Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Autositze ohne Tierhaut: Autofahren – jetzt auch vegan
> Zur Premiumklasse von Autos gehören immer noch Ledersitze. Ein
> US-Hersteller bietet nun eine Alternative an. Hiesige Autobauer tun sich
> schwer.
Bild: Jetzt auch ohne Tier – nur das Lenkrad ist noch aus Leder
BERLIN taz | Der Elektroautobauer Tesla bietet als erster Hersteller nur
noch „vegane“ Sitze aus Kunstleder an. Bisher konnten KundInnen sich
zwischen Bezügen aus Tierhaut oder Synthetik entscheiden – Ende Juli ist
das Lederangebot dann vollständig aus dem Sortiment verschwunden, bestätigt
Pressesprecherin Carla Gritz. Grund sei die hohe Nachfrage von KundInnen
nach dem Kunstmaterial.
Die Verbannung von Tierledersitzen dürfte dem US-Elektroautohersteller
helfen, ein etwas grüneres Image zu bekommen. Tierschutzaspekte und die
hohen Treibhausgas-Emissionen bei der Rinderzucht sprächen gegen die
Lederausstattung, sagt Frank Schmidt von der Tierschutzorganisation Peta.
Schmidt verweist auf Schätzungen des Lederindustrie-Beraters David Peters,
nach denen im Jahr 2014 mit der Verarbeitung von rund 45 Millionen
Rinderhäuten etwa 17 Prozent der globalen Lederproduktion an die
Autobranche gingen.
Dabei sind tierfreie Autositze in der Branche keine Seltenheit. Kleinwagen
werden aus Kostengründen meist nur mit Stoff oder Kunstleder ausgestattet.
Das Online-Automagazin [1][mag-mobil.de listet auf seiner Internetseite]
über zwanzig Autohersteller, die mindestens ein Modell in lederfreier
Montur anbieten: Skoda, Volvo, VW und Audi sind dabei – allerdings nur mit
ihren Basismodellen.
Wer sich einen Wagen mit mehr PS anschaffen will, hat es als
Leder-VerächterIn schwerer. Denn bei Mittel- und Premiumklassewagen sind
oft nicht nur die Sitze, sondern auch Lenkrad und Armaturenbereich mit
gegerbter Tierhaut überzogen. Leder ist ein Status-Symbol und für viele
Kunden Zeichen eines „hochwertigen, luxuriösen Interieurs“, sagt Kai Lichte
von BMW. Eine komplett lederfreie Innenausstattung ist meist nur auf
Extrawunsch und mit Aufpreis erhältlich – wenn überhaupt. „Bei Audi ist ab
Baureihe A6 der komplette Verzicht auf Leder nicht mehr möglich“, sagt
Pressesprecherin Elise Pham.
Selbst bei Tesla flog Leder nicht ganz aus dem Sortiment: das Lenkrad kommt
immer noch mit Tierhautbezug, wird auf Wunsch aber gegen ein Imitat
ausgetauscht. Offenbar ist der Wunsch nach Leder als Zeichen von Wertigkeit
bei vielen AutoliebhaberInnen nach wie vor vorhanden. Bei Audi beobachte
man in den letzten Jahren sogar eine steigende Nachfrage, sagt Pham.
## Hersteller begrüßen Trend zu veganer Ausstattung
Trotzdem zeigen sich die Hersteller am Thema tierfreie Ausstattung
interessiert. „Wir untersuchen die Möglichkeiten, Leder in den Fahrzeugen
durch andere hochwertige Materialien zu ersetzen“, sagt Lichte von BMW.
Synthetische Materialien würden ständig weiter entwickelt. „Allerdings
haben wir dabei noch kein Material gefunden, was von unseren Kunden als
gleichwertig zu Leder akzeptiert wird.“
Für die Verwendung synthetischer Stoffe sprechen auch andere Gründe: Die
Mikrofaser Alcantara wird zum Beispiel gerne zur Ausstattung von
Sportmodellen etwa bei Porsche verwendet, weil sie bei gleichbleibender
Qualität rutschfest ist und nur die Hälfte von Leder wiegt. Das Kunstleder
Artico kommt wegen seiner Strapazierfähigkeit bei Marken wie Daimler zum
Einsatz. „Stoffbezüge sind deutlich atmungsaktiver als Leder, was dem
Sitzkomfort zugute kommt“, sagt auch ein Pressesprecher des
Sitzeherstellers Recargo.
Bei Tesla hat neben diesen Vorteilen möglicherweise auch Druck von
Tierschützern zur Verbannung von Leder aus den Sitzmonturen geführt. Als
Aktionär hatte Peta 2015 im Rahmen der Tesla-Hauptversammlung für vegane
Sitze plädiert. Peta-Mitarbeiter Schmidt hofft nun, dass andere
Autohersteller nachziehen.
3 Oct 2017
## LINKS
[1] http://www.mag-mobil.de/auto-und-urlaub/gibt-es-ein-veganes-auto.html
## AUTOREN
Lucia Heisterkamp
## TAGS
Automobilbranche
Tierschutz
Tesla
Veganismus
E-Autos
Tesla
Elektromobilität
E-Autos
Elektroauto
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mobilitätsexperte über E-Auto-Bauer Tesla: „Ein visionäres Versprechen“
Tesla-Aktien steigen, obwohl der Konzern Riesenverluste eingefahren hat.
Stefan Bratzel über den Hype und über die Zukunft des kalifornischen
Unternehmens.
Visionen der Internationale Automesse: Die Panne der Zukunft
Auf der IAA dominieren wieder SUVs, Sportwagen mit Verbrennungsmotoren. Die
meisten Elektrowagen dagegen sind Prototypen oder Showcars.
Elektromobilität in der Autoindustrie: Aus Versprechen Quote machen
Umweltstaatssekretär Flasbarth hält die von der Branche angekündigte Quote
bis 2025 für „plausibel“. Der Markt allein werde es aber nicht regeln.
Umweltexperte über Elektromobilität: „Bis 2050 komplett emissionsfrei“
Mit Prämien und guten Worten allein lässt sich die Elektromobilität nicht
ausreichend fördern, meint Martin Schmied. Nötig sei eine E-Auto-Quote.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.