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# taz.de -- Kommentar Abgaspolitik: Dobrindts Reißleine
> Der Verkehrsminister will ein Institut für Abgasmessungen einrichten. Er
> muss aber beweisen, dass das nicht nur eine Alibiveranstaltung ist.
Bild: Aktivisten des BUND übergeben am Dienstag vor dem Bundesverkehrsminister…
Ein toller Erfolg für die Deutsche Umwelthilfe! Mit kleinster Man- und
Fraupower treibt der von ständigen Hackerangriffen drangsalierte
Umweltverband seit Monaten eine milliardenschwere Industrie vor sich her.
Im Wochenrhythmus veröffentlicht er [1][immer neue Messergebnisse] zu den
Umweltverbrechen der Automobilindustrie mit ihren Dieselboliden und zum
Keuchhustenklima unserer Innenstädte.
Jetzt hat, drei Monate vor der Bundestagswahl, Verkehrsminister Dobrindt
(CSU) die Reißleine gezogen. Er will [2][ein neues Institut für
Emissionsmessungen] gründen und jedes Jahr 70 Autos im realistischen
Alltagsbetrieb testen. Da sollen auch NGOs in den Beirat eingebunden
werden. Die Messergebisse, verspricht er, werden online voll transparent
veröffentlicht. Immerhin.
Ob aus dem Institut mehr wird als eine reine Alibiveranstaltung, wird von
seiner Unabhängigkeit abhängen. Der Etat von zwei Millionen Euro erscheint
kümmerlich. Und die Finanzierung durch die Automobilindustrie wird keine
wirkliche Unabhängigkeit zulassen.
Ebenso ist die Fixierung auf neu auf den Markt kommende Fahrzeuge eine
Finte. Es geht im Dieselskandal ja vor allem um die bestehende Flotte und
deren giftige Ausscheidungen – teilweise um den Faktor 50 über dem
Erlaubten. Das industrienahe Kraftfahrtbundesamt wird zudem keinesfalls
entmachtet, sondern bleibt weiter für die „amtlichen“ Fahrzeugtests nach
standardisierten Vorgaben zuständig.
Wenn es Dobrindt ernst meint, muss er das Institut beim Umweltbundesamt
ansiedeln. Oder er verzichtet auf die Neugründung und wertet eines der
bestehenden Institute auf, die derzeit einen guten Job machen. Inzwischen
hat die Umwelthilfe mehr als 700 Tests veranlasst und über 60 Autotypen
überprüft, von denen die meisten Tag für Tag gegen Gesetze und
Abgasvorschriften der Bundesrepublik verstoßen. Dobrindts Institutsidee
wird die wirklich unabhängigen Messungen nicht stoppen und einen der
größten Umweltskandale unseres Landes nicht entsorgen können.
27 Jun 2017
## LINKS
[1] http://www.duh.de/projekte/eki-kontrollen/
[2] /Umgang-mit-dem-Abgas-Skandal/!5421491
## AUTOREN
Manfred Kriener
## TAGS
Verkehrspolitik
Diesel
Alexander Dobrindt
Deutsche Umwelthilfe
Alexander Dobrindt
VW-Abgas-Skandal
Grenzwerte
Lesestück Recherche und Reportage
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