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# taz.de -- Kolumne Habibitus: Zutritt nur für Arier
> Ein Fitnessstudio in Güstrow will Terrorismus mit Racial Profiling
> bekämpfen. Das wird derzeit genau nichts bringen.
Bild: Jetzt neu: Sport nur noch für Arier
Ganz schön viel Terror diese Woche: [1][Beate Zschäpe stieg im NSU-Prozess]
vom Unschuldslamm zur Mittäterin auf, ein salafistischer Prediger, der eine
IS-nahe Terrormiliz unterstützt hatte, wurde zu fünfeinhalb Jahren Haft
verurteilt und in Güstrow nahm die Polizei am selben Tag drei Männer wegen
eines „Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden
Gewalttat“ in Gewahrsam. Durchsucht wurde nach Sprengstoff, gefunden bisher
nichts. Vermutet wird ein islamistischer Hintergrund.
Stellen Sie sich jetzt mal vor, einer dieser Männer trainierte im gleichen
Fitnessstudio wie Sie. Hätte vielleicht neben Ihnen Gewichte gehoben,
während Sie mit der Beinpresse auf einen Hintern à la Nicki Minaj
hinarbeiteten. Vermutlich hätten Sie mal voreinander geduscht. Oder was,
wenn er im Vorbeigehen Ihrem Kind zugelächelt hätte, das Sie dort immer
betreuen lassen? Na, schwitzen Sie schon? Was würde das Pumpen sicher
machen?
Das Team eines Güstrower Fitnessstudios hatte da eine Idee. Einer der
mutmaßlichen Täter war Mitglied bei ihnen. Und er war nicht nur vielleicht
Terrorist, sondern hatte auch noch… einen Migrationshintergrund. Was wäre
also die Konsequenz? Entweder einfach weitermachen wie gehabt oder den
Laden zu, bis man weiß, was Sache ist.
## Kein Sport für Mitbürger mit Migrationshintergrund
Die Leute von EasyFitness hatten allerdings einen eigenen Einfall. „Liebe
Mitglieder“, stand mit blauem Filzstift auf einer Flipchart, die vor Ort
fotografiert wurde. „Auf Grund jüngster Ereignisse (Terrorverdacht +
Festnahmen) & zum Schutz unserer Mitglieder, werden wir ab SOFORT keine
Mitbürger mit Migrationshintergrund mehr aufnehmen. Wir bitten euch um
Verständnis. (…)“
In Zeiten von Fake-News war ich skeptisch, als das Foto aufpoppte. Also
rief ich in der Filiale an und fragte einen Mitarbeiter, was da los war.
Dieser betonte, dass ich die Reaktion verstehen müsse. Ich fragte ihn,
woran er denn Menschen mit Migrationshintergrund erkenne und für wen die
Regel gelte. Was wäre beispielsweise mit Franzosen? „Hauptsache, er sieht
nicht aus wie aus der IS“, sagte er. In genau diesen Worten.
Ich erzählte ihm von der Verhaftung des Salafisten. [2][„Der hieß Sven
Lau.“] Er war überrascht. „Lau?“ – „Ja“, sagte ich. „Kein
Migrationshintergrund.“ Er kam in Erklärungsnot: „Das ist einer, der
radikalisiert wurde, die meisten Islamisten sind…“ Kanaken? Interessante
Annahme in einem Land, in dem die bekanntesten Salafisten weiße Konvertiten
sind. Sven Lau und Pierre Vogel. Könnten je nach Klamotte einfach nur als
Wannabe-Hipster oder Bären gelesen werden. Hätte einer der beiden dort
einen Anschlag geplant, wäre es ihm trotz Racial Profilings gelungen. Wie
gefährlich können Kartoffeln schon sein, nicht wahr?
Terror machen immer die anderen. Die Kanaken, äh, Muslime, äh, Islamisten.
Fahrlässige rassistische Annahme? Come on. Und der NSU? Und die übrigen
Attentate, die von (mehrheitlich weißen) cis Männern verübt wurden?
Vielleicht hätte der Fitnessclub eher die ausschließen sollen. Dann würden
einer auch weniger nervige Typen auf den Arsch geiern, während man ihn
trainiert.
27 Jul 2017
## LINKS
[1] /NSU-Prozess-in-Muenchen/!5429682
[2] /Urteil-gegen-Salafistenprediger-Sven-Lau/!5429627
## AUTOREN
Hengameh Yaghoobifarah
## TAGS
Kolumne Habibitus
Schwerpunkt Rassismus
„Islamischer Staat“ (IS)
Racial Profiling
Schwerpunkt Antifa
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