein Verbraucher ist durch Beschimpfungen zum
besseren Konsumenten geworden. Natürlich macht es ökologisch keinen Sinn,
ausgestattet mit 200 PS Bioeier zu erstehen. Viele Menschen sind aber
altruistischen Argumenten nur begrenzt zugänglich.
Um sie zu erreichen, braucht es Gefühle. Wenn es aber darum geht, steht die
Ökofraktion mit all ihren Argumenten ziemlich nackt da. Soll es etwa Spaß
machen, im überfüllten Bus ökologisch korrekt zur Arbeit zu fahren? Die
Umweltbewegung hat in Deutschland vieles erreicht, aber wirklich trendy ist
sie bisher eben nur bei den ganz Vernünftigen. Die Oberhoheit über die
Gefühle hat die Werbeindustrie behalten.
Sie zu übertrumpfen, wird schwerer als das Abschalten von Atomkraftwerken.
Verordnungen, Verbote gar können dabei helfen, vorhandenes Bewusstsein in
bewusstes Verhalten zu transferieren. Man könnte es aber auch einfach mit
ein paar Maßnahmen versuchen, die niemandem wehtun: mit mehr Mitteln für
den öffentlichen Nahverkehr etwa.
7 Sep 2017
## LINKS
[1] /Die-Liste-der-Oeko-Autos-des-VCD/!5442812
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
## TAGS
VCD
Verkehrsplanung
Dieselskandal
Autos
Diesel
Diesel
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