| # taz.de -- G20 in Hamburg: Scharmützel an der Schanze | |
| > Erneut kam es in der Nacht zu Sonntag zu Ausschreitungen rund um die Rote | |
| > Flora. In St. Pauli attackierten Rechtsextreme Passanten. | |
| Bild: Das Schanzenviertel in der Nacht zu Sonntag | |
| Hamburg taz | In der Nacht zu Sonntag ist es erneut zu Ausschreitungen im | |
| Hamburger Schanzenviertel gekommen. Sie verliefen jedoch weitaus harmloser | |
| als in der Nacht zuvor. Später zogen auch Rechtsextreme durch St. Pauli und | |
| attackierten dort Passanten. | |
| Bis zum Einbruch der Dunkelheit hatten Hunderte auf der Schanze den Abend | |
| genossen. Am Pferdemarkt und den anliegenden Straßen herrschte ausgelassene | |
| Straßenfest-Atmosphäre. Die Menschen standen in der Abendsonne auf den | |
| Straßen, tanzten, klönten und aßen. Polizeikräfte bewegten sich zwischen | |
| ihnen. Nach dem [1][Krawall in der Vornacht] lag zwar etwas Anspannung in | |
| der Luft, aber Parolen wie „Ganz Hamburg hasst die Polizei“ waren kaum zu | |
| hören. Kleine aggressive Gruppen, die noch die Konfrontation suchten, | |
| wurden von Demonstranten und Anwohnern angesprochen und zurückgehalten. | |
| Schon beim Abschlusskonzert der Großdemonstration „Grenzenlose Solidarität | |
| statt G20“ hatten tausende Menschen am Nachmittag auf dem Millerntorplatz | |
| in der Abendsonne getanzt. Diese Stimmung bestimmte auch die Atmosphäre in | |
| der Schanze am Abend. In den wenigen geöffneten Restaurants und Lokalen | |
| wurde ganz gelassen getrunken und gegessen wurde – bis kurz nach 22 Uhr. | |
| Dann änderte sich das Bild binnen weniger Minuten. | |
| Auf dem wenige hundert Meter entfernten Pferdemarkt waren Polizeikräfte | |
| zunächst erneut mit Flaschen, Steinen und Böllern beworfen worden. Dann | |
| bildete sich eine Sitzblockade auf der Straße. Im Vergleich zum Vorabend | |
| keine große Aktion. | |
| Gewohntes Bild an der Schanze | |
| Die Polizei fuhr dennoch mit den bereits wartenden Wasserwerfern vor, zog | |
| Beamte zusammen. In hohem Tempo gingen Beamte gegen die Menschen zwischen | |
| Pferdemarkt und dem besetzten Kulturzentrum Rote Flora am Schulterblatt vor | |
| – eine Taktik, die die Polizei hier schon in den Vorjahren bei kleineren | |
| Ausschreitungen angewendet hat. | |
| Während die Bar- und Restaurant-Besucher recht gelassen blieben, begann auf | |
| der Straße ein Katz-und Maus-Spiel zwischen Polizisten und Vermummten. Wenn | |
| die Beamten vorrückten, zerstreuten sich die Gruppen und wichen in | |
| Nebenstraßen aus. Mal wurden Flaschen auf Polizisten geworfen und Böller | |
| gezündet, mal setzte die Polizei Tränengas und Wasserwerfer ein. | |
| Organisierte autonome Gruppen waren kaum auf den Straßen unterwegs, eher | |
| schienen teils betrunkene, erlebnishungrige, junge Leute Action zu suchen. | |
| Vor der Roten Flora gab es mehrfach Sitzblockaden, die Polizei räumte die | |
| Kreuzung, die sich jedoch stets wieder schnell mit Menschen füllte. In der | |
| Schanze schon lange keine neue Situation. | |
| Sturmgewehre vor Ort | |
| Neu war hingegen, dass wie in der Nacht zuvor auch Sondereinsatzkommandos | |
| der Polizei vor Ort waren. Sie standen am Rand des Viertels mit | |
| Sturmgewehren bewaffnet, kamen aber nicht zum Einsatz. „Wollt ihr Tote, | |
| oder was?“, skandierten hier Passanten. | |
| Mehreren Augenzeugenberichten zufolge wurden in den Seitenstraßen im | |
| Schanzenviertel auch völlig unbeteiligte Passanten von der Polizei | |
| angegriffen. An der Sternbrücke wurden nach Angaben der Nachrichtenagentur | |
| dpa Barrikaden entzündet, weitere Feuer gab es in dieser Nacht nach | |
| taz-Informationen im Schanzenviertel nicht. | |
| Nach Polizeiangaben hielten sich am Pferdemarkt und auf demSchulterblatt | |
| rund 600 Menschen auf. Aus einer größeren Personengruppe am Pferdemarkt sei | |
| es zu Angriffen auf die Einsatzkräfte gekommen, das habe das Vorrücken | |
| erforderlich gemacht. | |
| Attacken von rechts | |
| Zu der Zeit verbreitete sich über Twitter die Nachricht, dass sich | |
| Rechtsextreme um Mitternacht vor einem McDonalds auf der Reeperbahn in St. | |
| Pauli versammeln wollten. Um 2 Uhr griffen rund 20 Rechte in in der 200 | |
| Meter südlich liegenden der Erichstraße Personen an, die sie als Linke | |
| ausmachten. Anwohner berichten, dass sie mit Steinen in der Hand „Hier | |
| regiert der nationale Widerstand“ skandiert hätten. | |
| In der Balduinstraße, die zu den Häusern der Hafenstraße führt, kam es zu | |
| weiteren Auseinandersetzungen. Die Rechten setzten dabei auch Pfefferspray | |
| ein. Später zogen sie sich in eine Kneipe zurück und verschwanden dann | |
| zügig. | |
| 9 Jul 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Archiv-Suche/!5428058&s=asmuth/ | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
| Malene Gürgen | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt G20 in Hamburg | |
| G20-Gipfel | |
| G20-Gipfel | |
| Rote Flora | |
| Schwerpunkt G20 in Hamburg | |
| Schwerpunkt G20 in Hamburg | |
| Rote Flora | |
| Hamburg | |
| Schwerpunkt G20 in Hamburg | |
| Schwerpunkt G20 in Hamburg | |
| Schwerpunkt G20 in Hamburg | |
| Schwerpunkt Polizeikontrollen in Hamburg | |
| Schwerpunkt G20 in Hamburg | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Forderung nach Räumung linker Zentren: Rote Flora zum Sündenbock erklärt | |
| Die Zukunft der Roten Flora wird nach den G20-Protesten infrage gestellt. | |
| Die CDU will räumen, SPD und Grüne wollen was ändern, wissen aber noch | |
| nicht was | |
| Kommentar Proteste gegen G20: Nie wieder Hamburg | |
| Es war ein Gezerre zwischen staatlichem Gewaltmonopol und | |
| Versammlungsfreiheit. Man sollte die Konferenzen in New York und Brüssel | |
| stattfinden lassen. | |
| Schließungsforderungen in Hamburg: Rote Flora als Sündenbock | |
| Nach den Ausschreitungen beim G20-Gipfel gibt es Forderungen nach der | |
| Räumung der Roten Flora. Nun meldet das autonome Zentrum sich zu Wort. | |
| Kommentar Drohung gegen „Rote Flora“: Abrüsten, bitte! | |
| Für die G20-Krawalle werden nun Schuldige gesucht. Die Schließung der | |
| „Roten Flora“ wäre jedoch Aktionismus – und würde alles nur schlimmer | |
| machen. | |
| Linksautonomes Zentrum in Hamburg: Das ist die Rote Flora | |
| Nach den Ausschreitungen beim G20-Gipfel gibt es Forderungen nach der | |
| Schließung des linken Zentrums. Aber was ist die Flora eigentlich? | |
| Putzwahn im Schanzenviertel: Jetzt kommt der Wisch-Mob | |
| Über Facebook rief eine Hamburgerin dazu auf, die Stadt nach den Krawallen | |
| beim G20-Gipfel wieder aufzuräumen. Mehrere Tausend beteiligten sich, | |
| einigen ist es danach viel zu sauber | |
| taz.G20 video: „Ohne Rücksicht auf Verluste“ | |
| Der Polizeisprecher Hamburgs und eine parlamentarische Beobachterin | |
| beurteilen die Vorkommnisse um die „Welcome to Hell“-Demo sehr | |
| unterschiedlich. 3:27 | |
| G20 und Klima: Die Welt ist noch nicht gerettet | |
| Der G20-Gipfel endet mit einer klaren Botschaft: Selbst ein US-Präsident | |
| hat nicht die Macht, den Kampf gegen den Klimawandel aufzuhalten. | |
| taz-Liveblog zum G20-Gipfel: Die Polizei will sich Mühe geben | |
| Der Tag nach den Krawallen verläuft in Hamburg friedlich und die | |
| Staatschefs formulieren im Abschlusspapier zumindest den Status Quo. | |
| Demonstration „Hamburg zeigt Haltung“: Nur ein paar Trommler wurden laut | |
| Zur Demo „Hamburg zeigt Haltung“ sind am Samstag höchstens 5.000 Menschen | |
| gekommen. Sie zogen zeitgleich zur Großdemonstration durch Hamburg. |