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# taz.de -- Tierschutz im Zirkus: „Nur der Bund kann das regeln“
> Der Circus Voyage erhitzt die Gemüter, weil er auf Wildtierdarbietungen
> setzt. Deren bundesweites Verbot hatte die Bremer Abgeordnete Birgit Menz
> jüngst beantragt
Bild: Tierschützer protestieren vor dem „Circus Voyage“ in Bremen
BREMEN taz | taz: Frau Menz, im Bundestag und im Bundesrat gibt es eine
rot-rot-grüne Mehrheit für ein Verbot von Wildtieren im Zirkus. Warum also
sind Sie mit ihrem Antrag soeben gescheitert?
Birgit Menz: Weil es noch immer eine Regierungsmehrheit von SPD und CDU
gibt, die Anträge der Linkspartei einfach ablehnt. Ich vermute mal, die SPD
hat einfach nur aus Koalitionsräson gegen ein solches Verbot gestimmt.
Dabei nimmt die Bundesregierung für sich in Anspruch, beim Tierschutz
international eine Vorreiterrolle einzunehmen.
Die Linke fordert, dass die Giraffen, Zebras und Nilpferde der Zirkusse in
öffentlich finanzierten Zoos unterkommen sollen. Haben sie es da besser?
Manchmal schon. Die Giraffen müssen da keine Kunststückchen vorführen. Die
Zoos versuchen, die Tiere zu bespaßen, damit sie nicht vor Langeweile
umkommen – aber nicht in der Art und Weise, wie Zirkusse das tun. Und der
stressige Transport bleibt den Tieren auch erspart.
Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag behauptet: Wissenschaftliche
Untersuchungen belegen, es gebe zwischen Zoos und Zirkussen keine
signifikanten Unterschiede, misst man die Stresshormone der Tiere.
Solche Studien kann man auslegen, wie man es gerade möchte. Es gibt einfach
keinen vernünftigen Grund, ein Tier im Zirkus zu halten, schon gar kein
Wildtier, das in freier Wildbahn leben müsste. Und was bringen wir den
Kindern bei, die so etwas im Zirkus sehen? Dass ein Nilpferd Sachen macht,
die es in der normalen Umwelt nie tun würde?
Kann man solche Tiere im Zoo überhaupt artgerecht halten?
Besser als im Zirkus, wo sie der Belustigung dienen.
Die Zirkusse sagen, die Wildtiere sind dort Repräsentanten ihrer
Artgenossen.
Irgendeinen Vorwand brauchen sie ja – sie wählen die Tiere einfach danach
aus, welche von ihnen die meisten BesucherInnen anlocken.
Sind Elefanten im Zirkus überhaupt noch Wildtiere? In freier Wildbahn
würden sie ja kaum überleben.
Das stimmt. Aber wenn wir das jetzt nicht stoppen, werden immer neue Tiere
gezüchtet oder angekauft! Da müssen wir Grenzen setzen. Und in der EU haben
mittlerweile 18 Staaten die Haltung von Wildtieren im Zirkus verboten oder
stark eingeschränkt.
Was läuft in diesen Ländern anders als bei uns?
Die haben schon ein anderes Bewusstsein, dem Tier gegenüber.
Würde so ein Verbot die vom Grundgesetz geschützte Berufsfreiheit der
Zirkusbetreiber nicht eklatant beschränken?
Dieser Einwand ist nicht stichhaltig, denn selbst die Bundesregierung
wertet ein solches Verbot allenfalls als Eingriff in die
Berufsausübungsfreiheit – und ein solcher kann durch „vernünftige
Erwägungen des Gemeinwohls“ durchaus gerechtfertigt sein. Wir wollen ja
nicht den Zirkus als solchen verbieten, oder dem Artisten seine Arbeit.
Aber der kann selbst entscheiden, das Tier nicht. Und der Zirkus muss sich
dann eben was anderes überlegen – wie andere Betriebe auch. Das müsste er
ja genauso, wenn seine Einnahmen sinken, weil das Bewusstsein der Menschen
für die Tiere wächst und Shows wie die des Circus Voyage gemieden werden.
Andere Zirkusse kommen ja auch ohne Wildtiere aus.
Der Circus Voyage sagt, seine Tierhaltung wird streng überwacht. Stimmt das
möglicherweise nicht?
Das kann ich nicht beurteilen.
Die Bremische Bürgerschaft hat schon 2011 ein Wildtierverbot auf
öffentlichen Flächen beschlossen. Warum greift das nicht?
Daraus wurde nie ein Gesetz: Die Zirkusse würden dagegen klagen und recht
bekommen. Nur der Bund kann dass gesetzlich regeln, sagen die Gerichte. Ich
gehe aber davon aus, dass es diesen Antrag auf ein Verbot von Wildtieren im
Zirkus in der nächsten Legislaturperiode wieder geben wird. Man muss da
weiter dran bleiben. Die Zirkusse, die mit Wildtieren heute Profit machen,
werden das so lange tun, wie sie das gesetzlich können.
Der Circus Voyage findet: Den Hunden und Katzen im Tierheim geht es
schlechter.
Das würde ich so nicht stehen lassen. Das Bremer Tierheim bemüht sich sehr,
dass es den Tieren gut geht und so schnell wie möglich zu vermitteln. Das
kann man nicht vergleichen. Die Hunde und Katzen im Tierheim werden nicht
vorgeführt.
Die Tiere in den Zoos aber schon.
Es geht hier um Zirkusse! Man darf das nicht vermischen – dass wir auch
über Zoos reden müssen, ist eine andere Frage. Der Zoo hat auch eine ganz
andere Aufgabe.
Die Grünen wollen nach einem Wildtierverbot auch die Zirkusbetreiber in
Mithaftung nehmen. Die Linke nicht. Warum?
Wie man das Verbot konkret ausgestaltet, ist noch mal eine andere Sache.
Jetzt geht es ja erst mal darum, grundsätzlich etwas zu verändern.
Warum ist Tierschutz eigentlich ein linkes Projekt?
Weil es ein nachhaltiges Projekt ist: Es geht darum, wie man Leben achtet.
8 Aug 2017
## AUTOREN
Jan Zier
## TAGS
Bremen
Die Linke
Tierschutz
Wildtiere
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