| # taz.de -- Kolumne Geht’s noch: Leo Fischer ist tot | |
| > Leo Fischer hat für das Zeit Magazin getwittert. Der Zugang wurde schnell | |
| > gekappt, nachdem er den Tod von Mehmet Scholl eilmeldete. | |
| Bild: Satire darf … manches | |
| Leo Fischer, ehemaliger Chefredakteur der Titanic, Kolumnist für die | |
| linksextremistischen Kampfblätter Neues Deutschland und Jungle World, | |
| Erika-Steinbach-Darsteller und als solcher Bundestagskandidat der Partei | |
| Die Partei hat einen seltsamen; einen sogenannten Humor. Am Donnerstag | |
| teilte er der überraschten Öffentlichkeit mit, dass erstens Mehmet Scholl | |
| tot sei und insinuierte zweitens, dass die nordkoreanische Hauptstadt | |
| Pjöngyang Ziel eines Atomschlags wurde. | |
| Das wäre nicht weiter schlimm oder bemerkenswert, nur war Fischer grad der | |
| Gastkolumnist des [1][Twitteraccounts des Zeit-Magazins] und meldete von | |
| dort aus Tod und Verderben. Empörte Beschwerden von Followern des Accounts | |
| verbreiteten sich eilig, darunter eine des Journalisten (Quelle: Wikipedia) | |
| und Chefredakteurs von bild.de Julian Reichelt, der kollegial auf den | |
| Mißbrauch des Kommunikationskanals hinwies ([2][„Die Zeit scheint von | |
| ähnlicher Selbstzerstörungs-Sehnsucht getrieben wie Kim Jong-Un.“]). | |
| Die Nachlässigkeit in der Beachtung journalistischer Standards [3][wurde | |
| vom Zeit-Magazin flugs eingesehen], ein Tweet gelöscht (Das Ableben | |
| Scholls) und auf einen weiteren freundlichen Hinweis Reichelts ([4][„Der | |
| ist noch nicht gelöscht“]) auch der zweite (Atomkrieg). Pur und Helene | |
| Fischer (nicht verwandt) konnten ihren „Tribute to Mehmet“ fürs Erste | |
| wieder in der Schublade verschwinden lassen und Supermärkte zeigten sich | |
| kulant bei der Rücknahme in Panik gekaufter Konserven (Pfirsich, | |
| Pressfleisch u.a.). | |
| Nur einer wollte keine Einsicht zeigen: Leo Fischer. In wahrscheinlich | |
| witzig gemeinter Gehässigkeit äußerte er via Twitter (diesmal von seinem | |
| eigenen Account, das Zeit-Magazin hatte ihm seinen Ehrentitel als | |
| Gastkolumnist bereits entzogen): „[5][Bin etwas bestürzt, daß die | |
| Online-Politik der Zeit offenbar im Springerhochhaus gemacht wird.]“ | |
| Was Leo „G.“ Fischer dabei entgangen zu sein scheint, ist die Tatsache, | |
| dass, (ja, so wird das geschrieben, nicht mit ß!), dass also Journalismus | |
| ewigen ethischen Grundsätzen unterliegt. Deren gemeinsame Verteidigung ist | |
| die vornehmste Aufgabe aller seriösen Qualitätsmedien, ob sie nun im | |
| Springerhochhaus oder beispielsweise in der Dutschkestraße sitzen. | |
| Und da, wo auch immer die Redaktion des Zeit-Magazins zu finden ist, wird | |
| man sicher darüber meditieren, was für ein furchtbarer Fehler das | |
| Engagement Fischers war und in Dankbarkeit an den Kollegen Reichelt und die | |
| aufmerksamen Leser denken, die uns alle vor Schlimmerem bewahrt haben. | |
| 10 Aug 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/ZEITmagazin | |
| [2] https://twitter.com/jreichelt/status/895572592723099649 | |
| [3] https://twitter.com/ZEITmagazin/status/895590902411935744 | |
| [4] https://twitter.com/jreichelt/status/895574409003585536 | |
| [5] https://twitter.com/leogfischer/status/895583480675004416 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
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