# taz.de -- Alternativszenario G20 unter CDU: Trepolls späte Prophezeiung | |
> Wäre Oppositionschef André Trepoll (CDU) Bürgermeister gewesen, hätte er | |
> den Hamburgern zum G20-Gipfel selbstverständlich reinen Wein eingeschenkt | |
Bild: Weiß Bescheid – vor allem im Nachhinein: André Trepoll (CDU) | |
Nachdem der G20-Gipfel im Nachhinein zu großen Debatten über die innere | |
Sicherheit geführt hat, dokumentieren wir hier noch einmal die geradezu | |
prophetisch zu nennende Regierungserklärung, die der beinahe Erste | |
Bürgermeisters André Trepoll (CDU) beinahe vor einem Jahr abgegeben hätte – | |
mit Originalzitaten von Montag in kursiv. | |
## Sehr verehrte, liebe Hamburgerinnen und Hamburger! | |
Heute spreche ich zu Ihnen, weil ich Sie um Verständnis darum bitten | |
möchte, dass Tausende Linksextreme im nächsten Jahr Hamburgs Straßen in ein | |
Schlachtfeld verwandeln werden. Sie werden es tun, ich will da gar nicht | |
drum herum reden, weil ich unserer verehrten Bundeskanzlerin, meiner | |
Parteifreundin Angela Merkel versprochen habe, das Gipfeltreffen der | |
Staats- und Regierungschefs der 20 bedeutendsten Wirtschaftsmächte in | |
unserer Perle an der Elbe auszurichten. | |
Leider kann ich Ihnen dabei nur eines garantieren: brennende Barrikaden, | |
zerschlagene Scheiben, geplünderte Geschäfte, ausgebrannte Autos, zerstörte | |
Gehwege und massivste Angriffe auf Polizeikräfte. Dennoch bin ich | |
überzeugt: Wir müssen dieses Opfer bringen. | |
Denn wir müssen uns eines klar machen: Wir alle wissen, dass wir in der | |
schönsten Stadt der Welt leben – doch weiß das die Welt? Wer kennt unsere | |
Perle an der Elbe in Südfrankreich, wer in Thailand, wer in Nord Dakota? Es | |
gibt noch viel zu tun, um unsere Stadt international auf den Radar zu | |
bringen. Was könnte dafür geeigneter sein als das Treffen der wichtigsten | |
Staats- und Regierungschefs? Hier verbinden sich Glamour und Krawall – die | |
beste Voraussetzung für eine sensationelle Berichterstattung weltweit. | |
Bevor ich unserer Bundeskanzlerin diese Zusage gab, habe ich mich mit der | |
Polizei, dem Verfassungsschutz und auch unserer in Sicherheitsfragen so | |
überaus kompetenten SPD-Opposition besprochen. Und ich kann Ihnen sagen: | |
Alle hatten Bedenken! Es sei falsch, so einen Gipfel mitten in einer | |
Großstadt auszurichten, einer Großstadt zumal mit einer ausgeprägten, teils | |
militanten linken Szene. Hier sei das ideale Umfeld auch für anreisende | |
Gewalttäter aus dem linksradikalen Spektrum. | |
Deshalb haben wir uns auch entschlossen vorzusorgen. Wir haben einen | |
umfassenden ressortübergreifenden Aktionsplan gegen Linksextremismus in | |
Hamburg beschlossen, der sowohl Präventions- als auch | |
Gefahrenabwehrmaßnahmen beinhaltet und ihm dauerhaft den Nährboden | |
entzieht. Wir werden ein Aussteigerprogramm für die linke Szene auflegen: | |
Jeder, der sich glaubhaft von seinen Genossinnen und Genossen lossagt, | |
bekommt 500 Euro in bar und ein HVV-Jahresabo. Denn ganz von der Hand | |
weisen kann man die Bedrohung von Aussteigern nicht. Insbesondere muss | |
Familienangehörigen, deren Kinder oder Partner in Berührung mit der | |
linksextremen Szene geraten, eine schnelle und professionelle Beratung | |
ermöglicht werden. | |
In den Stadtteilen, die von Linksextremismus besonders betroffen sind, wie | |
in der Schanze oder St. Pauli, sollen Projekte installiert werden, in denen | |
soziale Einrichtungen, Anwohner, Gewerbetreibende und Vereine gemeinsam für | |
mehr Toleranz werben. Bürgernahe Beamte werden sich von den AnwohnerInnen | |
und Anwohnern Autonome zeigen lassen, um anschließend väterlich auf diese | |
einzuwirken. Versuche von verdeckten Ermittlerinnen, Linksextreme mit | |
Schäferstündchen friedlich zu stimmen, haben sich ja leider als Fehlschlag | |
erwiesen. | |
Wir werden das Versammlungsrecht ändern, sodass dieses ermüdende | |
juristische Hin und Her zwischen Demo-Anmeldern und Polizei aufhört. Die | |
Eignung von Demo-Anmeldern muss nach schärferen Kriterien geprüft werden. | |
Aber wer versichern Ihnen: Niemand hat die Absicht, den Instanzenweg | |
abzuschaffen! | |
Last, not least muss die Rote Flora weg. Wir werden alles tun, diese | |
Hochburg der autonomen und linksextremen Szene und Biotop des militanten | |
Widerstandes zu ersticken. Wir werden dafür sorgen, dass die Flora | |
logistisch und geistig diese Funktion nicht mehr erfüllen kann. Jetzt ist | |
der Zeitpunkt da, wo man mit dem Stadtteil eine Lösung finden kann. | |
Natürlich werden wird nicht gleich räumen, aber irgendwie auf Dauer dann | |
doch, das kann ich Ihnen versichern. | |
Auf starke Worte müssen auch starke Taten folgen, deshalb zum Schluss noch | |
ein Versprechen: Sollte es den von mir skizzierten Krawall geben, trete ich | |
selbstverständlich als Bürgermeister zurück. Wie gesagt: Wir müssen alle | |
Opfer bringen. | |
18 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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