# taz.de -- Generalstaatsanwaltschaft Berlin: Koppers muss warten | |
> Der Streit um den Berliner Chefanklägerposten geht weiter. Weil die | |
> unterlegene Bewerberin klagt, kann Margarete Koppers das Amt vorerst | |
> nicht antreten. | |
Bild: Polizei-Vizepräsidentin Margarete Koppers im Einsatz | |
Das Hickhack geht weiter. Am 11. Juli hatte der rot-rot-grüne Senat | |
entschieden, dass die bisherige Vizepräsidentin der Polizei, Margarete | |
Koppers, Berlins neue Generalstaatsanwältin werden soll. Aber nun hat die | |
unterlegene Konkurrentin Susanne Hoffmann Medienberichten zufolge Klage | |
eingereicht. Bis eine rechtskräftige Entscheidung vorliegt, kann der Posten | |
nicht besetzt werden. Von der Opposition wird die Klage begrüßt. | |
Hoffmann ist derzeit Abteilungsleiterin im brandenburgischen | |
Justizministerium. Dass sie klagen wird, kündigte sie am Freitag gegenüber | |
dem Tagesspiegel an. Die Justizverwaltung kommentierte das in dem Blatt mit | |
den Worten: „Jeder Bewerber hat das Recht, eine beamtenrechtliche | |
Auswahlentscheidung gerichtlich überprüfen zu lassen“. | |
## Justizsenator schwieg bisher | |
Der bisherige Amtsinhaber Ralf Rother hatte seine Pensionierung wegen der | |
ungeklärten Nachfolge schon zweimal verschoben. Der verlängerte Vertrag | |
läuft Ende August aus. Wenn Rother geht, würde sein Stellvertreter, Dirk | |
Feuerberg, die Geschäfte einstweilen kommissarisch übernehmen. „So ein | |
Tanker fährt immer weiter“, heißt es in Justizkreisen. | |
Das Problem ist eher, dass zwei Frauen aus Spitzenämtern durch die | |
öffentliche Diskussion über angebliche Fehler im Auswahlverfahren | |
beschädigt werden. Ist Koppers die Richtige für den Posten? Ist Hoffmann | |
nicht die Bessere? Seit Anfang des Jahres tobt diese Diskussion in den | |
Medien. Dazu muss man wissen: Koppers steht den Grünen nahe, Hoffmann wird | |
von der CDU protegiert. | |
Gespeist werden die Berichte von interessierten Kreisen, die Zugang zu | |
Akten haben müssen. Aber offiziell bestätigt ist nichts. Justizsenator Dirk | |
Behrendt (Grüne) hatte sich stets dahinter verschanzt, zu einem laufenden | |
Einstellungsverfahren nichts sagen zu dürfen. Seine Schutzpflicht gegenüber | |
den Bewerbern gebiete das. | |
Aber auch jetzt, wo die Entscheidung für Koppers gefallen ist, ist immer | |
noch unklar, wie sie zustande kam. Auch deshalb begrüße er Hoffmanns | |
Schritt, Klage einlegen zu wollen, sagte der rechtspolitische Sprecher der | |
CDU, Sven Rissmann am Sonntag zur taz. Dass der Senat die Entscheidung für | |
Koppers einen Tag nach Beginn der Sommerpause verkündete, passt in | |
Rissmanns Bild. So müsse Behrendt dem Rechtsausschuss keine zeitnahen | |
Erklärungen liefern. Grüner Filz bei der Besetzung des Chefanklägerpostens | |
sei seine Befürchtung, so Rissmann. „Mit dem Anspruch der grünen | |
Regierungspartei auf Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz hat das nichts | |
zu tun“. | |
FDP und AfD haben am Freitag eine Neuausschreibung der Stelle gefordert. | |
Rissmann sagt, er wolle zunächst in der Justizverwaltung Einsicht in die | |
Akten des Bewerbungsverfahrens nehmen. Bislang habe er sein Wissen nur aus | |
der Presse. Aufschluss erhoffe er sich über Fragen wie: Warum wurde die vom | |
vorherigen Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) eingesetzte | |
Auswahlkommission nach dem Regierungswechsel komplett ausgetauscht? Koppers | |
sei sehr lange krank geschrieben gewesen. War das der Grund, warum die | |
Heilmann-Kommission kein einziges Mal getagt habe? | |
Medienberichten zufolge war die neue Auswahlkommission Anfang 2017 zu der | |
Einschätzung gekommen, Hoffmann sei fachlich besser geeignet, Koppers liege | |
bei den Kompetenzen Persönlichkeit, Soziales und Führung vorn. | |
Der rechtspolitische Sprecher der SPD, Sven Kohlmeier, sagte am Sonntag zur | |
taz: „Meine Erwartungshaltung ist, dass Justizsenator Behrendt diese | |
wichtige Stelle schnellstmöglich und juristisch einwandfrei besetzt.“ | |
Gerade bei so einer Stelle dürfe nicht der geringste Zweifel bestehen, dass | |
„gemauschelt“ wurde. Ansonsten sollte Behrendt eine Neuausschreibung | |
starten. „Wir haben das Interesse, dass das Amt nicht beschädigt wird.“ | |
30 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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