Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Häusliche Gewalt und die NPD: Krach im Verlagshaus
> Emma Stabel ist das neue Gesicht der NPD im Netz. Der Spitzenkandidat der
> Partei in Sachsen soll sie brutal geschlagen haben.
Bild: Redet gern: Jens Baur (Archivbild 2015)
Hamburg taz | Als Gesicht von „Deutschen Stimme TV“ (DS TV) führt Emma
Stabel durch die Youtube-Clips der NPD. Blond, wortgewandt und immer
lächelnd. Doch im vergangenen Jahr war sie verletzt, versteckte ihre Wunden
hinter Pflastern, ihre Sendung wäre fast ausgefallen. Jetzt wurde bekannt,
dass der Landesvorsitzende der NPD Sachsen, Jens Baur, dafür verantwortlich
sein soll.
Baur, der auch in Dresden im Stadtrat sitzt, wirbt gerade um Wählerstimmen.
Er ist Spitzenkandidat der sächsischen NPD bei der Bundestagswahl.
Seit Monaten schon wabern die Gerüchte. In einer Erklärung „an die
Mitglieder des NPD-Parteivorstandes“ schildert die Moderatorin, die mit
bürgerlichem Namen Nele Schier heißt, nun den brutalen Angriff, der sich
am 30. Juni 2016 im Gebäude des DS-Verlages in Riesa (Sachsen) ereignet
haben soll.
Eine Diskussion über Baurs Verhältnis zu einer anderen NPD-Frau soll der
Auslöser gewesen sein. Baur habe ihr das Handy entwenden wollen. Bei der
„gewalttätigen Attacke“ sei sie auf der Treppe gegen eine Wand geprallt,
über einen Tisch gezogen und anschließend in eine Stuhlreihe geworfen
worden. So steht es in dem Schreiben, das – neben ärztlichem Attest und
Aufnahmen der Verletzungen – der taz vorliegt.
Als „Ohrenzeugen“ führt sie ihren Kollegen Jörg Hähnel auf, mit dem sie
DS-TV produziert. Sie hätte ihn während des Streits angerufen. „Durch das
Telefonat hat Jörg meine Hilferufe mitbekommen“ schreibt sie, und dass sie
am selben Tag in Riesa ins Krankenhaus ging. Dort wurden eine
Gehirnerschütterung, Prellungen am Thorax, Oberkiefer, Fingern, Unter-
und Oberarmen diagnostiziert.
Ihr Schweigen dazu sowie „der Versuch eines Neubeginns zu Gunsten des
ungeborenen Lebens wurden zu meinen Ungunsten ausgelegt“, schreibt sie.
Darum wolle sie die Dinge zurechtrücken. „Überdies sollte ich sogar zu
einer Erklärung veranlasst werden, in der ich bewusst unwahr bestätigen
sollte, dass es zu keiner Zeit körperliche Gewalt von Jens Baur gegen mich
gab“.
In der Propaganda werden Frauen als Mütter deutscher Kinder gefeiert. In
der Szene aber sind gewalttätige Übergriffe keine Seltenheit. Doch darüber
wird kaum gesprochen. Häusliche und sexuelle Gewalt sind Tabu-Themen.
Betroffene Männer und Frauen deuten es oft nur vorsichtig an,
Aussteigerinnen und Aussteiger reden von sich aus selten darüber.
Der ehemalige Bautzener NPD-Funktionär Jürgen Kötzing führte die Attacke
gegen Schier bereits Ende 2016 als einen seiner Gründe an, die NPD zu
verlassen. Die Polizei wurde erst jetzt eingeschaltet.
20 Aug 2017
## AUTOREN
Andreas Speit
andrea Röpke
## TAGS
NPD
häusliche Gewalt
Rowohlt
Wahlkampf
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Neonazis
## ARTIKEL ZUM THEMA
Reinbek nicht mehr am Puls der Zeit: Der Weg führt nach Hamburg
Der Rowohlt-Verlag zieht nach Jahrzehnten zurück nach Hamburg. Für die
Reinbeker eine emotional schwer zu verkraftende Entscheidung
Wahlwerbespot der NPD: Braunes TV in der ARD
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss einen NPD-Spot zeigen, der die
übliche rechte Opfer-Ideologie bedient. Es gilt das Prinzip der
Gleichbehandlung.
Nazifrauen in Deutschland: Übersehen und unterschätzt
Die Gefährlichkeit rechter Frauen ist bisher zu wenig beachtet. Rechte
Aktivistinnen nutzen strategisch die geschlechterstereotype Wahrnehmung.
Debatte rechtsextreme Frauen: Privat ist die sehr nett
Mit freundlicher Unterstützung der Mehrheitsgesellschaft: Nazifrauen machen
erfolgreich Politik, weil sie als rechte Aktivistinnen übersehen werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.