# taz.de -- Kontrollen von Anti-Nazi-Demonstranten: Radler im Polizeikessel | |
> Vor der Neonazi-Demo in Spandau schikanierte die Polizei offenbar | |
> grundlos Gegendemonstranten – um sie später zum Protest zu eskortieren. | |
Bild: Es soll auch Nazis geben, die ganz offen Döner essen. Verstehe das, wer … | |
BERLIN (taz) | Schon weitab des Neonazi-Aufmarsches in Spandau hat die | |
Polizei am Samstagmorgen in Charlottenburg eine Gruppe von fast 40 | |
Radfahrern für zwei Stunden eingekesselt. Die Radler waren im Korso auf der | |
Otto-Suhr-Allee Richtung Spandau unterwegs, um dort gegen die Neonazis zu | |
demonstrieren. Wie ein taz-Redakteur berichtet, war die Gruppe zunächst an | |
einem Wahlwerbestand der AfD vorbeigekommen. Dort hatte es gerade eine | |
lautstarke Auseinandersetzung mit einem Radfahrer gegeben, der dann von | |
einem der AfDler geschlagen wurde. | |
Die Lage eskalierte. Einige Teilnehmer des Korsos fuhren von der Straße auf | |
den Bürgersteig, der Wahlstand wurde umgerissen und mindestens ein AfDler | |
prügelte mit den Stangen des Standes auf die Leute auf dem Bürgersteig ein. | |
Die danach weitergefahrenen Radler wurden nach wenigen hundert Metern von | |
der Polizei gestoppt, zunächst mit dem Vorwurf, es habe aus der Gruppe | |
Straftaten wie Körperverletzung und Landfriedensbruch gegeben. Ein AfDler, | |
der als Zeuge durch die eingekesselten Radler geführt wurde, erkannte aber | |
nur einen Mann, der zudem deeskalierend eingegriffen habe. | |
## Immer neue Vorwürfe | |
Daraufhin warf die Polizei der Gruppe vor, sie sei eine unangemeldete | |
Versammlung, da vorn und hinten Personen mit gelben Westen und einer | |
Antifafahne fuhren. Einwände, dass Radler, die im Verband fahren, laut | |
Straßenverkehrsordnung deutlich gekennzeichnet sein müssen, ließ die | |
Polizei nicht gelten. Erst nachdem alle Radler durchsucht und ihre | |
Personalien aufgenommen waren, durften sie weiterfahren. Mit eingerollter | |
Fahne wurden sie von der Polizei nun nicht nur doch als „geschlossener | |
Verband“ akzeptiert, sondern sogar bis nach Spandau eskortiert – bis zu | |
einer der Gegenkundgebungen. | |
Rund 900 Neonazis wollten in Spandau an Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß | |
erinnern, der vor 30 Jahren im Kriegsverbrechergefängnis Suizid begangen | |
hatte. Bereits nach wenigen hundert Metern stockte die | |
Neonazi-Demonstration aufgrund von Blockaden entlang der geplanten Strecke. | |
Ohne ihr Ziel erreicht zu haben, mussten die Rechten nach gut fünf Stunden | |
den Heimweg antreten. (taz) | |
20 Aug 2017 | |
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