# taz.de -- Bankenrettung in Italien: Steuergelder für Pleitebanken | |
> Milliarden Euro hat der italienische Staat bereits in marode Geldhäuser | |
> gesteckt. Jetzt kommt noch einmal eine beträchtliche Summe hinzu. | |
Bild: Ein „ungeordneter Zusammenbruch“ der beiden Pleitebanken soll vermied… | |
Rom/Frankfurt/Brüssel dpa | Die italienische Regierung steht mit weiteren | |
Milliarden für die Abwicklung zweier Krisenbanken ein, die die Europäische | |
Zentralbank (EZB) für nicht überlebensfähig hält. Für den Teil-Verkauf der | |
beiden kleineren Regionalbanken Banca Popolare di Vicenza und Banca Veneto | |
an das zweitgrößte italienische Bankhaus Intesa Sanpaolo würde die | |
Regierung 5,2 Milliarden bereitstellen, sagte Finanzminister Pier Carlo | |
Padoan am Sonntagabend. Insgesamt würden bis zu maximal 17 Milliarden Euro | |
veranschlagt, um Risiken bei der Abwicklung abzufedern. Mit der Aktion soll | |
der Bankenbetrieb aufrecht erhalten, Sparer sollen geschützt werden. | |
Am Freitagabend hatte die EZB mitgeteilt, dass die beiden Banken, die seit | |
Jahren auf einem Riesenberg fauler Kredite sitzen, keine Zukunftschancen | |
hätten und nach italienischem Insolvenzrecht abgewickelt werden sollen. | |
Die Krise der Banken habe ein Niveau erreicht, das einen Rettungseinsatz | |
nötig mache, um das Risiko eines „ungeordneten Zusammenbruchs“ zu | |
verhindern, sagte Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni. Der gute Teil | |
der beiden Regionalbanken soll nach den Plänen der Regierung in Rom an die | |
Intesa Sanpaolo gehen. Der schlechte Teil soll ausgelagert werden. Dem Plan | |
müssen nun noch das Parlament und die EZB zustimmen. | |
Die EU-Kommission gab bereits am Sonntagabend bekannt, dass sie die Pläne | |
für vereinbar mit dem EU-Beihilferecht halte. Die Anteilseigner und die | |
nachrangigen Gläubigern würden in vollem Umfang an den Kosten der | |
Abwicklung beteiligt, hieß es in einer Erklärung. | |
Die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager kommentierte: „Italien | |
hält die staatlichen Beihilfen für notwendig, um in der Region Venetien | |
eine Störung des Wirtschaftsleben zu verhindern.“ Zudem würden die | |
Maßnahmen auch zur Konsolidierung des italienischen Bankensektors | |
beitragen. | |
Die EZB hatte zuvor mitgeteilt, die beiden Banken hätten wegen mangelnden | |
Eigenkapitals keine Überlebenschancen. Die EZB habe den Banken Zeit für | |
einen Rettungsplan gegeben, sie hätten aber keine „glaubwürdigen Lösungen�… | |
unterbreitet. Die europäische Bankenabwicklungsbehörde SRB (Single | |
Resolution Board) habe entschieden, dass die Rettungsbedingungen nicht | |
gegeben seien, hieß es weiter. | |
## Faule Kredite | |
Beide Banken haben jeweils etwa 500 Filialen und mehr als 5.000 | |
Mitarbeiter. Sie sitzen wie andere italienische Institute auf einem | |
Riesenberg fauler Kredite und brauchen seit Jahren Hilfe von einem | |
Rettungsfonds. | |
2016 hatte der Rettungsfond „Atlante“ 3,5 Milliarden Euro in die Veneto | |
Banca und die Banca Popolare di Vicenza gepumpt – ohne Erfolg. Sie brauchen | |
früheren Angaben zufolge insgesamt mehr als 6 Milliarden Euro an frischem | |
Kapital. | |
Europäische Regeln für Staatshilfen verbieten eigentlich staatliche | |
Rettungsaktionen für Banken. Zum Sorgenkind Nummer eins des maroden | |
italienischen Bankensektors hatte es vor einigen Wochen erst eine | |
Grundsatzeinigung zwischen der EU-Kommission und der Regierung in Rom | |
gegeben. So darf Italien der angeschlagenen Traditionsbank Monte dei Paschi | |
di Siena mit einer milliardenschweren Kapitalspritze helfen. Möglich ist | |
das, weil die Bank langfristig als profitabel eingeschätzt wird. Vielen | |
gilt sie allerdings auch als „too big to fail“, ihre Pleite könnte also ein | |
schweres Finanzbeben auslösen. | |
Die Banca Veneto und die Banca Popolare di Vicenza hatten 2016 eine | |
Bilanzsumme von rund 28 Milliarden beziehungsweise 34 Milliarden Euro. Zum | |
Vergleich: Bei der Deutschen Bank waren es rund 1.600 Milliarden Euro. | |
26 Jun 2017 | |
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