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# taz.de -- USA zahlen täglich 30 Millionen Dollar: Venezuela hängt am US-Öl…
> Sollte die US-Regierung ein Embargo beschließen, würde Venezuela ins
> Bodenlose stürzen. Das aber will Washington verhindern.
Bild: Die USA wollen dem Karibikstaat den Geldhahn offensichtlich nicht zudrehen
Buenos Aires taz | Für Goldman Sachs war es ein prächtiger Deal. Ende Mai
hatte das US-Finanzunternehmen Schuldverschreibungen der staatlichen
venezolanischen Ölgesellschaft PDVSA in Höhe von 2,8 Milliarden US-Dollar
erworben. Mit einem satten Abschlag von 69 Prozent kaufte die Bank die bei
der Zentralbank in Caracas hinterlegten Bonds für gerade mal 868 Millionen
Dollar.
Während Venezuelas rechte Opposition gegen den Deal wetterte, setzt Goldman
Sachs darauf, dass die chavistische Regierung, die sich wegen der
schlechten wirtschaftlichen Lage massiven Protesten auf der Straße
ausgesetzt sieht, bis zur Fälligkeit der Bonds im Jahr 2022 im Amt bleibt.
Damit scheint trotz aller Rhetorik auch die US-Regierung zu rechnen. Bisher
hat sie jedenfalls eher symbolische Sanktionen gegen das chavistische
Venezuela verhängt, wie das Einreiseverbot für hochrangige Funktionäre
sowie das Einfrieren von deren Vermögenswerten in den USA. Ein Grund dürfte
sein, dass sie kein zweites Syrien und schon gar nicht unmittelbar vor der
eigenen Haustür haben wollen.
## USA sind keine Selbstversorger
Während die USA für Venezuela der wichtigste Abnehmer von Rohöl sind, liegt
der Karibikstaat mit einem 9-Prozent-Anteil auf dem dritten Platz der
Ölexporteure in die USA, hinter Kanada (41 Prozent) und Saudi-Arabien (12
Prozent). Nach Angaben des US-Energieministeriums lieferte Venezuela 2016
im Durchschnitt 741.000 Fass Rohöl pro Tag und kassierte dafür täglich 32,2
Millionen Dollar.
Trotz der gestiegenen US-Gewinnung von Schieferöl ist das Land alles andere
als ein Selbstversorger. Zudem liegen die Förderkosten bei Schieferöl bei
rund 50 Dollar pro Fass. In Saudi-Arabien liegen sie bei 8 Dollar pro Fass
und in Venezuela pendeln sie zwischen 12 und 18 Dollar. Durch den Ölexport
in die USA flossen 2016 täglich knapp über 30 Millionen Dollar in den
Karibikstaat. Würden die USA diesen Geldstrom kappen und ein ähnliches
Embargo wie gegen den Iran verhängen, würde das Land ins Bodenlose stürzen.
Wenn einer in der US-Administration darüber am besten Bescheid weiß, welche
Auswirkungen ein Embargo hätte, dann ist es Außenminister Rex Tillerson.
Der Texaner war ab 2001 Präsident und später Geschäftsführer des
US-Ölmultis ExxonMobil. Eben in jener Zeit, als der damalige Präsident Hugo
Chávez die Ölindustrie verstaatlichte und Firmen wie ExxonMobil aus dem
Land warf oder neue Vertragsbedingungen diktierte.
Der Platzverweis ist bis heute ein Fleck auf Tillersons ansonsten weißer
Managerweste und erhielt zuletzt im März eine Auffrischung, als die seit
2017 anhängige 1,4 Milliarden Dollar schwere Klage von ExxonMobil gegen
eine Enteignung im venezolanischen Orinoco-Gürtel vom Schiedsgericht der
Weltbank endgültig abgewiesen wurde.
## Russische Ölfirma gefährdet US-Energiesicherheit
Was viele US-AutofahrerInnen nicht wissen, wenn sie bei einer der rund
6.000 Servicestellen von Citgo ihren Tank füllen, ist, dass Citgo PDVSA
gehört. Bereits in den 1990er Jahren hatte PDVSA die Firma nach und nach
aufgekauft und begonnen, in den drei firmeneigenen Raffinerien sein
schweres Rohöl zu verarbeiten. Allerdings versucht PDVSA seit zwei Jahren,
Citgo zu verkaufen, vor allem um die Löcher zu stopfen, die der rasante
Preisverfall beim Rohöl in die Firmen- und damit auch in die Staatskasse
reißt.
Interesse hat die russische staatliche Ölfirma Rosneft, die PDVSA ein
Darlehen über fünf Milliarden Dollar gewährte und als Sicherheit 49,9
Prozent der Citgo-Anteile erhielt. Ein Deal, der sowohl bei den
US-DemokratInnen als auch den RepublikanerInnen die Alarmglocken läuten
ließ. Beide sehen die nationale Energiesicherheit in Gefahr.
20 Jun 2017
## AUTOREN
Jürgen Vogt
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